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La Paz verlasse ich nach ein paar kalten erlebnisreichen Tagen richtung Sueden, genauer Oruro. Hier beginnt die Eisenbahn nach Uyuni und weiter. Es ist schon ein bisschen nostalgisch. Der Schaffner hat eine witzige Muetze auf, es laeuft klassische Musik im Bahnhof und im schunkelnden Wagon betraegt die Hoechstgeschwindigkeit vielleicht 60 Stundenkilometer. Es fehlen nur noch der Lokomotivendampf und die mit Zylinder und Kleid ueber den Bahnsteig schlendernden Fahrgaeste frueherer Jahre. Die Landschaft rauscht vorbei, sie offenbart sogar einen farbenfrohen Sonnenuntergang bevor das touristische, von Sand eingestaubte Tor zur surrealen Welt der Salzseen von Uyuni erreicht ist.
Im groessten Salzsee ist es zu hell als das man mit dem blossen Auge etwas sehen koennte, es ist ein ewig weites grelles Weiss. Berge scheinen ueber dem flimmernden Horizont zu schweben. Irgendwie koennen auch ein paar Kakteen auf einer einsamen Insale ueberleben. Auf dem Weg nach Chile fuehrt der Weg auch an Lagunen vorbei. Eine der Wasserstellen riecht streng nach Schwefel, eine andere ist Zuhause vieler Flamingos und dann gibt es eine rostig blutige rote und weiter eine gruene. Dem Mineralienreichtum in der Gegend sei Dank. Ein von Wind geformter Stein, eine Uebernachtung im Salzhotel, ein wie von Kinderhand gemalter konischer Berg mit Schneekaeppchen, gasende Geysire und ein Bad in einer heissen Quelle bei Sonnenaufgang runden die Reise ab.
Und mit einem Mal bin ich nicht mehr in Bolivien. Es war sehr schoen und vielleicht komme ich auch nochmal wieder. Dafuer gibt es einen Schock in Chile. Es ist viel entwickelter, es ist um ein vielfaches teurer, manches ist teurer als in Deutschland, aber dafuer gibt es ausgleichendes: Kunst. Haeuserwaende sind verziert mit Gepinseltem oder Skulpturen. Mosaike im Buergersteig erzwingen tanzende Passanten, die vor Bewunderung nicht drauftreten wollen. Menschen kleiden sich wie sie wollen und sehr unterschiedlich. Auch blaue und gruene Augen lassen sich beim Spaziergang erblicken. Die Bewohner hier wollen sich ausdruecken, vielleicht hat gerade deswegen jeder Balkon, jede Kneipe, jedes Auto die chilenische Fahne.
Zwei Naechte habe ich bei Jan auf dem Sofa verbracht und einen Tag im wundervoll bunten Valparaiso, wo Kunst gross gemalt wird - viele Graffiti und farbenfrohe Haeuser. Es gefaellt mir hier, was das urbane (Leben) angeht, viel besser als in den anderen (Haupt-)staedten. Spontan war ich das erste Mal seit ich denken kann im Ballett! Was fuer eine Erfahrung. Eine andere Erfahrung ist das unbekanntes Tauchobjekt, das man essen kann: Piure. Das ist glibberig, doch lecker im Gegensatz zu Seeigel, der mir Brechreiz gemacht hat. Eine weitere ist Traenen- oder Reizgas. Das ist echt mies. Im Supermarkt sagt der Kunde nichts als der Metzger auf die Ware niesst, er markeiert die Auslage von der anderen Seite mit seinem Nasensaft. Der Grund sind die Studentenproteste, die von anderen Jugendlichen als Plattform genutzt werden Polizisten mit Steinen zu bewerfen. Und die duerfen nicht zurueckwerfen - also raeuchern sie die ganzen Strassen des Protests. Die ansonsten friedlichen Proteste an sich sind in aller Oeffentlichkeit zu bestaunen, da koennte sich die deutsche Studierendenschaft mal was abschauen. Es hat mir gut gefallen hier in Santiago und Valparaiso - Villarica is next...
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