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Unsere Salar de Uyuni-Tour beginnt um 10:30 Uhr. Wir sind um 10:10 Uhr am Treffpunk. Viele Jeeps kommen an, laden Leute ein und fahren weg. Wir fragen (ab 10:30 Uhr) vier Mal nach, wann unser Jeep denn kommt, aber er kommt eben erst um 11:30 Uhr. Acht Menschen müssen zusätzlich zum Fahrer in den Jeep gequetscht werden, aber es wird uns ein Wechsel vom Jeep bei der ersten Tour-Station versprochen, weil wir schließlich die Spezial-Tour gebucht haben (kostet 5€ mehr). Die angekündigten englischsprachigen Mitteilnehmer sind zwar bisher nicht aufgetaucht, aber was solls…
Erster Halt ist der Zugfriedhof, dort erhalten wir übertriebene 40 Minuten Zeit. Wir sind nach zehn Minuten fertig und fragen nach unserem Wechsel-Jeep, beharren auf Hilfe beim Finden, da gefühlt 50 Jeeps auf dem Parkplatz stehen und schon am wegfahren sind (jeder macht die gleiche Tour). Unsere antelefonierte Tourtante kommt und sagt uns, wir hätten ja keine Privattour gebucht (was ja klar war, wir wollten nur den Jeep wechseln, weil so gesagt und außerdem überfüllt und alle anderen eine Classic-Tour für die Hälfte unseres Preises gebucht hatten). Währenddessen zog der lustlose Fahrer die Radmuttern an. Sie hatten sich deutlich gelockert...
Uns wird versichert, dass wir auf jeden Fall alle Stationen der Spezial-Tour sehen werden, ein Wechsel des Jeeps sei allerdings nicht geplant. Markus darf sich neben den Fahrer setzen, da ist am meisten Platz, allerdings auch der einzige, auf dem man den Fahrer (und der, wie sich herausstellt, auch unser nuschelnder, natürlich nur spanisch sprechender Führer der Tour ist) akustisch verstehen kann. Papa „übersetzt" dann an allen Insassen des Jeeps. Die zweite Reihe des Jeeps ist mit vier Leuten belegt (der vierte sitzt dann auf einem halben Oberschenkel und bekommt die Türe nur mit Hilfe von außen und mit viel Schwung zu. Die letzte Reihe ist mit nur drei Leuten die Kindersitzreihe. Prekär wurde die Situation als bei einem leichten Regenschauer die elektrische Türverriegelung anfing zu spinnen und bei voller Fahrt die durch den anderen Oberschenkel unter Spannung gesetzte Türe sich auf und zuschloss, auf und zuschloss, auf und zuschloss (Typ Maschinengewehr) bis hysterisches Gelächter im Jeep aufkam. Beim nächsten Halt wurde aufgrund des Kriechstroms einfach der Pluspol von der Batterie entfernt. Das Auto wurde so geparkt, dass wir davon nichts mitbekommen sollten. Markus ist es natürlich nicht entgangen.
Nächste Station, wie man uns sagte, ein Artesania-Markt mit Mittagessen im Salzhotel mit Museumsbesuch. Der Krämermarkt wurde inspiziert und nach drei Minuten als zu teuer empfunden. Das „Museum" bestand aus einem dunklen Raum mit vier grobschlächtigen Salzfiguren (diese waren gewohnt bunt, kitschig geschmückt). Nach den mit dem Guide vereinbarten 30 Minuten befanden sich alle Jeepinsassen am Treffpunkt. Nur der Guide fehlte und kam nach mehrmaligem lautem Rufen („Hector") nach 15 Minuten um die Ecke. Als allerletzte Touris auf dem gesamten Markt wurden wir ins „Salzhotel" geführt (die Wände des stinknormalen Raumes waren aus Salzblöcken - übertrafen unsere Erwartungen also nicht) und bekamen am ungeputzten und wieder viel zu kleinen Tisch zum Essen in einem Thermostopf servierte Nudeln mit kaltem, zähem Fleisch. Dazu etwas Rote-Beete-Salat und als Nachtisch jeder eine Banane. Als Trinken wurde mit zu wenigen Bechern eine 2Liter Fanta-Orange serviert. Alle Teilnehmer ertrugen das Schauspiel mit Humor und großer Fassung.
Auf dem Nachbartisch saß die Katze, unterm Tisch der Hund. Als zwei bolivianische Kinder den Hund mehrmals grob unter dem Tisch hervorzogen bis dieser knurrte, war ich (Emma) dann aber sauer.
Der Weg zur nächsten Station stellte sich als schwieriger als gedacht heraus. Der Motor des Jeeps ließ sich nicht zünden. Markus beobachtete schielend vom Beifahrersitz aus entsetzt, dass „Hector" zusammen mit dem Schlüssel eine Büroklammer mit in das Zündschloss steckte. Der Schlüssel, war schon so abgenutzt, dass dieser sonst keinen Kontakt erhielt. Nach gefühlten 100-maligem erfolglosem Probieren erkundigten Mama und ich uns vom Kindersitz was denn da vorne los sei. Unserer hysterischen Reaktion (unser Schicksal dieses Tages hatten wir ja bereits akzeptiert) nach, fragten auch die anderen ahnungslosen, spanisch sprechenden Passagiere, was da los sei. „Hector" sprach nämlich nicht zu uns, sondern nur auf Spanisch zu Papa.
Als weitere hysterische Unterhaltung des Tages fragte uns der Fahrer dann, ob denn jemand was am Auto angefasst hätte, denn wir wären ja Schuld, dass es nicht startete. Nach achtfachem Verneinen versuchte er es erneut mehrmalig erfolglos bis er ohne Kommentar ausstieg und telefonierte. Auf Nachfrage nuschelte er uns dann zu, dass ein neuer Jeep 20 Minuten (jaja…) ankommen würde.
Zu unserem Glück kam hinzu, dass sich während unserer Panne ein riesiges Gewitter über uns zusammenbraute. Erste Blitze waren am Horizont zu sehen. Wir diskutierten erstmals, wie das Gewitter mit dem Salzwasserbedeckten (10.000km²) Salar und den darin stehenden und aus der Ebene herausragenden Menschen klarkommen würde.
Das Auto sprang nun an. Wir hofften er würde es niemals wieder ausschalten. Vor allem nicht auf dem Salar. Vorher allerdings ging es noch unter schwarzen, donnernden Wolken zu Mumien in der Nähe. Papa erzählte später „Hector" hätte dies fast vergessen, dieser Programmpunkt war nämlich Privileg der Spezial-Tour. Die Mumien versteckten sich in Steinhäusern zwischen Felsen, auf einer Erhebung im Salar. „Hector" erzählte uns, die Mumien stammten aus der Prä-Inka-Zeit, als noch keine Sonne in Bolivien am Himmel war. Als die Sonne dann schließlich doch auftauchte (und damit auch die Inka) versteckten sich die Menschen im nun gebauten Haus, starben, und mumifizierten in der trockenen, salzigen Luft. Irgendwann wurde dann noch ein vertrockneter Puma über die Türe genagelt, der bis heute zu bestaunen ist. Auf dem Boden lagen Opfergaben - leere Bierdosen. Das Gewitter war mittlerweile 1km nah. Wie in der Geisterbahn…
Der nächste Programmpunkt sollte nun endlich der eigentliche Salar sein. Mama und ich beschlossen dieses elektrifizierende Ereignis vom Auto aus zu beobachten (Faraday´scher Käfig - der gute, alte Jeep fungiert bestimmt wenigstens als Blechdose und Schutz vor Blitzeinschlag im fatzenglatten Salar).
Nach einer holprigen Fahrt durch hohes Salzwasser und einigem Gehoppel und Schräglagen im unklar tiefen Wasser (nun bekam Mama schlechte Laune)n haben wir dann schließlich an einem echten Salzhotel (war wohl nicht in unserem doppelt so hohem Preis enthalten) angehalten. In den wenigen kleinen Pfützen spiegelten wir uns dürftig. Der Wind an diesem Tag war stark und der berühmte größte Spiegel der Welt war sehr krisselig, das Gewitter war nun weit entfernt, der Wind war aber geblieben. So rannten wir von Pfütze zu Pfütze und bemühten uns das beste aus diesem Tag rauszuholen.
Eine Uhrzeit und Treffpunkt hatten wir an diesem Stopp nicht ausgemacht. Als wir dann genug hatten und unsere salzigen Barfuß-Füße dürftig mit unserem Trinkwasser abspülten hatten, fuhr unser „Hector" auch schon bei offener Türe los. Informiert wurden wir nicht, was nun passierte. Vorbei an zwei Mädels unserer Truppe genau in entgegengesetzte Richtung zu den restlichen Drei der Truppe. Diese bemerkten uns nicht, weil die gerade auf einer momentan spiegelklaren Pfütze Bilder machten. „Hector" war dies egal, er wollte wohl weiter, und er fuhr mit dem Jeep durch die Pützen in engem Bogen direkt vor den halb-zahlenden Rest der Gruppe. Als dann alle erstaunten Gesichter eingesammelt waren, rumpelten wir wortlos durch das nun 20cm tiefe Wasser über Salzschollen an tieferen Stellen vorbei.
An der nächsten versprochenen Station wurde einfach vorbeigefahren. Die Pfützen wurden zum See und die Wolken spiegelten sich wunderschön darin. Nachdem ich den Fahrer fragte, warum wir denn hier nicht anhalten, es sei doch viel schöner als bei den kleinen Pfützen, nuschelte er was zu Papa, hielt aber wenigstens an. Hier schossen wir dann die schönsten Fotos des Tages, mit eiskalten und erneut salzverkrusteten Füßen. Im Endeffekt, der schönste Stopp des Tages.
Da der Tag ja eher bewölkt war wurde der letzte Programmpunkt, sogar nach Absprache, ausgelassen. Einen Sonnenuntergang hätte man wohl nicht beobachten können. Wahrscheinlich war „Hector" einfach müde und wollte nach Hause. Auf dem Rückweg sind ihm unter Papas wachsamen Blick hinter der Sonnenbrille die Augen wohl mehrmals zugefallen.
Die geplante Beschwerde bei der Tourleiterin ist leider auch ins Wasser gefallen, da diese nach einem Telefonat einfach nicht auftauchte. Wir wussten nicht ob wir lachen oder weinen sollten. Wir waren jedenfalls froh, als wir wieder im Hostel waren, und nichts ernsthaftes passiert war. Das war eine grottige Tour und doch eigentlich ganz nett :)
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