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Das war eine Anreise! Sowas hab ich noch nicht erlebt, aber ich hab es überlebt, auch wenn es physisch und psychisch sehr anstrengend war.
Ich hab am Samstagnachmittag spontan entschieden, ein paar Tage nach Stockholm und Kopenhagen zu fahren. Kenne beide Städte nicht, ein normales Wochenende ist selbst von Hamburg aus zu knapp für jede von ihnen und seit diesem Jahr gibt es einen Nachtzug von Hamburg nach Stockholm. Gedacht, gebucht, Guide gekauft, gepackt und Sonntagabend um 21:10 Uhr aus dem Haus zum Nachtzug um 22:01 Uhr. Ich versuche die Stunden bis Montag 15:00 Uhr kurz zu halten :-D
Ich kam um 21:30 Uhr am Bahnhof an, laut Plan und da ich weder Mail noch SMS von der schwedischen Bahn bekommen hatte, schön alles normal zu sein, nur… mein Zug stand nicht auf der Tafel, dafür ein anderer nach Stockholm, der jeden Moment anfangen abfahren sollte. Also bin ich zum Gleis gerannt. Der Zug stand da, aber die Türen waren schon zu, der Schaffner sagte, ich sei zu spät. Ob dieser Zug ein Ersatz für meinen wäre, wusste er nicht. Am Schalter der DB Ratlosigkeit, der 22:01 Uhr-Zug stünde nicht mehr in ihrem System, nähere Infos hätte man nicht. Aber um Mitternacht fährt ein dänischer Zug nach Stockholm, vielleicht einfach den nehmen. Zusammen mit anderen Backpackern und Interrailern haben wir zu zehnt (irgendwann auf dem Boden sitzend) versucht, die Hotline der Schweden und der Dänen zwecks Infos zu kontaktieren. Fehlanzeige. Um Mitternacht dann die Erkenntnis, dass der Zug schon lange ausgebucht ist (wussten wir schon) und sie keine Passagiere ohne Bett oder Sitzplatz mitnehmen könnten. Mist! Wollte schon wieder heim und versuchte auf die S-Bahn wartend einen Zug für Montagfrüh bei der DB zu buchen. Ging nicht. Also zurück zur Info. Da herrschte dann plötzlich Hochbetrieb. Sie hatten ein Sammeltaxi nach Frederica (Dänemark) organisiert, von dort fahren stündlich Züge nach Kopenhagen und von dort kommt man auch regelmäßiger weiter nach Stockholm. Mich haben sie netterweise auch ohne ein DB-Ticket kostenlos mitfahren lassen. In Frederica war dann von 3:35 Uhr bis 5:23 Uhr wieder Warten. Hatte aber nette Gespräche mit einer Luxemburgerin und einer Niederländerin. Die dänischen Bahnen nahmen mich netterweise ohne zu murren mit, trotz meines falschen Tickets. In Malmö stiegen wir wieder um und hatten noch Zeit für ein kleines Frühstück im Café. Beim Einsteigen trennten sich unsere Wege, jede musste in einen anderen Zug. Ich suchte wieder nen Schaffner, um das mit meinem Ticket zu klären, fand keinen und schlief irgendwann erschöpft ein. Irgendwann weckte mich die Schaffnerin unsanft. Wie ich denn auf dem Platz eines anderen Gastes sitzen könne. Und überhaupt! Kein gültiges Ticket?!? Wieso ich nichts gesagt hab, sie sei ja mehrfach vorbei gelaufen. Hab ich verschlafen :-( Ich hab die Situation erklärt und mich mehrfach entschuldigt. Netterweise wies sie mir dann einen anderen Platz am anderen Ende des Zuges zu (wir sind komplett ausgebucht, das ist der letzte freie - und ich sah soooo viele freie Plätze auf meinem Weg durch den Zug, vermute, das war ihre Strafe an mich). 6 Stunden später, der Zug hatte auch nochmal 1,5 Stunden Verspätung, war ich dann um 15 Uhr endlich in Stockholm. Eine echte Odyssee, aber wieder um Erfahrungen reicher und in meinem Selbstbewusstsein bestärkt: Probleme lassen sich immer irgendwie lösen, wenn auch auf unerwartet Weise, und manchmal erspart lieb fragen etliche Zusatzkosten und nicht zuletzt: mit Leidensgenossen erträgt sich jedes Problem leichter.
Nun sitze ich in Stockholm in einem außen Restaurant mitten in der Altstadt, auf der Insel der ehemaligen Burg wo heute das Schloss steht. Sehr schön hier. Und überall sieht man Wasser. Ich mags sehr. Und es ist so lange hell. Wird erst um 22:07 Uhr dunkel. Heute vor genau zwei Wochen in Sydney war es etwa 16:53 Uhr. Was für ein Unterschied!!! Aber in jeglicher Hinsicht. Werde gleich noch etwas durch die Gassen langsam zurück Richtung Hostel bummeln. Bin hundemüde. Für morgen um 10:00 Uhr hab ich eine Bootsfahrt in die Schären gebucht. Zusammen mit dem ABBA-Museum mein einziges Must-See und ein laufarmer Start in den Tag an einem sicher müden Morgen. Mal sehen, was ich sonst noch unternehme. Morgen soll es auch Mitte 20 Grad werden. Heute waren es eher um die 20 und sehr bedenkt, im Zug hat’s zT geregnet.
Ich sag schon mal gute Nacht und freue mich auf mein unteres Hostelbett :-)))
Jetzt aus dem Bett:
Was sie in Noosa und Sydney zu wenig hatten im Winter, gibt es hier im Sommer zu viel: dicke Bettdecken! Hab hier eine superdicke Decke liegen für richtig kalte Wintermonate und daneben so ein Bettlaken. Immerhin Auswahl und frieren wird man hier nicht. Aber morgen soll es 26 Grad werden und man muss die Decke irgendwie bei sich im Bett unterbringen…
Kann kaum glauben, dass ich heute vor zwei Wochen erst aus Sydney weg bin. Das ist schon so weit weg alles :-( Andererseits hab ich gerade heute auf der Fahrt meinen letzten Apfel aus Sydney gegessen. Hatte extra einen mehr gekauft, weil die so toll waren, und ihn die ganzen zwei Wochen aufgehoben. Trotzdem alles sehr surreal. Mein ganzes Reisen ist für mich gerade sehr surreal, weiß gar nicht, wie ich euch das Gefühl beschreiben soll. Es ist total klar, wo ich war und was ich gesehen habe, aber es fühlt sich einfach nicht an, als sei das gerade erst gewesen und als sei ich das gewesen, mehr wie ein Film von wem anders.
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Wolf Ploog Sehr spannend, was Du gerade so alles erlebt hast und ja, doch auch sehr real in einer surrealen Welt. Mach' weiter, die Dinge kann Dir niemand nehmen. Immerhin hattest Du ein Bett. Meine Tochter musste in Paris mal ne Nacht auf der Straße schlafen, obwohl sie fest gebucht hatte. LG aus HH