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Seit unserem letzten Bericht aus La Paz ist schon wieder viel passiert. Am Dienstag sind wir nach Uyuni aufgebrochen. Mal wieder eine lange und beschwerliche Reise. Zuerst 4 Stunden Busfahrt, dann 7 Stunden Zug.
Wir sind erst um 22:30 Uhr in Uyuni angekommen und hatten daher keine Zeit mehr, das kleine Städtchen zu erkunden. Am Mittwoch Morgen startete dann unsere Jeepsafari rund um das Umland von Uyuni, unter anderem mit dem Besuch der Saltflats. Das ist ein riesiger Salzsee (120000 km²), der in der Trockenzeit völlig austrocknet und auf dessen Grund Massen von Salz lagern (an der tiefsten Stelle ist die Salzschicht 200 Meter tief. Hier findet man weit und breit kein Leben. Nur auf einer kleinen Insel mitten im Salzsee wachsen Riesenkakteen, die zum Teil über 1000 Jahre alt sind.
Die erste Nacht von unserer Tour haben wir in einem Salzhotel verbracht. Dort ist alles aus Salzblöcken gebaut: die Wände, die Tische, die Bänke und die Betten. Wir haben die "Honeymoon-Suite" bekommen, das einzige Zweibettzimmer, die anderen aus unserer Gruppe mussten mit den Schlafsäalen vorlieb nehmen. Da die Unterkünfte hier im Niemandsland keine Telefonverbindung haben, kann man keine Reservierungen im Voraus machen und man muss das nehmen, was noch an Zimmern zur Verfügung steht.
Der nächste Tag hielt dann einige ungewollte Überraschungen für uns parat. Um 5 Uhr morgens sind wir vom Salzhotel losgefahren. Unsere Gruppe war auf drei Jeeps aufgeteilt. An dieser Stelle sollten wir euch auch mal einen kleinen Eindruck von dem Zustand der Autos verschaffen: Unser Jeep, ein alter Landcruiser, hatte keine Anschnallgurte, der Tacho zeigte kontinuierlich 0 km/h an, der km-Stand bewegte sich nicht, eine rote Checklampe leuchtete seit Beginn der Tour und das schlimmste: die Heizung tat es nicht! Bei Minusgraden ging es daher dann für uns bibbernd durch die Wüstenlandschaft von Uyuni, in der Hoffnung, dass bald die Sonne aufgeht, die uns ein bißchen wärmt.
Dann kam der erste Schock: Wir haben einen Platten! Grundsätzlich kein Problem, wir haben ja ein Reserverad, gut wäre nur, wenn auch ein funktionierender Wagenheber im Auto wäre. Naja, wir haben keinen, aber die anderen beiden Jeeps haben bestimmt einen dabei. Blöd ist nur, dass die beiden anderen Jeeps vor uns gefahren sind und schon längst außer Sichtweite sind. Der Handyempfang ist nicht vorhanden und so was unnötiges wie ein Satellitentelefon oder Funk haben wir natürlich auch nicht. Also heißt es warten, bis den anderen auffällt, das wir nicht mehr da sind. Man beachte noch einmal: wir haben keine Heizung! Nach ca. einer Stunde war der Reifen dann endlich gewechselt und wir konnten weiter fahren. Aber nur ca. 10 Minuten, dann sehen wir den nächsten Schocker: einer unserer Jeeps steht mitten in der Wüste und die Insassen warten draußen in der Kälte. Warum stehen die freiwillig in diesem eisigen Wind? Das kann nichts gutes heißen. Als wir näher kommen, sehen wir das Desaster: die Hinterradachse des Jeeps ist gebrochen und es läuft jede Menge Öl unter dem Wagen aus.
Tja, was tun? Warten, bis irgendjemand vorbeikommt, der ein Satellitentelefon hat?! Glücklicherweise hält ein anderer Jeep an und gibt uns den Tipp, dass, wenn man den Berg Richtung Chile hochfährt, dort ein bißchen Handyempfang vorhanden wäre. Gesagt getan: schnell mal auf die chilenische Seite gefahren und dann mit dem Handy in der Hand nach Empfang suchen. Gott sei Dank hat das funktioniert! Nach Rücksprache mit dem Touroperator bekommen wir einen neuen Jeep. Das dauert allerdings 3 Stunden. Außerdem kann der neue Jeep nicht zu der Stelle kommen, wo wir gerade sind, sondern wir müssen uns an einem Vulkan treffen, der noch ca. 1 Stunde Fahrtzeit entfernt ist. Wir haben aber nicht genug Sprit im Tank, um die Strecke mehrmals zu fahren. Also müssen wir 17 Personen auf die zwei verbliebenen fahrtüchtigen Jeeps verteilen. Immerhin wird's jetzt kuschlig warm im Auto! Zwei Mann unserer Crew lassen wir mit dem kaputten Jeep und ein wenig Verpflegung zurück. Sie müssen bis zum späten Nachmittag warten, bis die nötigen Ersatzteile angeliefert werden, dann werden sie die Nacht im Jeep verbringen und am nächsten Tag den Wagen vor Ort reparieren, da Abschleppen bei diesem Gelände unmöglich ist.
Nach diesen ungeplanten Komplikationen müssen wir unser Tourprogramm etwas abändert. Trotzdem haben wir noch viel gesehen: einen aktiven Vulkan, den "Stinky-Lake" (Schwefelgeruch überall) mit vielen Flamingos, den Stone-Tree (eine Felsformation, die aussieht wie ein alter Baum) und den Red-Lake, ein See, dessen Wasser aufgrund von Mineralien rot im Sonnenlicht schimmert. Leider sind wir erst so spät am Red-Lake, dass kaum noch Sonnenlicht vorhanden ist und wir beschließen, am nächsten Tag nochmal wieder zu kommen. Auf Grund unserer Verspätungen bekommen wir nun allerdings auch noch ein Problem bei der Unterkunftssuche. Unser Guide hatte uns eh schon vorgewarnt, dass die Unterkunft der 2. Nacht "very basic" sei. Aber jetzt haben wir das Problem, dass die besseren Unterkünfte schon alle belegt sind, d.h. wir müssen mit der letzten Kaschemme vorlieb nehmen, die noch übrig ist. Es ist kalt ( ein paar Fensterscheiben sind zerschlagen) und zugig und wir haben keinen Strom ( gut, dass sind wir auch schon vom Salzhotel gewohnt gewesen). Wir sind auf fast 5000 Meter Höhe. Gott sei Dank haben wir Schlafsäcke. Für die Nacht müssen wir alles anziehen, was wir mithaben.
Am nächsten Morgen geht es bei klirrender Kälte in unserem Jeep ( ohne Heizung) weiter. Diesmal ist es so kalt, dass die Fensterscheiben durch unseren Atem von innen zufrieren. Einen Eiskratzer hat unser Fahrer natürlich auch nicht. Mit einem Taschentuch macht er sich ein kleines Kuckloch, dass alle 2 Minuten wieder zufriert und dann fahren wir quasi im Blindflug auf 5000 Meter Höhe zu brodelnden Schwefelquellen. Überall steigt Dampf aus der Erde. Eine gute Gelegenheit, etwas aufzutauen. Danach geht es weiter zu einer heißen Quelle, wo wir baden können oder auch einfach nur die kalten Eisfüße wieder zum Leben erwecken können. Nach dieser wohltuenden Wärmetherapie brechen wir nochmal zum Red-Lake auf, um diesen bei vollem Tageslicht zu bewundern. Anschließend steuern wir wieder Uyuni an und besuchen auf dem Rückweg noch einen alten Zug-Friedhof. Doch auch die Rückfahrt verläuft nicht ganz komplikationslos: unser Wagen hat schon wieder einen Platten! Doch diesmal geht das Wechseln in wenigen Minuten.
Trotz der ganzen Schwierigkeiten war das ein tolles Erlebnis, vor allem die Salzflats und das Salzhotel fanden wir sehr beeindruckend. Dennoch waren wir froh, als wir Uyuni wieder unbeschadet erreicht haben. Die geglückte Rückkehr haben wir dann am Abend im Extreme Fun Pub gefeiert, und wir können euch sagen, der Name der Bar hält, was er verspricht!
Am Samstag sind wir dann mit dem Bus nach Potosi gefahren, einer kleinen Stadt auf 4050m. Dort haben wir am Nachmittag eine Silbermine besucht. Erstmal haben wir im Minersmarket Geschenke für die Arbeiter besorgt, u. a. Kokablätter, Alkohol (96%, den trinken die am liebsten pur!), Zigarretten und ein paar Stangen Dynamit (denn jeder Arbeiter muss sein Material selber bezahlen). Danach wurden wir neu eingekleidet: Gummistiefel, Hose, Hemd und natürlich Schutzhelm mit Lampe. Dann ging es hinein in die Mine. Die Schächte sind sehr eng und tief, die meiste Zeit muss man gebückt laufen. Außerdem ist es wahnsinnig staubig und die Luft wird immer schlechter, je weiter wir gehen. Es riecht nach Sprengstoff. Die Wege werden immer unwegsamer und es geht immer steiler nach unten. An einer Stelle müssen wir uns ca. 5-6 Meter nach unten abseilen. Und ratet mal, was Denis dabei passiert ist!? Auf einmal macht es laut Peng und ich denke zuerst: vielleicht ist er mit seinem Helm irgendwo gegen gestoßen? Oder die Kamera, die er umhängen hat, ist gegen die Wand geknallt? Aber nein, dass war's nicht, seine schicke neue Minenarbeiterhose ist geplatzt!
Im Anschluss an die Minentour haben wir auch ein paar Stückchen Mineralien gekauft, ein Stück Silber, ein Stück Gold, ein Stück Zink und einen blau/türkis leuchtenden Stein, dessen Namen wir nicht kennen. Und das alles für ca. 1,25€. Mal sehen, ob wir das durch den Zoll bekommen!?
Insgesamt ist das Preisniveau hier in Bolivien viel niedriger als in Peru. Wir waren gestern zum Beispiel Essen und Denis hat ein Menü genommen bestehend aus Salatbuffet, dann Suppe, Hähnchen mit Reis und Kartoffeln und als Desert Obstsalat mit Yoghurt. Das ganze Menü hat 25 Bolivianos gekostet, das sind ca. 3€!
Heute sitzen wir gerade im Bus nach Sucre. Dort werden wir noch 3 Tage bleiben bevor es mit dem Flieger zurück nach La Paz geht. Die Zeit vergeht so wahnsinnig schnell und wir würden am liebsten noch länger bleiben;-(
In Sucre haben wir hoffentlich wieder Internet, so dass wir euch weiter auf dem Laufenden halten können.
Bis demnächst!
- comments
Richard Hallo Ruth,hallo Denis Schön wieder von euch zu hören ich hatte schon etwas sorgen, aber euer Abenteuer geht weiter und das die Zeit wie im Flug vergeht ist ein gutes Zeichen! Schöne Restzeit Papa
Agnes Na da freue ich mich aber über euren ausführlichen Bericht. Sicherheitsstandards wohl nicht mit uns zu vergleichen.(wenn man an unseren TÜV denkt) Hoffentlich werden die Flugzeuge besser gewartet. Diese Reise ist ein wirkliches Abenteuer. Wünsche euch noch einen wunderschönen Aufenthalt in Sucre, scheint ja zivilisierter und eine wunderschöne Stadt zu sein. (bestimmt mit Wifi)Dann bis bald
Erwin Hallo Ruth, hallo Denis. So habt ihr euch das Abenteuer wohl nicht vorgestellt, oder? Wir wünschen euch für die restlichen Tage noch viel Spass und hoffentlich mehr Glück mit den Fahrzeugen. Freuen uns immer wieder auf die von euch geschilderten Berichte. Bis bald Papa und Mama
Agnes Hallo Ruth, Termin 21.8.12, Dienstag, 12.oo h bei Kristina in Ordnung? War kein anderer frei. Viele Grüße auch an Denis.