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In Houston ist jährlich die LPSC (Lunar and Planetary Science Conference, die größte Planetologen-Konferenz), auf der sich auch gerne mal ein paar Astronauten tummeln. Ich war 2012 bereits dort und durfte meine Masterarbeit anhand eines Posters präsentieren. Damals habe ich auch einen Tag genutzt und mir das Johnson Space Center anzuschauen; dieses Mal war ich hauptsächlich auf der Konferenz.
Von Stockholm aus gibt es leider keine direkten Flüge und so musste ich sonntags morgens schon um 3.45 Uhr aufstehen, da ich um 4.30 Uhr vom Taxi abgeholt wurde um meinen Flug von Stockholm nach Frankfurt zu nehmen. In Frankfurt hatte ich nur eine Stunde Zeit um umzusteigen und ich musste natürlich bis an andere Ende des Terminals. Das hat ewig gedauert und ich kam gerade an, als das Boarding schon begann .
Im Flugzeug habe ich durch Zufall einen alten Kollegen aus Münster getroffen, der als einziger erst sonntags nach Houston geflogen ist. Ich bin zum zweiten Mal mit dem A380 geflogen und war begeistert über das Entertainmentprogramm: es gab eine riesige Auswahl an Filmen und TV-Sendern, zahlreiche Spiele und verschiedene Flugzeugkameras durch die man die Außenwelt aus diversen Perspektiven sehen konnte. Als wir über Kanada geflogen sind, konnte ich z.B. auf riesige Eismassen blicken - noch nicht ahnend, dass mich diese in Kanada erwarten würden.. Zusätzlich gab es ein umfassendes Entspannungsprogramm, welches für mich und meine Flugangst sehr geeignet war. Dort wurden u.a. Entspannungsübungen durchgegangen, die mich an einen andern Ort versetzt haben (ich war auf einer von Bergen umgebenen Wiese und habe die reine Bergluft genossen. Na ja, theoretisch wäre das Ganze so abgelaufen. Bei mir hat es nicht seine volle Wirkung entfaltet, aber ich war immerhin abgelenkt
).
Wir sind durch günstige Winde sogar eine Stunde zu früh in Houston angekommen, brauchten dann aber 2 Stunden um aus dem Flughafen zu kommen. Am Security Check hat es ewig gedauert und ich wurde total ausgequetscht von einem Grenzbeamten, der not amused wirkte. „What are you doing here?" „I'm attending a conference" „Which conference?" „Are you presenting? Poster or presentation..?" etc. Danach wollten wir unser Gepäck abholen und die Schlange zum Ausgang, wo man seine Zollbescheinigung abgeben musste, reichte bis ans Ende der Gepäckbänder. Da mussten wir also nochmal ewig warten. Ich wollte nur noch raus aus meinen Klamotten, da ich mich nach so einem langen Flug etwas eklig und verschwitzt gefühlt habe. Außerhalb des Flughafens wurde ich von einer Wand aus schwül-warmen Wetter begrüßt, die mein Unwohlsein nur noch verstärkt hat. Im Hotel konnte ich schnell duschen bevor ich mit einem unserer Postdocs (Josh) zur Icebreakerparty im Konferenzhotel gegangen bin. Dort gab's (gratis) Häppchen und Bier mit schwedischen Preisen. Natürlich habe ich dort auch ein paar Freunde und Bekannte aus Münsters und Berlin wiedergetroffen
Von Montag bis Freitag war ich dann hauptsächlich auf der Konferenz und habe mich mittags oder abends zum Essen mit Freunden und Bekannten getroffen. Die Konferenz ist jedes Jahr in „The Woodlands" - eine künstlich angelegter Vorort mit einer Shoppingmall, einem See, diversen Restaurants und etlichen Hotels - aber ohne Bürgersteige, da die meist übergewichtigen Texaner sowieso überall mit ihrem SUV hinfahren.. Als Fußgänger muss man also entlang der Straße, durch Büsche und über Wiesen laufen um sein Ziel zu erreichen. Schön oder interessant sind die Woodlands nicht (zumindest aus europäischer Sicht, die Amerikaner verbringen hier unverständlicherweise sogar ihren Urlaub…). Durch die riesige Auswahl verschiedener Restaurant hab ich mal Sushi, mal mexikanisch, mal italienisch gegessen. Einen Abend bin ich mit ein paar Leute aus Münster zu einem weiter entfernen Fischrestaurant gefahren. Dort gibt es normaler weise Crayfish - dieses Jahr war es aber noch zu kalt und wir sind den weiten Weg umsonst gefahren.
Ansonsten gibt es jedes Jahr während der Konferenz eine Hawaiiparty, eine Arizona Party und St Patrick´s Day wird auch gefeiert. Letzteren habe ich mit den Münsteranern ein wenig gefeiert und einige Bier getrunken, sodass ich mittwochs etwas verkatert war. Dienstag und Donnerstag sind abends riesige Postersessions, auf denen Wissenschaftler ihre Studien und Ergebnisse auf A0 Postern vorstellen können. Dieses Session dauern 3 Stunden und währenddessen steht man neben seinem Poster (in der Kälte aufgrund der saukalten Klimaanlagen) und wartet bis andere interessierte Wissenschaftler vorbeikommen um die Ergebnisse zu diskutieren, Tipps zu geben oder einfach um Kontakte zu sammeln. Ich habe auf einem Poster auch Daten von mir wieder entdeckt, die ich in meinem ersten Paper veröffentlicht habe. Außerdem habe ich dort einen Typen aus Belm kennen gelernt - die Welt ist ein Dorf..
Das Ganze ist ziemlich locker und man trinkt nebenbei Bier oder Wein. Da uns das Konferenzbier zu teuer war (7USD pro Flasche) haben wir uns vorher im Supermarkt dieselbe Marke gekauft (ein Sixpack für 7 USD) und dieses ins Marriott geschmuggelt und dort getrunken..
Mein Vortrag war erst freitags nachmittags; der drittletzte Vortrag. Ich weiß nicht, wer sich diese dämliche Zeit ausgesucht hat, aber ich hätte denjenigen erwürgen können. Bis dahin war ich auch schon wieder erkältet - kein Wunder bei den kalten Innentemperaturen durch die Klimaanlagen (hinzu kam allerdings noch extremer Heuschnupfen, da die Pollen die kompletten Woodlands komplett bedeckt haben)! Immerhin konnte ich den Vortrag bis mittwochs vergessen und erst ab Donnerstag wurde ich zunehmend etwas nervöser. Viele Wissenschaftler sind schon donnerstags oder im Laufe des Freitags abgereist, weil ihnen 3-4 Tage reichen. Daher waren freitagnachmittags nicht mehr sehr viele Leute anwesend, schätzungsweise haben sich meinen Vortrag aber dennoch 50-60 Leute angeschaut. Ich war wieder nervös, aber habe nichts vergessen. Hinterher kamen auch ein paar bekannte Mondwissenschaftler an und meinten „Good job" oder „Good work". Schön zu hören, dass meine Arbeit also Sinn macht und anerkannt wird. Mein früherer Betreuer aus Münster saß auch ganz vorne und ich hab hinterher mit ihm etwas geredet. Meist suche ich mir immer jemandem im Publikum aus, den ich während des Vortrags öfter anschaue - auf der letzten Konferenz war es der Techniker, der direkt vor mir saß. Das war mir in dem Moment nicht bewusst und er hat wahrscheinlich kein Wort von meinem Vortrag verstanden. Immerhin hat er das nicht zum Ausdruck gebracht, denn das hätte mich wahrscheinlich etwas verunsichert, wenn jemand vor mir sitzt und ratlos guckt
Die Bilder aus Houston stammen von 2012 und 2015, damit ihr einen besseren Eindruck bekommt. Ich würde Houston jedenfalls nicht als Urlaubsdestination vorschlagen.. Bis nächstes Jahr, Houston!
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