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Mein Flug von Houston verlief mit Zwischenstopp in Newark nach Quebec City. Bei der Landung in Newark konnte ich für ein paar Minuten die beeindruckende Skyline Manhattans sehen - und hab Lust bekommen, doch mal wieder nach NYC zu reisen..(jetzt, wo JJs Bruder dort wohnt, wird es eh mal wieder Zeit). Von Newark ging es weiter in einer winzigen Propellermaschine (eine Zweiersitzreihe, und auf der linken Seite war jeweils nur ein Sitzplatz ). Mir war etwas mulmig zu Mute, da man in diesen kleinen Maschinen die Turbulenzen weitaus mehr spürt. Dem Wetterbericht nach zu urteilen sollte es aber nicht so windig werden bzw. waren keine Unwetter vorhergesagt (ich checke vor dem Fliegen immer sehr eingehend die Wettermeldungen damit ich innerlich vorbereitet bin..). Auch durfte niemand die Plätze tauschen, da das Flugzeug ausbalanciert sein musste, sodass wir hinten und vorne eng beieinander plaziert wurden.
In Quebec angekommen wurde ich netterweise von meinem Couchsurfer Bryan in seinem schicken Audi abgeholt. Zunächst musste ich jedoch durch die Passkontrolle, die in Kanada noch strenger ist als in den USA. Natürlich hat mir die Beamtin wieder zahlreiche Fragen gestellt: "Was machen Sie hier? Wo übernachten Sie?" Da ich nicht lügen kann, habe ich die Beamtin gefragt ob sie Couchsurfen kennt. Mit einem ungläubigen Blick - dem ich schon öfter begegnet bin wenn ich Couchsurfen erwähne - wurde ich gemustert und sie wollte wissen, ob ich bei einem Fremden schlafe. Ja, das ist die Grundidee vom Couchsurfen und nein, ich habe keine Angst und benutze meinen gesunden Menschenverstand.. Nachdem ich ihr Bryans Adresse genannt habe, bekam ich meinen Einreisestempel und durfte zum ersten Mal in meinem Leben kanadischen Boden betreten . Beim Verlassen des Terminals schlug mir direkt klare, aber eiskalte Luft entgegen - genau so, wie es zum ultimativen Kanadaerlebnis gehört. Mein Körper wusste allerdings die nächsten Tage nicht so genau, wie er mit diesen Temperaturunterschied von ca. 50 °C umgehen sollte (Houston, schwüle 25 °C im Schatten, Kanada, windige -18 °C, gefühlte -25 °C...) und meine Erkältung fand das auch nicht so witzig..
Bryan, 31, ist Immobilienmakler und wohnt direkt in der Altstadt Quebecs. Seine Wohnung war wirklich toll und geschmackvoll eingerichtet. Das Zentrum der Wohnung bildet eine Art Wintergarten, in dem eine Treppe zum Dach führt. Er ist totaler Fan von Russland und der ehemaligen DDR und hat sehr viele Erinnerungen an den kalten Krieg (vor allem alte Schilder und Helme). Wir haben meistens Deutsch geredet, da er mal ein Jahr in Deutschland bei einer Aupair-Familie in - wie der Zufall so will - Braunschweig gelebt hat. Während meines Aufenthalts war er ständig am rennen und gestresst aufgrund mehrerer Termine, aber immer fröhlich und am singen. Am ersten Abend hat er noch drei Freundinnen eingeladen (2 Holländerinnen, eine Französin) und sie sind noch feiern gegangen. Ich war einfach zu kaputt und meien Erkältung hat mir zu schaffen gemacht. Daher hab ich mich schlafen gelegt.
Am nächsten Morgen habe ich erstmal alleine ein wenig die Altstadt von Quebec erkundet und versucht ein paar Fotos zu schießen. Sobald ich jedoch meine Hand aus dem Handschuh genommen hatte, taten meine Finger direkt extrem weh von der eisigen Kälte, sodass ich dadurch garantiert weniger Aufnahmen gemacht habe als ich es sonst getan hätte. Viel Zeit hatte ich nicht, da wir mittags mit den Holländerinnen und der Französin auf die Ile d`Orléans wollten um an einem traditionellen Essen im Cabane à sucre ("Zuckerhaus") teilzunehmen. Zunächst musste ich mir jedoch noch ein paar weitere Lagen Klamotten überziehen - zwei Lagen waren nicht genug (wie soll man auch für knapp drei Wochen packen, wenn man von Hitze bis zu Eiseskälte alles erwarten muss..). Drei Lagen, inklusive Thermounterwäsche, konnten mich immerhin für eine geraume Zeit ein wenig warm halten. Nur richtige Winterstiefel hatten leider keinen Platz in meinem Gepäck und so mussten meinen schönen Übergangsstiefel dran glauben.
Die Cabane à sucre gibt es vor allem im Osten Kanadas und in diesen Häusern wird der Saft von den Ahornbäumen in Ahornsirup verwandelt. Da der Saft jedoch erst ab Temperaturen über 0 °C hervortritt, konnte hier nur der Ahornsirup der vergangenen Saison angeboten werden. Auf der Isle d´Orléans reihte sich ein Cabane a sucre an das nächste. Bryan hatte glücklicherweise in einem dieser Häuser einen Platz für uns reserviert. Man sitzt dort an langen Tischen neben Fremden, es gibt traditionelle Musik und zum Teil tanzen die Leute. Die Atmosphäre dort hat mich direkt begeistert. Serviert bekamen wir: getrocknetes Fleisch (hat mir nicht geschmeckt), kleine Würstchen, Bohnensuppe, Speck, Schinken, Kartoffeln, Eier eingelegt in Ahornsirup (war sogar ok), eine Fleischtarte (lecker), Pfannkuchen (enttäuschend) und Zuckerkuchen. Dazu natürlich massenhaft Ahornsirup, in denen die Kanadier ihr komplettes Essen tränken. Wir Europäer waren etwas vorsichtiger und mussten erstmal testen, wie Schinken, Ei oder Kartoffel mit dem süßen Sirup schmecken . Es wird nicht zu meinem Lieblingsessen werden, aber es war auch nicht schlecht und uns ging es viel mehr um die Erfahrung - ich kann es nur jedem weiter empfehlen.
Essen konnten wir so viel wir wollten. Der krönende Abschluss kam draußen: tire sur la neige. Der warme Ahornsirup wird hierbei auf Schnee gegossen und kurz vor dem Erstarren auf einen Holzstiel aufgewickelt. Total süß, aber es gehörte zu einem echten kanadischen Erlebnis. Ich war rundum glücklich Danke Couchsurfing, dass ich immer wieder so nette Leute kennen lernen darf!
Auf dem Rückweg hat Bryan uns noch zu den Montmorency Wasserfällen gefahren. Die Fahrt war etwas abenteuerlich, da es inzwischen echt windig war und die Sicht durch Schneeverwehungen teilweise nicht weit gereicht hat. Vom Parkplatz zum Wasserfall war es kein langer Weg, aber bereits nach wenigen Schritten war man wieder durchgefroren und auf dem vereisten Weg war es nicht einfach zu laufen ohne auszurutschen. Der Montmorency Wasserfälle sind 83m hoch und somit 30m höher als die Niagarafälle. Der Flusslauf unterhalb des Wasserfalls war komplett zugeforen und auf dem Eis türmte sich die frierende Gischt zu einem sogenannten pain de sucre ("Zuckerhut" bzw Eishügel) Diese Eismassen waren echt beeindruckend. Manchmal erklimmen Eiskletterer den Wasserfall; ich konnte ein paar neben dem Eishügel entdecken.
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