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Der Platz vor der Notre Dame heißt Place d`Armes und steht im Kontrast zum Rest der Altstadt, da man plötzlich nicht mehr von niedlichen Kalksteingebäuden umgeben ist, sondern von Hochhäusern aus verschiedenen Epochen. Neben der Notre Dame steht das Vieux Seminare de Saint-Sulpice, das älteste erhaltene Gebäude der Stadt (1687). Auf der anderen Seite ragt das erste "Hochhaus" der Stadt in die Höhe, das New York Life Building (1887, acht Stockwerke und damals schon mit Fahrstuhl), daneben wurde 1931 ein Art Deco Gebäude errichtet. Weiterhin steht dort das Gebäude 500 Place D'Armes, ein eher nicht so schönes Hochhaus aus dem Jahr 1968 (133m).
Nach dem Besuch der Notre Dame habe ich das Stadtzentrum erkundet. Auch hier wiederum gibt es einen wilden Architekturmix verschiedener Gebäude aus diversen Epochen. Zum einen hässliche graue Betonbauten, zum anderen moderne Stahlwolkenkratzer in deren Fenstern sich die umliegende Gebäude widerspiegeln, und hin und wieder eine alte katholische Kirche aus einem anderen Jahrhundert. Immerhin dürfen die Hochhäuser nicht höher gebaut werden als den Mont Royal. Ich bin ein wenig durch die Hochhausschluchten gewandert und habe ein paar Stopps an Museen und an der McGill Universität eingelegt. Da das Wetter schön war, habe ich mich im Freien aufgehalten und nicht die 32km lange Untergrundstadt besichtigt. Diese besteht aus einem Netzwerk von Fußgängertunneln und diversen Läden und verbindet außerdem zehn U-Bahn-Stationen.. Ich hätte mich wahrscheinlich sowieso verlaufen (das passiert mir ja schon in Stockholm in dem nicht ganz so riesigen unterirdischen Netzwerk ).
In der Nähe der Universite du Quebec a Montreal habe ich mir ein Café gesucht und nochmal meine Couchsurferin kontaktiert, da sie meinte, sie könne mich evtl. die zweite Nacht bei sich aufnehmen um etwas Gesellschaft zu haben. Ich wollte nun eine definitive Aussage von ihr, damit ich nicht wieder plötzlich ohne Unterkunft dastand. Ihr ging es verständlicher Weise noch immer schlecht und daher habe ich mich dann dazu entschlossen mir eine neue Unterkunft zu suchen. Dieses Mal bin ich nur nach der Bewertung gegangen und habe ein Zimmer in einem Bed & Breakfast gebucht - 9.7 von 10 Bewertungssternen. Ich musste nun nur noch mein Gepäck vom letzten Hotel abholen und daher noch ein letztes Mal dorthin zurückkehren. Am frühen Nachmittag kam ich dann in meiner neuen Unterkunft an - etwas außerhalb des Stadtzentrums, aber direkt an der U-Bahn gelegen in einem Wohnviertel mit Reihenhäusern. Der Besitzer Rene begrüßte mich direkt freundlich. Das B&B hat er in seinem alten Elternhaus eröffnet. Er wohnt oben und den unteren Bereich hat er umgestaltet, sodass dort nun drei Gästezimmer sind und jeweils ein Bad sowieso ein Frühstücksraum. Das Zimmer war richtig gemütlich und ich fühlte mich sofort wohl. Rene hat mir direkt einen Tee gekocht, da meine Stimme inzwischen komplett versagt hat bzw. ich andauernd husten musste beim Sprechen. Er hat mich gefragt, wo ich vorher gewohnt habe und meinte nur "Ohhh" als er den Namen des Hotels gehört hat. Er hat berichtet, dass dort angeblich nachts Prostituierte ein- und ausgehen. Würde mich nicht weiter wundern...
Nachdem ich mich aufgewärmt und etwas ausgeruht hatte, bin ich nochmal aufgebrochen um den Mont Royal zu erklimmen - allerdings per Bus.. Auf den höchsten Punkt konnte man nicht gelangen, da der Weg zugeschneit und abgesperrt war, aber es gab einen weiteren Aussichtspunkt. Als wirklich schön kann man Montreal nicht bezeichnen, vor allem nicht im Winter. Es wirkte recht braun-grau durch die kahlen Bäume und Hochhäuser. Mein absolutes Highlight dort oben waren zwei putzige Waschbären, die plötzlich neben mir in den Bäumen auftauchten. Sie kamen auch direkt ganz nah zu mir und waren Touristen offenbar gewöhnt. Sie haben bestimmt erwartet, dass man ihnen etwas zum Essen gibt. Wirklich total süß, ich hätte mir gerne einen mitgenommen..
Abschließend bin ich nochmal per Metro ins Stadtzentrum gefahren um etwas zu essen und danach ging es zurück ins gemütliche Bett.
Am nächsten Morgen hat mich Rene und den einzigen anderen Gast mit einem richtig guten Frühstück verwöhnt; u.a. gab's eggs Benedict. Da Rene mein Zimmer für die nächste Nacht nicht vermieten wollte, durfte ich auschecken, wann auch immer ich wollte. Das war perfekt, denn mein Bus nach Ottawa fuhr erst um 16 Uhr ab. So konnte ich mich erneut ohne Gepäck in die Stadt begeben und habe noch ein paar weitere Viertel erkundet. Was mir immer wieder auffiel war die Mischung amerikanischer, französischer und britischer Architektur. Es gibt viele viktorianische Reihenhäuser mit Eisentreppen und Balkonen und ansererseits graue Betonbauten, die mit buntem Graffiti verziert sind. Viele Viertel Montreals wirken generell sehr alternative mit kleinen Buchläden, Kunst- und Design-Galerien.
Ich habe weiterhin noch das St. Josephs Oratorium besichtigt, eine Basilika am Hang des Mont Royal. Danach habe ich noch eine Runde am alte Hafen gedreht. Früher gab es im Hafen das Problem, dass sich das Eis des Sankt-Lorenz-Stroms im Winter dermaßen aufgestaut hat, dass bis zu 15m hohe Eisstaus gebildet wurden. Diese führten dann im Frühjahr zu massiven Überflutungen (ein interessantes kurzes Video mit Bildern gibts hier: https://www.youtube.com/watch?v=J8tw3r5J8lM). Anschließend bin ich zurück in die Unterkunft gekehrt, habe meine Sachen gepackt, Rene verabschiedet und bin zur zentralen Busstation gefahren um nach Ottawa zu reisen. Dort wohnt mein Freund David - der eigentliche Grund, warum ich nach Kanada gereist bin (ja, ich halte meine Versprechen - egal wie weit weg meine Freunde ziehen. Bzw. je weiter weg, desto besser für mich, denn dann kann ich mein Fernweh lindern ).
Ich glaube, Montreal hätte mir besser gefallen, wenn ich einen besseren Start gehabt hätte und nicht in diesem schrecklichen Hotel geschlafen hätte. Es ist definitiv eine interessante Stadt und ich konnte längst nicht alles sehen. Während ich Quebec im Winter total schön fand, würde ich Montreal eher im Frühling oder Anfang des Sommers empfehlen.
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