Profile
Blog
Photos
Videos
Ich bin alleine weiter durch die Hochhausschluchten Torontos gezogen zum CN Tower. Dieser war mit 553 m der höchste Fernsehturm der Welt, 2009 wurde er zwischenzeitlich vom Canton Tower (China) abgelöst und inzwischen ist der Tokyo Skytree der weltweit höchste Fernsehturm (634 m). Die Aussicht von oben hätte mir evtl. die Sprache verschlagen, genauso hat es aber auch der Eintrittspreis von 44 CAD (~28 €). Ich hab den Turm daher ignoriert und bin zur Toronto Island Fähre gegangen, wo ich Anna, Ben und Abhi wieder getroffen habe für einen Ausflug zur Toronto Island. Jetzt im Winter war die Fähre nicht überfüllt und sie fuhr auch nicht so regelmäßig, sodass wir auf Toronto Island knapp 2 Stunden Zeit hatten. Umgeben von Strand und Wasser und einer gespenstischen Ruhe fühlte man sich direkt wie in einer anderen Welt. Da es recht windig war, waren wir relativ schnell ziemlich durchgefroren und haben in einem der wenigen geöffneten Cafés Unterschlupf gesucht um uns aufzuwärmen. Die Insel muss im Sommer echt toll sein und wird von vielen Einheimischen genutzt um der lauten Metropole zu entkommen.
Zurück in der Innenstadt waren wir mit Martin zum Essen verabredet und haben zunächst aber noch ein älteres Industrieviertel (Distillery Distric) besichtigt. Hier reihen sich rote Backsteinhäuser aneinander, die in den 1860ern Sitz der größten Destillerie der Welt waren (Gooderham and Worts Distillery). Heute findet man dort vor allem Designer-Boutiquen, Kunstgalerien und schicke Restaurants. Anschließend waren wir im Restaurant "The old Spaghetti Factory" essen - eine Restaurantkette aus den USA. Viele dieser Restaurants sind in ehemaligen Fabriken und besitzen eine einmalige Einrichtung; so auch dieses Restaurant. In der Mitte stand ein 100 Jahre altes Karussell, die Wände sind verziert mit bunten Glasfenstern und selbst ein alter Straßenbahnwagen gehört zur Einrichtung. Das Essen wurde so eher nebensächlich. Natürlich gabs Spaghetti, aber mit Italien hatten diese nicht mehr viel zu tun
Im Anschluss haben wir uns zu einer relativ illegalen Aktion entschieden. Abhi und Martin wollten uns Toronto von oben zeigen ohne viel Geld dafür zu bezahlen. Ganz in der Nähe vom Restaurant steht das King Edward Hotel, welches 1903 als erstes Luxushotel Torontos eröffnet hat. Selbst Elvis und die Beatles haben hier schon genächtigt. Bis in die 1950er war es bekannt für seinen "Crystal Ballroom" im 17. Stockwerk, von dem man eine tolle Aussicht auf die Stadt hat und in dem damals Events für die High-Society stattgefunden haben. Ende der 1950er wurde er geschlossen und steht nun leer bzw. wird der Raum manchmal noch für Fotoshootings genutzt.
Damit unsere heimliche Besichtigung nicht auffiel, sind wir in geringem Abstand in das Hotel und zielstrebig zum Fahrstuhl gegangen (immer schön lächelnd und winkend ). Der Fahrstuhl konnte uns nur ins 16. Stockwerk bringen, ab dort mussten wir über den Notausgang nach oben steigen. Es war ziemlich verstaubt und dreckig und es gab natürlich kein Licht, sodass wir uns in der Finsternis und per Handy-Taschenlampe nach oben tasten mussten. Im ersten Treppenhaus hatten wir kein Glück und mussten ein anderes suchen und sind dabei einem Security Typen begegnet, der aber keinen Verdacht geschöpft hat. Im 18. Stockwerk sind wir im Elektronikraum des Fahrstuhls gelandet, in dem ein unbewachter Monitor stand - ich fands etwas unheimlich, aber irgendwie auch ziemlich spannend
. Leider konnten wir keinen Zutritt zum Festsaal finden, wohl aber eine Tür zum Dach. Also sind wir raus aufs Dach und haben die letzten 10 m über eine alte rostige Außenfeuertreppe zurückgelegt um ganz nach oben zu gelangen. Es fühlte sich um einiges höher an als es wahrscheinlich war, aber mir wurde etwas mulmig - die Aussicht war dennoch toll. Ein paar Fotos vom Ballsaal gibt es z.B. hier (und ich habe unter den Fotos noch eins von Dach aus dem Internet hinzugefügt, da ich nur ein verschwommenes habe): http://www.blogto.com/city/2009/03/torontos_forgotten_landmarks_ghost_floors_at_the_king_edward/
Nach dieser abenteuerlichen Aktion sind wir zurück zu Abhi und Martin gefahren. Der nächste Tag war auch mein Abreisetag, aber mein Flug war erst abends, sodass ich den Tag nochmal komplett nutzen konnte. Mit Ben zusammen bin ich in die Innenstadt gelaufen und wir waren u.a. im Eaton Center - ein sechsstöckiges Einkaufszentrum. Weiterhin haben wir den Dundas Square besucht, der ein wenig an den Times Square in New York erinnert. Mittags haben wir Abhi getroffen um das Parlament zu besichtigen und um noch einen Abstecher zur University of Toronto einzulegen - die größte Universität Kanadas. Sie wurde bereits im Jahr 1827 gegründet und der größte Campus grenzt direkt ans Parlament. Die meisten Gebäude dieses Campus sind alte Backsteinhäuser, die zwischen 1859 und 1929 erbaut wurden und daher einen starken Kontrast bilden zu den Hochhäusern der Downtown. Ein bisschen kam ich mir vor wie in einem Harry Potter Film. Auch hier kannte Abhi wieder geheime Türen und hat unseren neugierigen Augen Einblicke hinter verschlossene Türen gegeben.
Die Uni war meine letzte Station in Toronto und somit auch in Kanada. Nachdem ich mit verabschiedet habe bin ich per Bus und Bahn zum Flughafen gefahren. Für Besucher stehen dort zahlreiche Tische mit Ipads zur Verfügung, die gratis genutzt werden können um die Wartezeit zu überbrücken. In Frankfurt musste ich noch einmal umsteigen und hatte dort dann Verspätung nach Stockholm, da natürlich mal wieder ein Sturm über Deutschland wütete. Beim Abheben in Richtung Stockholm hat uns der Pilot noch gewarnt: "Es wird sehr ruckelig die nächsten 10 Minuten bis wir über den Wolken sind" - ja, es war in der Tat wohl der turbulenteste Start, an den ich mich erinnern kann
Kanada hat mich garantiert nicht zum letzten Mal gesehen. Land und Leute haben mich begeistert und Lust auf mehr gemacht. Vielleicht wird's beim nächsten Mal die Westküste, damit ich ein wenig mehr Natur sehe. Ich würde es jedenfalls für einen Besuch weiterempfehlen und von Deutschland ist die Ostküste echt nur einen Katzensprung entfernt...
- comments