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Um einen Couchsurfer in Toronto hatte ich mich bereits in Houston gekümmert. Bei der Suche bin ich auch auf ein sehr interessantes Couchsurf-Profil gestoßen - das Profilfoto enthielt die Aussage: "Clothing optional".. Ich hab mir das Profil angeschaut und der Typ hatte um die 25 positive Bewertungen. Er ist Ende 50, lebt alleine und am liebsten nackt. Neben diesem Profilfoto gab es weitere Fotos auf denen er nackt zu sehen war - mal am Computer, mal beim Essen kochen (aber immer nur von hinten oder der Seite), sodass sich potentielle Couchsurfer schon mal auf den Anblick einstellen konnten Immerhin gibt es keine böse Überraschung, wenn er plötzlich nackt die Tür öffnet. Genauso erwartet er aber auch von seinen Gästen, dass diese nackt herumlaufen - ein FKK Couchsurfer. Genau das, wonach ich schon sooo lange gesucht hatte - na ja, nicht wirklich. Ich lerne zwar gerne neue Leute kennen, muss sie aber nicht unbedingt direkt nackt sehen Ich habe eine offene Anfrage bei Couchsurfing geschrieben und daraufhin mehrere Einladungen bekommen (der FKK Typ war nicht dabei), sodass ich mir jemanden aussuchen konnte. Entscheiden habe ich mich für Abhishek (32, vor etlichen Jahren aus Indien nach Kanada gezogen) aufgrund der vielen positiven Referenzen.
Am frühen Abend bin ich am lebhaften Busbahnhof in Toronto angenommen und musste mich mitsamt Gepäck in eine Straßenbahn quetschen. Abhishek wohnt mit seinem Mitbewohner Martin (30, ursprünglich aus Frankreich) im Stadtteil Little Italy. Ich musste an der Straßenbahnstation kurz auf die beiden warten und konnte einen ersten Eindruck von ihrem Viertel bekommen. Little Italy ist nicht mehr unbedingt sehr italienisch geprägt, viel mehr reihen sich zahlreiche kleine Restaurants und Cafés aneinander die Essen aus verschiedensten Teilen der Welt anbieten. Die Menschen in Toronto wirkten direkt viel aufgeschlossener als ich es bisher in Kanada erlebt hatte. Ich wurde während des Wartens zwei Mal angesprochen ob ich Hilfe benötige und auch in der Straßenbahn wurde mir Hilfe mit meinen Backpack angeboten. Bei Abi und Martin wohnten zur selben Zeit auch noch zwei weitere Couchsurfer (natürlich auch Deutsch: Anna und Ben). Ich habe mir mit Anna das Wohnzimmer geteilt. Am ersten Abend sind wir noch in der Nachbarschaft bei einem etwas schickeren Japaner eingekehrt und ich habe zum ersten Mal Ramen probiert (eine Nudelsuppe mit asiatischen Gewürzen und Zutaten).
Am nächsten Morgen bin ich relativ früh aufgestanden, da ich möglichst viel von Toronto sehen wollte. Das Wetter war wieder fantastisch; frisch aber ein strahlend blauer Himmel. Obwohl Toronto eine Metropole mit über 2,6 Millionen Einwohnern (Großbereich über 6 Mio.) und somit die größte Stadt Kanadas ist, kann man relativ einfach überall zu Fuß hinkommen. Zusätzlich gibt es ein gutes Netzwerk von Straßenbahnen, Bussen und U-Bahnen. Toronto liegt direkt am Ontario See und nur ca. 130 km nördlich von den Niagarafällen. Diese wollte ich zunächst besuchen, habe er mir dann aber anders überlegt. Ich hatte Angst, dass meine Erwartungen nicht erfüllt und es mir dort zu kommerziell sein würde.
Da ich wirkliche viele Antworten auf meine Couchsurfanfrage erhalten habe, habe ich mich mittags mit einem weiteren Couchsurfer (Maru, 32, ursprünglich von den Philippinen) getroffen. Wir waren zunächst in einem mexikanischen Restaurant beim Kensington Market etwas essen. Er besitzt einen Flugschein und hat mir angeboten spontan einen Rundflug über Toronto zu drehen (in einem winzigen Segelflugzeug ) - leider hat meine Flugangst gesiegt und ich habe das Angebot dankend abgelehnt. Nachdem wir uns ein wenig gestärkt hatten, sind wir durch die Straßen vom Kensington Market geschlendert - eine wirkliche interessante und alternative Gegend mit diversen Cafés (hab sogar ein schwedisches Café entdeckt), kleinen Shops, Straßenkünstlern und verschiedensten Lebensmittelständen. Hier treffen die verschiedensten Kulturen und Personen aufeinander - darunter natürlich viele Hipster (vor ein paar Jahren wären es wohl noch Hippies gewesen). Die meisten Häuser dort sind im viktorianischen Stil erbaut worden und sind total bunt und oftmals mit Graffiti verziert (oder - je nach Sicht des Betrachters - beschmiert). Mir hat die Atmosphäre total gut gefallen. Anschließend sind wir weiter in Richtung Downtown gegangen und haben ein weiteres Viertel durchquert, das in einer Großstadt nicht fehlen darf: Chinatown. Hier herrschte ein genauso buntes Treiben wie in den Straßen des Kensington Market, nur dass es hier von asiatische Kitsch- und Lebensmittelshops wimmelte, die Besucher eher asiatisch waren (surprise!), und das Gebiet den typischen Geruch einer Chinatown besaß (ein Mix aus Abgasen, Abfällen und Gebratenem..). Am Hauptbahnhof hat sich Maru schliesslich von mir verabschiedet.
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