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Nur ein kurzer Augenblick
Jede schöne Zeit geht leider auch einmal vorbei, so verlassen wir die wunderbare Insel Pulau Derawan nach einer Woche. Der Weg zurück auf die große Insel Borneo ist ziemlich mühsam. Für eigentlich 20 Min. mit dem Speedboot brauchen wir 1 Stunde, weil immer wieder der Benzinschlauch vom Motor abreißt. Endlich am Hafen geht's mit den Schweden Rasmus und Jimmy in einem Minivan in 2,5 Stunden weiter nach Berau.
In Berau steigen wir wiederum in einen Minivan, der mit 10 Leuten vollgestopft wird. Wir müssen erst noch 2 Stunden auf den Fahrer warten, da dieser sich noch in der Moschee bei der Gebetsstunde befindet. Dann endlich geht's auf zur schlimmsten Autofahrt unseres Lebens! Kombiniert die schrecklichste Straße der Welt mit dem schlechtesten Fahrer der Welt und nehmt das x 26 Stunden - ein einziger Horrortrip, den wir bis nach Balikpapan gebucht haben.
Wir können es kaum fassen, dass wir tatsächlich jemals diese Stadt erreichen, da uns zu allem Überfluß der Fahrer gegen Morgen auch noch fast eingeschlafen wäre.
In Balikpapan nehmen einen kleinen Minibus zu einem Sunbear-Center, das etwas außerhalb der Stadt liegt. Hier sind 5 Stück der kleinsten Bärenart zu Hause. Leider sind wir etwas zu früh für die Fütterungszeit und bekommen die Tiere nicht zu Gesicht. Eine Mitarbeiterin des Centers lädt uns nämlich ein mit ihr und 2 Australierinnen eine Bootstour zu machen, um Nasenaffen zu sichten, dafür müssen wir auf die Bären verzichten. Da schließen wir uns natürlich gerne an und haben noch Zeit durch den Markt zu stöbern und ein Fischerdorf anzuschauen, bevor die Flut kommt und das Boot abfahren kann.
In Balikpapan trennen wir uns schlußendlich von unseren Schwedischen Reisegefährten. Für sie geht's weiter nach Bali, für uns in der nächsten 17 Stunden Busfahrt nach Banjarmasin.
Nach einigen Wochen erwischen wir hier endlich wieder einmal ein wirklich großes, sauberes Hotelzimmer mit richtigem Badezimmer!! Richtiges Bad heißt - es gibt eine Dusche, eine westliche Toilette und vor allem auch ein Waschbecken.
Die Hotelstandards in Indonesien sind sehr schlecht - in einem Zimmer bei unserer Preisklasse besteht ein Bad nur aus einem gefliesten, zumeist ziemlich modrigem Raum in dem sich eine Wanne mit Wasser und eine Schöpfkelle zum duschen befindet. Ein Stehklo, das war's. Ricardo - deine ideale Reisevorstellung!! :-)
In diesem ausnahmsweise guten Hotel in Banjarmasin treffen wir Mr. Tailah, einen Reiseführer, mit dem wir einen Bootsausflug in die Kanäle der Stadt machen. Wir sehen erwartungsgemäß Blech- und Holzhütten, dreckiges Wasser, viel Müll - soweit nichts mehr Neues, aber dann - es ist Badezeit - hunderte Kinder bevölkern die Kanäle und waschen sich, wo wir nicht einmal einen Finger ins Wasser stecken möchten. Aber plötzlich sehen wir all das gar nicht mehr - wir sind einfach nur noch fasziniert über die Leichtigkeit des Seins der Leute hier, das viele Lachen, die Freundlichkeit, die Freude daran Touristen in einem Boot zu entdecken denen man im Vorbeifahren die Hände abklatschen kann.
Und gerade in diesem Moment verfangen wir uns wie schon so oft auf unserer Reise in immer denselben Fragen: "Wieso sind diese Menschen, die so wenig haben, so glücklich und so freundlich? Wieso schaffen die Menschen das in Europa, die eigentlich alles haben, nicht? Wieso muß man immer das größere Haus und das bessere Auto als der Nachbar haben? Wieso ist nur alles im Leben so furchtbar materialistisch?"
Wir beneiden die Leute natürlich nicht um ihre Lebenssituation, da wir in unglaublichem Luxus zu Hause wohnen, aber wir beneiden die Leute manchmal doch um ihre so leichte Lebensart und um dieses Gefühl mit nichts glücklich sein zu können!
Von Banjarmasin nehmen wir einen Flieger weiter nach Pangkalan Bun (genug von langen Busfahrten!) und machen uns auf zu einem der besten Trips überhaupt! Wir mieten 3 Tage ein kleines Boot mit Guide, der auch unser Kapitän ist, einen Skipper und eine ganz, ganz toll Köchin. 3 Tage lang geht's hinein in den Tanjung Puting Nationalpark, der nur über Wasser erreichbar ist. Im Park sind ca. 5000 Orang-Utans zu Hause. Ein Teil davon wurde aus verschiedenen schlechten Lebenssituationen gerettet und wieder in die Freiheit entlassen. Diese Affen haben daher keine Angst vor Menschen und kommen oft an Fütterungsplätze, wo einmal am Tag Früchte angeboten werden. Das verschafft uns die Möglichkeit sehr nahe an die Orang-Utans heran zu kommen und viele tolle Fotos machen zu können. Da derzeit Nebensaison ist und kaum Leute unterwegs sind haben wir die Affen manchmal sogar für uns ganz alleine, wo in der Hochsaison bis zu 200 Leute sein können. Was für ein faszinierendes Erlebnis!!
Eine Orang-Utan Dame stiehlt einen Regenponcho aus einem Rucksack einer anderen Touristin und wir können beobachten, wie sie ewige Zeiten damit herum spielt und es sogar schafft diesen richtig anzuziehen. Faszinierend!
Während dieser Tage treffen wir auch auf Bob, den freundlichen Gibbon, der gerne auf unseren Guide wartet, da dieser der Einzige ist, der ihm immer Bananen und Milch gibt. Gegen Abend kommen die Nasenaffen, um am Flußufer zu schlafen, auch von ihnen sehen wir sehr viele.
An einem dieser Abende macht unser Guide das Boot an einem dicken Ast fest, um hier zu übernachten und eine Eule läßt sich darauf nieder. Wir können sie lange beobachten, sie sitzt gerade mal 2 Meter von uns entfernt und stört sich überhaupt nicht daran, dass wir da sind. Im Gegenteil - sie versucht wohl den Lichtschein des Bootes aufs Wasser zu nützen, um Beute zu machen.
So verbringen wir unglaubliche Tage auf dem Boot, die wir niemals vergessen werden!
Von hier aus geht's weiter per Flieger nach Pontianak und per Bus nach Singkawang, wo wir noch auf schöne Strandferien hoffen. Der Strand ist zwar da, aber das Wasser ist Saisonsbedingt sehr aufgewühlt und nicht schön klar.
Daher entscheiden wir uns zurück nach Kuching zu fahren, unserem ursprünglichen Ausgangspunkt auf der Insel und dem Ort, von dem wir auch wieder weg fliegen.
Sich von Indonesien zu verabschieden fällt uns am Ende auch nicht sehr schwer - wir nehmen am Nachmittag einen Bus von Singkawang an die Malaysische Grenze Entikong. Wir kommen erst um Mitternacht an, die Tore sind natürlich geschlossen und wir müssen bis morgens um 5 Uhr warten. Ein Zimmer muß her - der Busfahrer lässt uns direkt an der Grenze und vor einem dieser unzähligen kleinen Restaurants aussteigen. Das Zimmer, das uns diese anzubieten haben ist wohl das Schlimmste, das wir jemals gesehen haben und ich schlafe lieber auf der Straße als in diesem "Bett"! Wir gehen ein paar Meter die Straße hinunter und nehmen uns da ein Zimmer in einem, wie soll ich sagen? Hotel bestimmt nicht, Absteige? Auch noch zu gut... Es kostet uns EUR 2.-, ihr könnt euch den Standard vorstellen, aber egal, wir breiten unsere Hüttenschlafsäcke auf der hauchdünnen Matratze aus, steigen mit allen Klamotten ins Bett und versuchen bloß nichts anzufassen.
Um 3 Uhr früh klopft ein betrunkener Einheimischer an alle Türen, Elias sagt ihm, er soll bitte leise sein, aber das klopfen geht natürlich weiter. Elias wird ziemlich wütend und sagt es ihm noch einmal, woraufhin der Betrunkene unsere Zimmertüre von außen verschließt, an dieser ein Riegel innen und außen angebracht ist. Es gibt kein Hinauskommen mehr für uns. Plötzlich sehe ich Rauch zum Fenster herein kommen und rieche Feuer - in 1 Sekunde stehe ich mit zittrigen Füßen im Bett und will nur noch raus aus dieser Bleibe. So ein Holzhaus in diesem trockenen Land kann sehr schnell brennen! Elias rennt gegen die Tür, die erstaunlich standhaft bleibt, bis uns nach bangen Minuten endlich jemand öffnet.
Der Betrunkene hat in ein anderes, ebenfalls verschlossenes Zimmer ein brennendes Papier geworfen, Gott sei Dank passiert nichts weiter, aber einige Frauen stehen ziemlich geschockt mitten im Gang und unsere Sachen sind in null komma nix gepackt und wir stehen wieder auf der Straße. 2 Stunden noch - dann öffnet endlich die Grenze!
Wir erwischen einen Bus, der uns mitnimmt nach Kuching und viele Stunden später kommen wir in dieser friedlichen und sehr schönen Stadt an. In einem gemütlichen Zimmer, mit richtigem Bad, mit schönem Garten und wir lassen die langen Busfahrten, die irren Autofahrer und das ewige Nasi Goreng hinter uns.
Was bleibt sind nur unendlich viele gute Erinnerungen und der Gedanke, dass 14 Monate Reise zu Ende gehen und es fühlt sich so an, als war es eigentlich nur ein kurzer Augenblick!
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