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Welcome to Manly, Suburb of Sydney!
Nach zwei wunderbar exotisch-heiss-feucht-regnerisch-zeremoniellen und vor allem entspannten Wochen auf Bali sind wir am frühen Samstagmorgen in Sidney gelandet. Mit gesunder Neugier und ehrlich gesagt auch etwas Skepsis haben wir uns vom Schul-Chauffeur zu unserer Host-Family bringen lassen. Was kommt da wohl auf uns zu? Wir zwei während den nächsten 6 Wochen in einer fremden Familie, ohne Privatsphäre und richtiger Rückzugsmöglichkeit? Schaffen wir das, auf engstem Raum mit fremden Leuten zu wohnen und wie die wohl sein werden? Unsere Wunsch-Anforderung an die Familie war: KEINE Kinder (wir sind es uns einfach nicht gewohnt, wenn dann so unerzogene Rotzlöffel durchs Haus brüllen, unsere Zahnbürsteli dazu benutzen, um die Modelleisenbahn zu polieren oder allfällige Teenies, die morgens und abends stundenlang das Badezimmer blockieren). Weiter wollten wir einen Hunde-freien Wohnort, da Andrea bei 95% der 4-Beiner in nackte Panik ausbricht und schlicht nicht mehr aus dem Zimmer kommen würde. Von der Schule haben wir kurz vor Ankunft erfahren, dass sich beide Wünsche kombiniert nicht erfüllen lassen. Also entweder Kinder oder einen kleinen Hund. Dann doch lieber den Hund - hoffentlich so ein Teppich-Putzer, damit sollten wir schon klar kommen. Der blockiert wenigstens nicht stundenlang das Badezimmer.
Kurz vor der Anreise haben wir dann noch ein paar Eckdaten erhalten: unsere Host-Eltern sind beide 60+, haben eben einen kleinen Hund und als Zugabe scheinbar Vögel... (naja das kann ja heiter werden! Ich hab immer den Eindruck, dass Leute, die Vögel haben, einen Vogel haben und nicht unbedingt zu jenen gehören, die gerne sauber und gepflegt wohnen - sorry falls jemand von euch auch Vögel hat; ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen oder sonst müsst ihr eventuell auch wiedermal den Staubsauger vom Estrich holen ).
Gespannt haben wir das Haus natürlich zuvor mittels Adresse schon mal mit Google-Street-View gesucht. Damit waren auch sämtliche hoffnungsvollen Illusionen an einen Lotto-Sechser in Form eines tollen Beach-Hauses mit Pool gleich wieder aus dem Weg geräumt. Angekommen, werden wir dafür aller herzlichst von Ernest (fortan ERN) und Isabel (fortan BELLA genannt) empfangen und gleich durch den Garten geführt. Uns offenbart sich ein Paradiesli - wir dürfen in ihrem Garten-Häusschen wohnen!! Juhuiii, doch etwas Privatsphäre für uns! Auf insgesamt kaum mehr als 20m2 haben wir ein kuscheliges Bett, ein winzig kleines Badezimmer und eine noch kleinere schnuckelige Küche. Aber alles ist da, sogar ein gedecktes Vorplätzchen - was wollen wir mehr - Überraschung total! Wir beginnen uns wieder zu entspannen - Sidney, wir sind da!
Nach einer kurzen Ruhepause fahren wir mit Ern und Bella nach Manly, wo für uns ab Montag die Schule los geht und somit mal wieder ein anderer Wind wehen wird. Unser Zuhause befindet sich in ‚North Balgowhla', mit den öffentlichen Verkehrsmittel etwa 30 Minuten von Manly entfernt. Nach unserem genussreichen Südafrika-Trip und den mindestens ebenso genussreichen, fast täglichen Einladungen während unseren 3wöchigen CH-Ferien (nochmals herzlichen Dank für all die wunderbaren Abende, die wir bei unseren Freunden verbringen durften) haben wir aber den Vorsatz gefasst, wieder etwas aktiver zu werden. So verzichten wir auf Bus und Auto und satteln auf Velo und Walking-Schuhe um. Unser Nachmittagseinkauf verläuft äusserst effizient, bereits nach kurzer Zeit haben wir für uns beide ein Velo gekauft und uns ein mobiles Prepaid-WiFi-Modem angeschafft. Weiter steht noch der Einkauf von Lebensmittel auf dem Programm. Wir haben zwar eigentlich Halbpension bei unseren Host-Eltern, aber mit unserer kleinen Küche machen wir uns das Frühstück und vielleicht auch mal ein Abendessen gerne selbst. Wir streifen zuerst mit Bella durch wunderschöne Lebensmittelläden, wo sie diverses frisches Gemüse und leckere Früchte einkauft. Ich will auch! - die Auswahl an Papayas, Mangos, Avocados etc. ist einfach zu verlockend! Zu uns sagt Bella jedoch: ihr dürft hier nicht einkaufen - viiiiel zu teuer, wir gehen anschliessend zu Aldi (ist das ein Zufall oder ist das Aldi wie wir ihn kennen?), sie brauche dort auch noch Sachen. Gut, am ersten Tag wiedersprechen wir unseren Gast-Eltern natürlich nicht und gehen mit einem weinenden Koch-Auge schweren Herzens wieder davon. Bei Aldi angekommen, sind wir wirklich bei Aldi angekommen . Nichts gegen Aldi - doch da gibt's eine Sorte Äpfel, keine Mangos und Papayas, dafür Käse im 800gr. Pack und Schinken in der 1kg-Familien-Aktion. Mein Herz weint zum zweiten Mal . Bella kauft da nichts mehr ein (hat sie mich rein gelegt??), schaut aber interessiert zu, was wir so alles hochmotiviert in unser Wägeli packen. Ein kleiner Trost bleibt uns ja, wir essen am Abend bei unseren Gast-Eltern und bei DEM Einkauf muss sie eine tolle Köchin sein. Juhui, da freuen wir uns auf all die leckeren und frischen Sachen. Abends mit einem Bärenhunger zu Tisch gebeten - machen wir beide verdutzte Gesichter. Es gibt zur Feier des ‚Welcome-Evenings' vertrocknete panierte Schnitzel, welche grosszügig mit zusätzlich viel Käse überbacken sind (metalisé-schwarz). Dazu gibt's ungewürzte Büchsen-Erbsli und einen angerührten Aldi-Familienpack-Flocken-Kartoffelstock mit extra viel Butter angereichert, damit es auf jeden Fall hausgemacht schmeckt. Wir haben (trotzdem) einen uuuuh lustigen Abend, sind uns aber definitiv einig, dass wir fortan sehr kreative Argumente brauchen, um unterwegs ein Picknick zu machen und weitere Home-Dinner möglichst umgehen zu können .
Am frühen Sonntag-Morgen gegen 5.15Uhr werden wir erstmals von den Kookaburras (kookys) geweckt. Das ‚Gelächter' dieser Vögel ist uns vollends neu, wird uns aber fortan bei Sonnenaufgang (ich weiss zwar nicht, wo hier die Sonne um 5.15Uhr schon scheint, aber die Vögel scheinen eine gute Vorstellungskraft zu haben) sowie auch bei Sonnenuntergang täglich begleiten. Wir erkunden zu Fuss die Gegend, machen eine erste Küstenwanderung und beginnen bereits, uns saumässig wohl zu fühlen. Viel von Australien haben wir ja noch nicht gesehen, aber das Völkchen ist wirklich cool. Total unkompliziert, natürlich, sportlich, gut gelaunt und sehr hilfsbereit. Keiner stresst mit genervtem Gesicht durch die Gegend, keine aufgemotzten Leute (Botox und Silikon ist hier irgendwie noch nicht angekommen im Gegensatz zu Amerika). Wartet man am Lichtsignal beim Fussgängerstreifen auf ‚grün', muss man sich nur von den vielen Badehosen-Träger in Acht nehmen, damit sie einem nicht grad das Surfboard um die Hüfte schlagen... That's the daily streetlife here in Manly.
Am Montagmorgen werden wir von Ern zur Schule gefahren. Er hat darauf bestanden, schliesslich muss er sicher sein, dass seine Sprösslinge auch wirklich in der Schule ankommen (solche nicht-mehr-ganz-knusprige children wie wir es sind, hatte er halt noch nie in Obhut).Nach verschiedenen Einstufungstests für die Zuteilung in die Klasse haben wir es für den ersten Tag auch schon geschafft, und der Nachmittag steht uns zur freien Verfügung. Da wir die Zeit hier ja auch etwas geniessen wollen, haben wir uns für einen Vacation-Language-Course entschieden, der jeweils von 8.30-11.45 Uhr dauert. Also alles ziemlich easy... Hektik und stressiges Programm soll auch weiterhin nur der Vergangenheit angehören.
Alex und ich sind in unterschiedlichen Klassen, was uns ganz gut passt. Es macht auch Spass, wenn wir uns dann jeweils nach der Schule zum Lunch treffen und jeder wieder eigene Erlebnisse zu berichten hat. Alex hat von Beginn weg ein gutes Los gezogen mit einer super Lehrerin und einer mehrheitlich motivierten Klasse. Nicht so Andrea, ihre 8 ‚Gspändli' sind alle zwischen 16 und 19 Jahre alt, aus Brasilien kommend und hauptsächlich an Ausgang und langem Ausschlafen interessiert. Diese Höchstmotivation schwappt dann auch definitiv auf den Lehrer über, was mich am zweiten Tag dazu veranlasst, die Klasse fluchtartig zu wechseln.
Wir haben uns eine gute erste Schulwoche ausgesucht. Am Donnerstag 26. Januar fällt aufgrund des ‚Australia Day' (Nationalfeiertag) bereits die Schule aus J. Das Gefühl der Vorfreude kennen wir doch noch aus der Berufstätigkeit! Wir nutzen trotz dem rabenschwarzen Himmel den Vormittag für eine Velotour. Wir wollen nordwärts der Küste entlang und die vielen verschiedenen Beaches und Strand-Dörfer prüfen. Klingt so easy, der Küste entlang.... Leider liegen auch da zwischen den Buchten immer ganz fiese Hügel mit (gefühlter) extrem-Steigung, damit wir dann 15 Meter gerade aus fahren können, bevor es wieder in die Tiefe des nächsten Dorfes geht... Ahh, was noch nicht vom vielen Regen nass ist, ist nun mit Schweiss durchtränkt. Aber die Tour hat uns riesig Spass gemacht. Nach einem wohlverdienten, leckeren Lunch sind wir gegen 13.30 Uhr wieder zu Hause angelangt und widmeten den Nachmittag dem Büffeln von Vokabeln und dem Repetieren der englischen Zeitformen (so kann man sich echt fast einen Tag verderben).
Es ist Samstag. Wir feiern unseren ersten Hochzeitstag J und denken gerne an die vielen spannenden, schönen, neuen, erlebnisreichen Momente, die wir in den vergangenen 12 Monaten bereits erleben durften zurück. War ein guter Entscheid von Mr and Mrs Frentzel J.
Wir freuen uns auf das ‚freie' Wochenende und wollen uns auf den Weg nach Sydney Downtown/Darling Harbour machen. Wir fahren mit unseren Velos wieder nach Manly und nehmen da die Fähre nach Sidney ‚Circular Quai'. Eine herrliche Fahrt von 25 Minuten, die Sicht auf die Harbour-Bridge und das imposante Sydney Opera-House ist gigantisch. Wir schlendern dem Hafen entlang, statten dem wirklich wunderschönen Botanischen Garten einen Besuch ab und geniessen anschliessend einen Lunch an der ‚Fressmeile' im Darling Harbour.
Abends sind wir dann bei Ern und Bella zum Dinner eingeladen. Hätten unseren Hochzeitstag gerne mit einem schönen Fischteller gefeiert. Aber ihre Freunde kommen zu Besuch. Es war uns nicht möglich, uns dieser Einladung zu entziehen, also fügten wir uns unserem ‚Schicksal' - nach dem Motto Augen und Magen zu und durch. Wir ‚schwelgen' in triefenden Würstchen im Blätterteig zum Apéro und anschliessend frisch aus der Fritöse das einmalige Dinner mit triefend-frittiertem Fisch und den obligaten Chips (Pommes) dazu. Lustig an ihrer kulinarisch hochstehenden Küche ist, dass sie uns gerne kopfschüttelnd und bedauernd erzählt , wie ungesund sich ihre Students über Mittag wohl immer ernähren, denn jede/jeder scheint nach 2-3 Monaten mit mind. 10kg mehr auf den Rippen wieder ins eigene Heimatland zurück zu reisen. Bella findet es unverständlich, dass sich die jungen so ungesund mit Fast Food ernähren... (ob das wirklich am Lunch liegt? ).
Wir wünschen euch allen ein schönes, entspanntes Wochenende in der warmen Stube zu Hause. Gemäss unseren Online-Zeitungsquellen wird's unangenehm kalt in der Schweiz.
Grüsslichst,
Andrea & Alex
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Christian Nun Ja, so wie es aussieht müsst Ihr zwei da durch! Haben viel gelacht beim lesen :-)), dann weiterhin en Guete bei Fish & Chips & VB Beer. Wir geniessen jetzt umso mehr, an diesem kalten Samstagabend unsere Hausgemachten Spagetti Bolognese mit einem guten Rotwein, na dann Prost und fröhliches durchhalten! Sind heute von einem schönen Wellnessweekend im Hotel Eden, Spiez zurück. LG Christine & Christian
Fabian ja, den Aldi gibt es tatsächlich und das einzige was ich empfehle dort zu kaufen ist der Süsswein ;-). Ihr seid dem Wirbelsturm in Bali gerade noch rechtzeitig entkommen, bin froh zu lesen, dass ihr ein schönes Nestchen in der Sydney area gefunden habt. Falls ihr dann für euren letzten Abend in Sydney noch ein Restaurant mit Ausblick sucht, dann empfehle ich den Sydney Tower. Der Dresscode ist übrigens nur auf dem Papier gültig ;-). Wünsche euch eine schöne Zeit Down Under and don't mess up with the kangaroos.
Angelo Nun, das "schlechte" Essen kompensiert etwas Euren Wink mit den Schweizer Temperaturen. Zu beneiden seid Ihr jedoch nach wie vor - da würde sogar ich mich zu einem "Australischen-Dschungel-Schmaus" einladen lassen ;o) Die tiefen Temperaturen haben aber auch sein gutes, man kann Skifahren - wisst Ihr noch was das ist?? Da hat man so Latten unter den Füssen und schwingt mehr oder weniger elegant gen Tal....... Sieht man einmal von den Seitenhieben ab, sind Eure Berichte immer wieder amüsant zu lesen. Kann mich nicht erinnern wann ich zum letzten Mal den "Rotzlöffel" gelesen oder gehört habe :o))) So meine Lieben - ich möchte Euch nicht vom "Wörtli-Pauke" abhalten und wünsche Euch eine tolle Zeit und bis bald.