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Liebe Freunde und Bekannte
Erstmals herzlichen Dank für die zahlreichen Feedbacks zu unserem Blog-Eintrag, ob auf unserer Seite, per Email, Facebook, SMS - wir freuen uns immer, wenn wir etwas von euch lesen!
Eine berechtigte Frage ist mehrfach bei uns eingegangen: was ist das denn nun für ein Hund, den eure host-parents haben? Und was sind das für Vögel, haben sie wirklich welche? Allllsoooo.... Wie immer gibt es nichts was älter ist als Informationen vom Vortag. Die Infos der Schule feiern wohl bereits einen runden Geburtstag. Unsere ‚parents' sind eher 70+ als 60+, den Hund gibt's schon lange nicht mehr und wirklich eigene Vögel (zumindest solche, die im Käfig gehalten werden) haben sie auch nicht. Dafür füttern sie allabendlich sämtliche Kookaburras in der Region mit Hackfleisch. Respektive mit noch rohen Burgern. Je nach dem was übrig bleibt, kriegen Alex und ich die restlichen Burger. Wir könnten nun philosophieren, ob die verwöhnten Vögel unser Dinner erhalten oder ob wir nicht-anspruchsvollen-Schüler uns auch mit Vogelfutter zufrieden geben hihihi... Wir lassen das jetzt mal so stehen. Haben uns aber mit Bella darauf geeinigt, dass wir jeweils am Donnerstag (aber bitte nur am Donnerstag) zum grossen Burger-Schlemmer-Schmaus zu ihr kommen.
Obschon der Live-Zoo scheinbar der Vergangenheit angehört, mangelt es hier definitiv nicht an animalischen Staubfänger. Wir ersticken selbst in unserem Garten-Hexen-Häuschen fast im Messi-Porzellan-Zoo. Wir sind umzingelt von Delphin-Seifenhalter und Zahnbürstelihalter, Fischli-Abwaschlumpen und Handtüechli, Porzellan-Welcome-Hündchen, Bettwäsche mit Blümchen, Möndchen, lachender Sonne, Herr-der-Ringe und -Starwars-Plastik-Figürchen (vom erwachsenen Sohn, der im Häuschen gewohnt hat). Wenn wir einen Schrank öffnen, haben wir immer eine 50%-ige Chance entweder von einem gemein gefährlichen Zinn-Becher erschlagen zu werden oder dann in den entgegenfliegenden, geschätzten 150 Häckel-Deckchen in allen Farben und Formen lawinenmässig zu ersticken. Ein wirklich gemeingefährliches Häuschen, welches in jedem noch so kleinen Eckchen immer wieder für Überraschungen sorgt. So nun aber genug zynisch gestänkert. Erni und Bella sind uns sehr ans Herz gewachsen, auch wenn sie weder kochen noch den Sinn fürs Wesentliche im Auge behalten können.
Die vergangene Woche verlief für uns eher mittelmässig. Sydney erlebt einen Sommer wie noch nie: Temperaturen wie sie die Bewohner sonst nur vom Winter her kennen und Regen, Regen, Regen. In der Schule läuft's soso-lala (haha, wie viele von euch sagen dass zum Job ebenfalls? Wir sind zurück in einem ‚Alltag'). Alex hat viel Glück mit der Klasse und vor allem seiner Lehrerin. Ich musste mich diese Woche mit einem unmotivierten Lehrer durchbeissen, der am Freitag seinen letzten Arbeitstag hatte und einfach irgendwie noch die Woche zu Ende bringen wollte. Hat mich ziemlich stocksauer gemacht (habe aber immerhin gelernt, dass man dazu in Englisch z.B. ‚it get's my goat' oder ‚I'm cheesed off!' sagen kann). Unsere Stunden waren voll von ‚aimless activities'. Hauptsache, der Lehrer konnte in Ruhe in seiner Ecke sitzen und nix zum Unterricht beitragen. Nächste Woche kann es nur besser werden.
Am Freitag-Nachmittag konnten wir unseren Mietwagen abholen. Jupiiie! An den Weekends soll es nun fortan etwas weiter aus Sydney raus gehen, so dass wir etwas mehr ‚Australien' schnuppern können. Wir fahren mit unserer neuen ‚Freiheit' (kein r.s.g.b.c diesmal) also das erste Mal weg für 2 Nächte. Erni und Bella sind ganz besorgt, vermitteln uns noch die Verkehrsregeln und fragen uns abermals, ob wir ihre Telefonnummer auch wirklich gespeichert haben falls wir in Not geraten - aber ja, Mami und Papi, das haben wir .
Unser Ziel für dieses Wochenende ist der Blue Mountain National Park. Wir haben uns ein günstiges Motel-Zimmer im Touristen-Ort Katoomba gebucht und fahren bei starkem Regen westwärts in Richtung Berge. Nach gut 2 Stunden kommen wir am Ziel an. Kein Mensch ist bei diesem Wetter auf der Strasse, Nebel zieht durch die Gegend und sämtliche Restaurants und Geschäfte scheinen geschlossen zu sein. Eine richtige Geisterstadt. Wir finden dann schlussendlich doch noch ein schönes Plätzchen für ein gemütliches und leckeres Essen - ohne Not-Picknick auf dem Schulweg oder den unumgänglichen Kochkünsten von Bella zu Hause.
Am Samstag-Morgen sieht das Wetter zuerst noch nicht viel besser aus. Es regnet zwar nicht mehr, aber die ganze Region ist in dicken Nebel gehüllt, so dass wir kaum auf die andere Strassenseite sehen. Nicht zu glauben, dass direkt vor unserer Nase ein gigantisches Panorama liegen soll... Wir sind Wandervögel und bleiben optimistisch. Schnüren unsere Läufer, satteln den Rucksack und marschieren los. Vor uns liegt eine schöne Wanderung von den Katoomba-Falls zum Echo Point mit den berühmten ‚Three Sisters'. Wir haben riesiges Glück - das Wetter klart gegen 10 Uhr tatsächlich auf und wir geniessen einen wunderschönen Tag mit atemberaubender Aussicht. Ich mache zum ersten Mal Bekanntschaft mit einem Blut-Egel, war nicht sonderlich appetitlich. Hat sich das Biest doch tatsächlich unter meine lange Hose an meinem Bein festgesaugt und sich dann irgendwann wieder fallen gelassen. Als ich nach dem Wandern die Hosen ausgezogen habe, hat mein Bein ausgesehen wie nach einem Masaker! Eine winzig-kleine Wunde, aber den ganzen Unterschenkel d*** mit Blug verklebt, als wäre mein ganzer Körper ausgelaufen, iiih.... würkli gruusig...
Abends schlendern wir durch ‚Vintage'-Katoomba. Kaum zu glauben dieser Ort, und dies im Jahr 2012. Das ist ein echter Brüller. Alle Geschäfte und Restaurants sind schätzungsweise in den 30er- max. 60er-Jahren gebaut, resp. Eröffnet worden. Und seit diesem Zeitpunkt hat sich weder an der Fassade, noch am Ladenbesitzer, dem Inventar oder wenigstens an den zum Verkauf angepriesenen Dings und Bums etwas geändert. Der neuste Schrei scheinen Biligst-Möbel aus Pinien-Imitat zu sein (die Schaufenster wurden übrigens auch überall in den 60er-Jahren zum letzten Mal gereinigt). Für diese tollen (bei uns in der Conforama-erhältlichen) Designer-Stücke wollen Sie dann von 500 Dollar an aufwärts. Die Häuser hier, die von etlichen Realtor's angeboten werden, sind bessere oder eher schlechtere Holzbaracken und kosten von 900'000.—Dollar an aufwärts. Keiner von uns würde so wohnen wollen, ausser wir währen auf eine kostenlose Unterkunft angewiesen. Die haben echt einen totalen Knall hier. Übrigens, will man zum Scrambled-Egg am Morgen noch ein ‚optional' wie z.B. eine gedämpfte Tomate - kostet das sagenhafte 3.95 Dollar zusätzlich! 2 Scheiben Bacon kosten bereits 4.50 Dollar. Unglaublich - wir fragen uns tagtäglich was die Australier verdienen, dass sie sich hier das Leben leisten können.
Aber das witzigste sind natürlich die Dorf-Bewohner. Echt, es macht riesig Spass, kopfschüttelnd in einem Kaffee zu sitzen (der Cappuccino ist hier trotz dem 60iger-Jahren-Groove tatsächlich angekommen) und die Leute zu beobachten. Es gibt ja hier nur Brockenhäuser und Heilsarmee-Kleiderläden (die heissen natürlich anders, ‚last arrivals' etc hihihi). Und genauso sieht hier jeder aus auf der Strasse. Möglichst bunt, zu grosse oder zu kleine Kleider, auf gar keinen Fall farblich zusammen passend, die einen in UGG-Boots zu Hotpants (ehemalige U-Wäsche von Oma), der nächsten im Hawaii-Hemd das keine Knöpfe mehr hat und dafür durchgehend konsequent mit Sicherheitsnadeln (Schliess-Gufe im Züri-Slang) bestückt ist. Abgerundet wird das ganze vom riesigen Ukulele-Festival welches dieses Wochenende hier statt gefunden hat. Der totale Brüller! Jede/r ist mit Herzblut dabei, düdelt und züpfelt auf seinem Mini-Gitäreli und fühlt sich dabei im 7. Himmel. Herrlich!
Auch am Sonntag beginnt der Tag entgegen den Wetter-Prognosen wieder mit traumhaft schönem Wetter. Ich bin wie immer sehr früh auf den Beinen, schnappe mir die Kamera und mache mich im Pijama zu Fuss auf den Weg zum 5-Minuten entfernten Echo Point. Das Bergpanorama im Morgenlicht ist einfach der Hammer! Ein wirklicher Bonus für Frühaufsteher (siehe Fotos - the early bird catches the worm). Nachdem ich auch Murmeltier Alex vom schönen Wetter und dem damit verbundenen lohnenswerten Aufstehen überzeugen konnte, geniessen wir ein deftiges Frühstück im ‚Fresh' und entscheiden uns anschliessend für eine 3-stündige Klippenwanderung dem ‚National Pass' entlang zu den Wentworth Falls. Steile Stein- und teils Metalltreppen führen entlang den Klippen von den Blue Mountains, wir laufen hinter zig verschiedenen Wasserfällen durch und geniessen wiederum eine absolut spektakuläre Aussicht. Der Weg wurde 1908 erstellt, unfassbar wie sie schon zu dieser Zeit steilste Treppen in die Klippen hauen konnten. Ein Foto, wie es damals aussah (da liefen die Wanderer tatsächlich noch in Anzug, Kravatte und Hut durch die Berge), findet ihr ebenfalls bei unseren Fotos.
Nun sitzen wir zurück in unserem Gartenhäuschen, der Sonntags-Alltag hat uns für ein paar Wochen eingeholt. Das bedeutet Wäsche waschen und sonstige Hausärbetli verteilen... Das mit dem Waschen ist noch so eine Sache. Ich versuche mich immer von Bella unbemerkt ins Haus zu schleichen, um möglichst im Turbo-Tempo die Waschmaschine zu starten bevor sie neben mir steht. Unglaublich - hab ich bis anhin noch nicht geschafft. Kurz vor dem ‚Starten' des Programms steht sie neben mir. Das bedeutet leider: Strom sparen. Waschen mit kaltem Wasser, Kurz-Programm, halbe Füllung. Das Resultat: selbst das bisschen Erde klebt nach der Wäsche noch immer an den Wander-Hosen, wie unsere ehemals weissen Shirts aussehen, wollen wir mal gar nicht erwähnen. Ich glaub es wird Zeit, dass wir uns auch noch nach einer externen ‚Laundry' umsehenJ. WIR haben Sorgen, nicht?...
In diesem Sinne - herzliche und warme Grüsse nach Ice-Europa,
Andrea & Alex
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Christian Hallo Ihr Schulbankdrücker! Lieben Dank für eure News, wie immer genussvoll gelesen :-). Ihr habt ja wirklich Sorgen, prust. Wie wäre es mit Biken? Hier eine tolle Adresse http://bikebuffs.com.au/. Immer "nur" wandern, lol...Übrigens, bis am 18.02. findet das St George OpenAir Cinema statt! Falls Intouchables läuft, der ist ein MUST!!! Mit feinster Sicht auf Opera House, Harbour Bridge und City Skyline! Viel Spass!!! Aaaahhh, ein wenig plagt uns schon das Fernweh. Wir freuen uns auf die Schneeschuh Wanderwoche mit Hund ab 18.02. im Münstertal, am Samstag wurde am Ofenpass die zweit tiefste Temperatur in der Schweiz gemessen -31.5°C. Brrrrrrr, frostige Grüsse aus der Tiefkühltruhe, Chrigel's.