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Anfang September verlassen wirBamako Richtung Segou, (Nordenosten) -so dachten wir- und stellen nach 160 km Fahrstrecke fest, dass wir in die falsche Richtung (Südosten) gefahren sind. Wie kommt es, dass man sich hier so verfahren kann?
Eine Straßenbeschilderung ist meist nicht vorhanden und Hinweisschilder mit Ortsnamen gibt es nur selten. 160 km heißt auf Westafrikas Straßen ca 4 Stunden fahrt. Na ja, mittlerweile haben wir hier in diesem riesigen Kontinent die afrikanische Gelassenheit angenommen und lenken den Lkw wieder Richtung Bamako. Wie so oft werden wir durch die Natur entschädigt, denn einer der schönsten Sonnenuntergänge wird uns nach der langen Fahrt geboten. Mit unseren Campingstühlen setzen wir uns auf eine Anhöhe und genießen nebenbei ein kühles Bier zum faszinierenden Abendhimmel.
Wir passieren am Folgetag Segou, eine wichtige Handelsstadt und Verbindungsstück zwischen Nord und Süd, zwischen der Sahara und dem Sahel (Übergangsgebiet Wüste zu Savanne).
In Segou können wir nach Aufsuchen von 8 (!) Banken endlich eine Bank finden, die unsere Reisechecks tauscht. In den meisten Ländern Afrikas hat mittlerweile die Visakarte die Reiseschecks abgelöst. Zusätzlich zur Visakarte sind sie jedoch auf Reisen eine sichere Alternative zum Bargeld.
An diesem Abend übernachten wir in einem Hotel und lerne eine ca 55 jährige Schwäbin kennen, die als Krankenschwester seit 20 Jahren in Mali tätig ist. Uns verschlägt es fast die Sprache als sie in breitem Schwabendialekt von ihrer Tätigkeit berichtet. Sie kann uns vieles über die häufigsten Krankheiten, die Probleme im Gesundheitssystem und auch über den Papaya-Blätter Tee als Malariaprophylaxe und die Papaya-Kerne als gutes Wurmmittel berichten. Wir genießen den Luxus einer warmen Dusche und erfrischen uns im Pool.
Nach langer Zeit gibt es wieder leckeres Steak.
Am Folgetag fahren wir nach Djenne. Die Dame aus dem Hotel hat uns netterweise über Handy einen Stadtführer organisiert. Dieser wartet bereits mehrere Stunden am Niger und empfängt uns mit einem breiten Lächeln. Nachdem unser Lkw auf der kleinen Fähre einen Platz gefunden hat, schippern wir über den ca 100 Meter breiten, gemächlich fließenden Niger und werden auf der Fähre und am Ufer von vielen Souvenirhändlern umgarnt. Djenne liegt auf einer Insel inmitten des Niger und die Einwohner leben vom Fischfang und der Anwesenheit vieler Koranschulen.
Die Stadt ist ehemaliger Umschlagplatz am mittleren Nigerbinnendelta; Handelsort für Reis, Henna, Indigo, Hirse, getrockneten Fisch.
Bei einer Stadtführung sehen wir Eisenschmiede, die Nägel für den Schiffsbau herstellen, eine kleine Teppichfabrik, Koranschulen, Marktplätze und enge dreckige Gassen. Interessant ist auch das Haus des Bürgermeisters, der für alle Belange im Dorf zuständig ist (von Diebstahl, Ehestreit bis hin zu Familienkonflikten).
In Djenne´ steht die berühmteste Moschee der Welt. Die Große Moschee von Djenné ist das größte sakrale Lehmgebäude und das größte Einzelgebäude aus Lehmziegeln der Welt mit einer Fläche von 75 m x 75 m (5.625 m⊃2;) und gilt als ein Höhepunkt der sudanesisch-sahelischen Architektur. Die Moschee ist der Mittelpunkt der Stadt Djenne, Mali, im Binnendelta des Niger.
Über den Bau der ersten Moschee von Djenné lässt sich mit Sicherheit sagen, dass er zwischen 1180 und 1330 geschah. Der Imam der Moschee Es-Sa'di schrieb 1620, dass im Jahr 1180 der Sultan Koi Kunboro vor 4200 Ulamas öffentlich zum Islam übertrat. An-schließend stellte er seinen Palast den Gläubigen zur Verfügung und ließ ihn zur ersten Großen Moschee von Djenné umbauen. Seine beiden Nachfolger sollen noch die Türme und die Mauer hinzugefügt haben, so dass heute als Gründungsdatum das Jahr 1240 genannt wird. Amadu Hammadi Bubu, der Gründer des Massina-Reichs, ließ das 600 Jahre alte Bauwerk 1834 zerstören bzw. dem Ruin einheimfallen, was durch Regen ohne Unterhaltung (Neuverputzen) in kurzer Zeit möglich war. Denn er betrachtete diese Moschee, da aus einem Palast entstanden, als zu üppig und luxuriös. Der einzige Teil, der vom ursprünglichen Gebäude übrig blieb, ist die Umfassung mit den Gräbern der lokalen Führer. Die zweite Moschee wurde bis 1896 auf Basis der alten Pläne wieder errichtet, war jedoch bescheidener gebaut. Sie wurde für die heutige Moschee jedoch wieder abgerissen, die sich in Größe und Aussehen an der ersten orientiert. Der Bau der derzeitigen Großen Moschee begann 1906.
Die Moschee zählt zu den berühmtesten Bauwerken Afrikas und wurde von der UNESCO im Jahr 1988 gemeinsam mit der Altstadt Djennés und einigen umliegenden Ausgrabungsstätten zum Weltkulturerbe erklärt.
Daher darf in dieser Stadt, wie in alten Tagen, nur mit Lehm gebaut werden. So wird vor der jährlichen Regenzeit jedes Haus mit frischem Lehm aus dem Niger regenfest gemacht. Hier gibt es viele hervorragend restaurierte Lehmhäuser im Tukulor- oder Marokkanischen Baustil. Seit dem 15. Jahrhundert werden diese Häuser von den sog. Macons bebaut. Bereits im Alter von 7 Jahren beginnt man diese Baukunst zu erlernen.
Unangenehm ist uns die offene Kanalisation in der Stadt aufgefallen, aber gut, an soetwas muss man sich auf einer Reise durch Westafrika einfach gewöhnen.
Wir verlassen Djenne und fahren an Mopti vorbei weiter Richtung Sangha. Interessant zu erwähnen ist, dass die Fluggesellschaft „Air France", jedoch nur ausserhalb der Regenzeit, Mopti von Paris aus anfliegt. Mopti ist so groß wie Dorsten oder Otjiwarongo. Die Landschaft auf dem Weg Richtung Sangha wird zunehmend schöner und interessanter. Hier bietet die Natur alles, wunderschöne Flüsse, Felsen, Ackerland und riesige Affenbrotbäume mit ihren Früchten.
Für die letzten 40km bis Sangha brauchen wir 4h, denn mehr als Schritttempo lässt das Sträßchen mit scharfen Kurven, Flüssenund Felsen nicht zu. In Sangha angekommen, fühlt man sich einmal so richtig durchgeschüttelt.
Ein paar Worte zum Affenbrotbaum, auch Baobab genannt:
Der Affenbrotbaum ist ein heiliger und wichtiger Baum in Afrika. Von der Südspitze Afrikasbis an die Sahara ist dieser Baum ein mysteriöser Mittelpunkt. Hier treffen sich Ältestenräte um die Dorfbelange zu besprechen, Leute werden unter seinen Zweigen durch Medizinmänner gesund gesprochen undRegen wird in Zeremonien herbei geschworen. Die Früchte des Baumes werden gegessen, die Blätter zum Tee verkocht und die dünneren Zweige als Seile oder Ruten verwendet.
Botanisch ist der Baum ebenfalls interessant, denn er wird im Alter immer kleiner, sein Stamm kann einen Umfangvon 9 m ereichen und das Alter von 1000 Jahre ist keine Seltenheit. Optisch sieht er eher so aus, als ob er vom lieben Gott umgedreht wurde und die Wurzeln nach oben zeigen.
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