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26-04: Trip to Abel Tasman
Samstag. An diesem Tag ist eigentlich nicht viel passiert, ich hatte einen gemütlichen Tag eingeplant. Ich habe Sian 25 km weiter zu ihrem nächsten Ziel gefahren, welches auf meinem Weg Richtung Abel Tasman Nationalpark lag, ihre Nummer gespeichert und bin dann weiter zur Nordküste gefahren. Dort habe ich in Motueka das Information Centre nach Flyern durchstöbert, und bin dann ziemlich direkt weiter nach Marahau, dem letzten Ort am Südende von und Tor zum Abel Tasman Nationalpark. Dank des gemütlichen Morgens kam ich an meinem Ziel erst am frühen Nachmittag an, zu spät um eines der letzten Wassertaxis in den Park zu nehmen. Also bin ich einfach zu Fuß losgewandert, nach dem Motto: Mal schauen wie weit ich komme. Und ich hatte glatt noch drei Stunden Tageslicht, auch wenn der Wanderweg leider Richtung Osten zeigte, und er und die Buchten und Strände somit alle ziemlich komplett im Schatten lagen.
Der Abel Tasman Nationalparks ist einer der beliebtesten Parks bei Wanderern und Kajakfahrern in Neuseeland. Es reiht sich eine schöne kleine Bucht an die andere, mit Regenwald bewachsene Hügel bilden das Hinterland, das Wasser ist glasklar und die Strände haben weißen Sand. Der Küstenwanderweg ist bei weitem der beliebteste in diesem Park. Eine andere tolle Sache sind die Wassertaxis. Es gibt drei, vier kleine Unternehmen, die ein halbes Dutzend Mal täglich ein Wassertaxi (kleines Boot für vielleicht 12 Leute) die Küste rauf und runter schicken, und Leute in den verschiedenen Buchten aufnehmen oder absetzen.
Während meiner Wanderung plante ich schon den nächsten Tag. Ich hatte die tollen Bilder von Kajakfahrten gesehen, und spielte mit dem Gedanken, am Sonntag selbst eine Paddeltour zu unternehmen. Das kostet natürlich wieder etwas mehr Geld, aber sicher würde sich auch dieses lohnen.
Zweite Option: Den schönsten Teil der Küstenroute entlang wandern (15km, ca. vier-fünf Stunden). Dazu müsste mich ein Wassertaxi erstmal mitten rein fahren, und dann von meinem Ziel wieder abholen.
Einen Entschluss fasste ich noch nicht, auch weil mir seit zwei Tagen dauernd gesagt wurde, dass am Sonntag den ganzen Tag regnen sollte.
Die letzte Stunde wanderte ich im Dunklen zurück. Ich kehrte bei einer nett dekorierten Imbissbude ein, bis ich merkte, dass ich vielleicht doch langsam mal meine Unterkunft organisieren sollte. Marahau, ein Dorf mit vielleicht fünfzig Seelen, hat ein Motor Camp und zwei Backpacker-ähnliche Unterkünfte. Beide Backpacker hatten ihre Rezeption schon geschlossen, was für mich recht neu war. Ich fuhr also einfach in das Motor Camp und übernachtete wieder im Auto, was ich ja mittlerweile schon recht gewöhnt war.
27-04: Am I British?
Am Morgen wurde ich von lautem Pladdern aufs Autodach geweckt. Die Wettervorhersage hat wohl recht gehabt. Um mein Auto hatte sich auch eine Riesenpfütze gebildet, in die ich erstmal fast reingefallen wäre. Kajakfahren ist damit also vom Tisch. Bei einem Rundumblick merkte ich auch, dass die Wolken verflixt tief hangen, und teilweise den Blick auf die nicht mal 200 m hohen Hügel des Nationalparks verdeckten. Etwas verunsichert, was ich denn nun machen sollte, fragte ich Sian per SMS, ob es sich denn trotzdem lohnt, denn sie hatte die Küstenwanderung ebenfalls bei Regen gemacht. Die Antwort kam prompt: Sicher lohnt es sich, einfach wasserdichte Klamotten anziehen und los geht's. Okay, dachte ich, ich wüsste eh nicht, was ich sonst machen sollte bei dem Wetter. In zwei Autostunden gab es zwar den etwas größeren Ort Nelson, der auch hier oder da ein Museum hat, aber laut Lonely Planet sind die Themen dieser Museen eher künstlerischer oder sonstiger Art, welche mich alle weniger interessieren als ein regnerischer Tag im Abel Tasman Nationalpark. Also musste meine Ausrüstung jetzt mal zeigen, ob sie mich auch durch einen Regentag bringt. Ich klopfte mir selber auf die Schulter für den weisen Entschluss, vor meiner Abfahrt in Christchurch eine wasserdichte Hose gekauft zu haben. Oben rum wurde es schon schwieriger. Mein einziges wasserdichtes Oberteil war die Wintersportjacke, die ich aus Berlin mitgebracht hatte. Es war zwar feucht, aber nicht kalt. Somit würde mir vielleicht ganz schön warm in der Jacke werden. Ich zog sie aber erstmal an und packte den Regenschirm als Alternative ein. Als Schuhe wählte ich die Wanderschuhe, das einzig halbwegs brauchbare bei dem Wetter. Das Ledermaterial würde mir die Füße schon einigermaßen trocken halten. Fehlte nur noch was für den Rucksack. Ich habe dann einfach eine Plastiktüte in der richtigen Größe genommen (Plastiktüten hatte ich in allen Größen und Farben), zwei Löcher für die Schultergurte „integriert" und als Überzug für den Rucksack genommen. Alles in allem sah mein Outfit damit nach viel Improvisation aus, aber bei dem Wetter würde ich eh kaum Leute treffen, die das gemerkt hätten. Und außerdem juckte es mich sowieso nicht. Lieber improvisiert als durchnässt.
Das nächste Problem habe ich auch schon irgendwie geahnt gehabt. In der Watertaxi-Zentrale wurde mir gesagt, dass die Fahrten möglicherweise gestrichen werden, falls sich nicht genug Leute einfinden - und ich sei bisher der einzige. Nach kurzem Recherchieren gab es aber Entwarnung: Drei Kajakfahrer wollten an meinem Drop-Off abgeholt werden. Fünf Minuten später kam auch schon der Trecker mit Anhänger und Boot vorgefahren. Der Skipper begrüßte mich mit der Frage: „Are you British?" „No, why?" „Because only the British are crazy enough to go out in this weather." Ich musste ihm beipflichten: Es pladderte wirklich ganz schön. Und draußen war nix zu sehen außer einem grauen Regenvorhang, der bis zum Horizont reichte. Ich meinte noch, eine Britin hat mir die Tour trotz Regen empfohlen, worauf er mir tief in die Augen schaute, und scherzhaft meinte: „You have asked the wrong person." Ich war der einzige Passagier auf seinem Boot. Der Skipper war selbst vielleicht knappe dreißig Jahre alt, und in Neuseeland geboren. Er erzählte mir von seinen deutschen Wurzeln, und dass er schon viermal in Europa war. Auch hier bestätigte sich wieder: Neuseeländer sind eine Nation von Reisenden. Während er sein Boot über die Wellen und durch den Regen jagte, erzählte mein persönlicher Guide über Abel Tasman (den Park und den Seefahrer), über den Wert der Grundstücke hier an der Küste, über die habgierige örtliche Verwaltung, über Sandflys und Seehunde. Wir machten einen Stop an einer Seal-Colony, wo ich wieder mal haufenweise faul rum liegende Seehunde fotografieren konnte, bevor er mich dann an meinem designierten Ziel, der Tonga Bay, absetzte. Ich sah noch zu, wie er die drei Kajakfahrer aus ihrer misslichen Lage befreite (die ja glücklicherweise dazu geführt hat, dass ich überhaupt ein Wassertaxi gekriegt habe) und machte mich dann auf in Richtung Torrent Bay.
Ich muss sagen, die Wanderung hat sich trotz Regen oder gerade wegen dem Regen total gelohnt. Es war mal was anderes, bei Regen unterwegs zu sein, besonders, wenn man einigermaßen gut ausgerüstet ist. Auch das gehört zur Natur. Der Track war ziemlich leer. Nur vereinzelt traf man hier und da einen Wanderer, hauptsächlich in der Gegenrichtung (ist ja logisch). Bei gutem Wetter ist der Track total überlaufen. Ich sah den Regenwald mal bei Regen, auch das ist schön. Hört sich alles paradox und bescheuert an, muss man aber selbst erleben. In der Winterjacke wurde mir übrigens etwas zu warm. Ich switchte dann auf den Schirm um, der aber nicht ganz dicht war, und der auf dem engen Weg auch etwas schwer zu handhaben war. Ich hatte also die Wahl: Entweder nass werden durch Schweiß, oder durch den Regen. Ich entschied mich für den Regen, das ist schließlich die angenehmere Feuchte. Meine Schuhe hielten drei Stunden dicht, bevor sie langsam mit Wasser vollliefen. Auf den letzten Kilometern fühlten sich meine Füße wie Fische im Aquarium. Das Wasser lief rein, aber nicht wieder raus... Umgekehrter GoreTex-Effekt? Was solls. Irgendwann gegen Nachmittag und eine halbe Stunde vor Abholung kam ich dann an der Torrent Bay an, wo auch vereinzelt Ferienhäuser standen. Ich nutzte die verbleibende Zeit, um unter einem Vordach meine Socken auszuwringen (warmes Wasser, hm lecker) und meine letzte Verpflegung zu verputzen, bevor ich mich auf zum Strand machte, um Ausschau nach meinem Taxi zu halten. Das kam auch halbwegs pünktlich, und erstaunlicherweise war es bis auf einen Platz randvoll gefüllt mit Passagieren.
Das Dumme an den Wassertaxis und den Buchten im Abel Tasman Park ist, dass es keine Stege gibt. Die Boote selber haben kaum Tiefgang, so dass sie nah an den Strand ranfahren können. Kein Problem beim Drop-Off, da kann man einfach einen großen Satz ins Trockenen machen. Der Meter Wasser zwischen Boot und Strand wird aber zum Problem beim Pick-Up, so dass ich versuchte, zu einem geeigneten Zeitpunkt zwischen zwei Wellen auf das Boot zu steigen. Meine Schuhe waren eh schon nass, so dass ich sie gar nicht erst auszog. Falsch gedacht. Meine Aktion „zwischen" zwei Wellen ging natürlich schief, ich tauchte richtig schön mit den Schuhen ins Wasser, und sie waren sogar noch nasser als vorher. Ich besetzte den letzten freien Platz (der natürlich gerade nicht mehr unter dem Dach des Bootes war) und ab ging die Luzi zurück Richtung Marahau.
Ich fuhr das Auto zurück in das Motor Camp, und nahm erstmal eine heiße Dusche. Die Socken entsorgte ich einfach sofort. Die weitere Vorgehensweise war klar: Ich brauchte ein Dach über dem Kopf für heute Nacht, einen Ofen, Kamin oder eine sonstige effektive Wärmequelle, um meine Schuhe wieder halbwegs trocken zu bekommen und am besten noch einen Wäschetrockner. Die Sachen würde ich nämlich nicht über Nacht in meinem Auto wieder trocknen können. Und es sah auch nicht danach aus, als ob es irgendwann aufhören würde zu regnen. Ich fuhr also nach Nelson, und checkte in einem gemütlichen Backpacker ein.
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