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Neuseeland, fast 20.000 km von Deutschland entfernt, hat mich tief beeindruckt und schwer begeistert. Leider ist meine Zeit hier fast vorbei und es ist Zeit für einen kleinen Rückblick.
Landschaftlich hat Neuseeland wirklich alles zu bieten. Immer wenn ich dachte, jetzt habe ich alles gesehen, bin ich um eine Ecke gebogen und es hat sich ein neues unglaublich schönes Panorama eröffnet, an dem ich mich nie satt sehen konnte. Viele Landschaften kamen mir seltsam bekannt vor, so hat mich der tiefe Süden und die Gegend kurz vor Christchurch stark an Schleswig-Holstein erinnert. Deshalb habe ich mich oft auch gar nicht gefühlt, als wäre ich am anderen Ende der Welt.
Die Kiwis machen es einem auch sehr einfach. Ich habe nur freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen. Die Frage 'wie geht's' ersetzt in der Regel ein 'Hallo' oder schließt sich diesem direkt an.
Smalltalk gehört überall dazu. Fast bei jedem Supermarktbesuch hat mich die Kassiererin in ein kurzes Gespräch verwickelt und zwar unabhängig davon, wie lang die Schlange hinter mir war. Wenn man irgendwo häufiger einkaufen geht und bekannt ist, passiert einem das sicher auch in Deutschland, aber ich war selten irgendwo länger als zwei Nächte. Mein Bekanntheitsgrad dürfte also gegen Null tendieren. Das fand ich schon erstaunlich, vor allem weil ich es auch regelmäßig nicht nur im kleinen Tante Emma Laden sondern auch in den Mega stores erlebt habe.
Auch in anderen Lebenslagen habe ich nur positive Erfahrungen gemacht.
Ein bisschen unheimlich fand ich allerdings deren Kondition. Die Wanderwege werden von den Kiwis regelmäßig als Joggingstrecke benutzt. Da kam ich mir auf dem Rückweg von einem Berggipfel schon blöd vor, als mir jemand ganz entspannt entgegen gejoggt kam und ich hingegen auf dem Hinweg nur schwer keuchend den permanenten Weg bergauf gemeistert habe.
Die Städte/Orte haben mich abgesehen von Wellington nicht besonders vom Hocker gerissen. Die Architektur ist sehr eigenwillig und schwer zu beschreiben. Ein bisschen hat es mich ab und zu an eine überdimensionale Kleingartenkolonie erinnert oder an unsere Industriegebiete.
Wanaka, Picton und Queenstown fand ich auch schön, aber das lag sicher auch an der wahnsinnig schönen Natur drumherum.
Viele Leute haben mich vorher gefragt, ob ich keine Angst hätte. Wovor genau, weiß ich immer noch nicht. In den meisten Ländern, die ich in den letzten Jahren bereist habe, habe ich mich oft genug sogar sicherer gefühlt als in Deutschland. Für Neuseeland trifft das ganz sicher auch zu.
Es ist sogar so, dass ich einige meiner mitgebrachten Ängste aus Deutschland reduzieren konnte. So hatte ich das Gefühl, dass meine Höhenangst deutlich besser geworden ist. Zu Hause wäre ich jedenfalls nicht so nah am Abgrund entlang spaziert oder hätte auf einer Hängebrücke zu hüpfen begonnen. Zu Hause würde ich auch nie freiwillig allein wandern gehen oder im Wald spazieren. In Neuseeland habe ich beides geliebt. Ok, mit dem Wald, der hier native bush heißt, und nichts mit unserem heimischen Wald gemeinsam hat, musste ich mich erstmal anfreunden. Das erste Mal, noch ganz am Anfang meines Aufenthaltes in Neuseeland, war ich mir nicht so sicher, ob ich das gut finde und bin nach einer halben Stunde schon fast in Panik wieder aus dem Urwald geflüchtet. Die Geräusche konnte ich nicht zuordnen, weil ganz andere Tiere dort leben. Einmal hat es einen lautes krachendes Geräusch gegeben. Mein erster Gedanke war 'oh gott, ein Krokodil!!'. Es hat sich auch wirklich so angehört. Natürlich war das Unsinn, weil in Neuseeland gibt es keine Krokodile, aber unheimlich war es mir trotzdem. Zudem ist der Regenwald sehr dicht bewachsen und damit sehr undurchsichtig. Mit der Zeit habe ich die Wanderungen im native bush immer mehr geliebt und vermisse sie inzwischen richtig. Somit wäre mal wieder bewiesen, dass Dinge nur Angst machen so lange sie fremd sind, weil man sie nicht kennt. Leider gibt es nur noch wenig von dem native bush. Bevor die ersten Siedler aus Polynesien kamen, die späteren Ureinwohner von Neuseeland (Maori), war Neuseeland fast vollständig mit native bush bedeckt. Das Holz der Kaori Bäume hat eine große Dichte und Stabilität und eignete sich daher wunderbar als Baumaterial und Feuerholz und auch als Exportgut. Kaori Bäume können mehrere Tausendjahre alt werden. Heute gibt es nur noch ein paar wenige dieser Giganten. Kaori Bäume haben eine Art Selbstheilungsmechanismus. Wenn die Rinde z.B. krank wird oder durch Pilz befallen wird, fällt die 'Haut' ab, der Baum 'blutet' und es wächst neue Rinde darüber. Fantastisches Prinzip. Gegen Abholzung hat der Baum leider keine Chance. Die europäischen Siedler brauchten Farmland, wodurch weiterer Regenwald Acker- und Weideland weichen musste. Außerdem brachten sie ihre eigenen heimischen Pflanzen und Tiere mit, die die Vegetation auf Neuseeland ebenfalls nachhaltig beeinflusst hat und die einheimischen Pflanzen und Tiere Neuseelands zurückgedrängt oder sogar teilweise hat aussterben lassen. Zum Glück sind die Kontrollen durch die Behörden sehr streng und es wird überall darauf aufmerksam gemacht um das Problem soweit wie möglich einzudämmen und keine neuen Krankheiten, Keime, Tiere in Land zu bringen.
Im Herbst kann man sehr gut erkennen, welche Bäume importiert wurden und welche sozusagen die Ureinwohner sind. Nur die importierten Bäume färben ihre Blätter bunt. Die einheimischen Bäume bleiben auch im Winter grün.
Dadurch fuehlt es sich auch trotz der stetig fallenden Temperaturen nicht wirklich wie unser deutscher Herbst/Winter an. Der Himmel ist meist blau und die Sonne
zaubert einem ein Laecheln auf's Gesicht, dazu die Vegetation - grauer November sieht eindeutig anders aus.
Als ich in Queenstown war und dann auch noch tiefer in den Sueden weitergereist bin, hat es allerdings angefangen zu schneien und wir hatten einen echten Wintereinbruch.
Es war sehr erstaunlich, wie mein Koerper darauf reagiert hat. Zum einen hatte ich ploetzlich staendig Hunger. Offensichtlich wollte mein Koerper Winterspeck
anlegen - sehr zu meinem persoenlichen Aerger. Desweiteren konnte ich mich nur mit Muehe bremsen um nicht in einen absoluten Kaufrausch fuer reduzierte Winterbekleidung zu verfallen. In allen Outdoorlaeden war Schlussverkauf und das verlockte dann doch angesichts der Temperaturen. Leider oder vielleicht auch zum glueck ist mein Rucksack voll, so dass shoppen keine Option ist. Erstaunlich war auch das ploetzlich auftretende Weihnachtsgefuehl. Mitten im Mai ist das wirklich komisch. Wie sehr so ein bisschen Schnee einen doch aus dem Konzept bringen kann. Von anderen Mitreisenden habe ich uebrigens aehnliches berichtet bekommen.
Nach zwei Dritteln meiner Neuseelandzeit hat mich jemand gefragt, was denn wohl mein Highlight auf der Reise gewesen waere. Eine Antwort musste ich ihm schuldig bleiben, denn eigentlich war ganz Neuseeland ein einziges Highlight und es faellt schwer, die einzelnen Erlebnisse zu bewerten. Nachdem ich meine Zeit in Neuseeland nun abgeschlossen habe, konnte ich neben vielen vielen Highlights folgende absolute Tophighlights fuer mich identifizieren:
Hot water Beach in Hahei:
Es ist spaetabends, die Sonne ist schon vor Stunden untergegangen, trotzdem ist die gesamte Gruppe auf dem Weg zum Strand - barfuss!
Es ist saukalt. Bis ich an der entsprechenden Stelle am Strand angekommen bin, spuere ich meine Fuesse kaum noch. Zum Glueck kann ich sie kurz darauf in den heissen Quellen wieder aufwaermen. Deshalb sind wir auch so spaet noch unterwegs. Die Tide ist unguenstig und wir mussten die Ebbe abwarten. Bei Flut ist der Strand und die heissen Quellen vom Meer ueberspuelt. Einige aus meiner Gruppe buddeln sich ihren eigenen hot pool am Strand. Ich geniesse lieber den wahnsinns Sternenhimmel ueber mir. Bei sternenklarem Himmel und ohne Lichtverschmutzung sehe ich die Milchstrasse ganz klar vor mir. So klar habe ich den Himmel bisher nur im Planetarium erlebt, allerdings ist der Himmel in echt noch um laengen schoener! Das Meer spuelt immer wieder leuchtendes Plankton an. Die Fuesse im warmen Wasser, ueber mir der Sternenhimmel, unter mir das Plankton - was fuer ein Erlebnis!!
Picton und Umgebung:
Die Umgebung um Picton mit dem Malborough Sound ist wunderschoen und ich habe sie auf einigen Wanderungen ausgiebig genossen.
Wanderung zum Roys Peak in Wanaka:
Zu neunt teilen wir uns ein Taxi um zum Startpunkt der Wanderung zu gelangen. Schnell verliert sich die Gruppe und ich bleibe mit einem anderen Maedel zurueck. Wir verstehen uns gut, sind uns bereits an anderen Orten in Neuseeland begegnet, haben ein aehnliches Tempo und das gleiche Beduerfnis die atemberaubende Aussicht in unzaehligen Fotos festzuhalten. Die Wanderung ist anstrengend, denn es geht 3 Stunden konstant bergauf. Belohnt werden wir durch das permanente Panorama, das man nicht beschreiben kann und auch ein Foto nur schwer wiederzugeben vermag. Am Gipfel angekommen pfeift uns ein eisiger Wind um die Ohren, aber das sich uns nun oeffnende 360 Grad Panorama bei nahezu wolkenlosem Himmel entschaedigt fuer den Aufstieg und laesst uns alles um uns herum vergessen.
Aoraki/Mount Cook:
In einem riesigen Valley umgeben von den hoehsten Bergen Neuseelands stehe ich ganz allein und fuehle mich unglaublich klein angesichts der Weite des Valleys und der Hoehe der Berge. Die Daemmerung hat bereits eingesetzt und es umgibt mich eine ganz besondere Stimmung. Die Voegel zwitschern ihr Abendlied ansonsten ist alles ruhig. Schnee liegt in der Luft und es ist kalt. Trotzdem friere ich nicht. Ich bin einfach viel zu beeindruckt von der Schoenheit der Natur.
Das schoene war, dass diese Erlebnisse gratis waren. Von den Eindruecken, fuer die ich etwas bezahlen musste, habe ich folgende zu meinen Tophighlights gewaehlt:
Lake Aniwhenua
Mit der Gruppe besuchen wir ein Maoridorf und bleiben auch ueber Nacht. Am Nachmittag wohnen wir erst einer Zeremonie der Dorfaeltesten bei und besichtigen ihr Meeting House. Das Meeting House stellt den Mittelpunkt des Dorfes dar. Alle wichtigen Dinge (Versammlungen, Hochzeiten etc.) werden hier abgehalten. Das Meeting House ist ein Gemeinschaftsprojekt des ganzen Dorfes und jeder bringt seine Faehigkeiten mit ein. Das Ergebnis ist wunderschoen. Aufgrund der Kultur und des Glaubens der Maori duerfen wir leider keine Fotos machen.
Am Abend bekommen wir ein traditionelles Hangimeal, dass im Boden eingebuddelt wird und dort gart. Sehr lecker.
Wir erfahren viel ueber die Kultur und das Leben der Maoris allerdings wuerde es den Rahmen sprengen hier alles aufzuschreiben. Es war auf jeden Fall ein sehr besonderer Aufenthalt.
Glowwormcaves:
Der Besuch in den Glowwormcaves war vor allem ein sehr herausforderndes Erlebnis fuer mich, da ich weder Dunkelheit, noch enge Raeume oder kaltes Wasser mag und diese Aktivitaet leider alles auf einmal beinhaltet hat. Die Gluehwuermchen in vollkommender Dunkelheit zu betrachten, waehrend man selbst auf einem Gummireifen durch das Wasser gleitet ist trotzdem wahnsinnig toll gewesen.
Milford Sound:
Laut Internet regnet es bis zu 330 Tage im Jahr, woraufhin wir uns sehr glücklich schätzten die Bootsfahrt während strahlendem Sonnenschein durchführen zu dürfen.
Die Fahrt durch die Fjordlandschaft war einfach super schoen.
Ich könnte die Liste noch unendlich fortführen. Es gab einfach soooooo viele tolle und einmalige Erlebnisse in Neuseeland, was auch dazu geführt hat, dass ich lange nichts im blog geschrieben habe. Ich hatte einfach keine Zeit.
Das nächste Abenteuer wartet bereits auf mich. Australia here I come!
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