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Hab ich euch eigentlich schon mal gesagt, wie unbeschreiblich schön es hier ist??? Es ist ein Traum!!!
Ich bin in Picton und werde morgen Abend mit der Fähre nach Wellington fahren. Damit nimmt meine Reise auf der Südinsel morgen ihr Ende. Und ich hab sie geliebt. Jeden einzelnen Ort, jede Landschaft auf ihre Weise. Diese Reise ist für mich einfach unbeschreiblich und so sehr mich das Wetter manchmal ärgern mag oder doofe Zimmermitbewohner, so sehr lieb ich das alles gleichzeitig auch, weil mich jeder Erfahrung und jeder Eindruck stärker macht und bereichert.
Für morgen hab ich es nochmal mit einer Fähre zum Start und Ende einer Wanderung auf einem der Great Walks versucht. Das Wetter sieht bisher prima aus. Es wir eine Tagestour auf dem Queen Charlotte Track. Der Weg verläuft über die Hügel und Berge hier an den Buchten und wenn er so ähnlich ist wie die kleine Runde, die ich hier von Picton aus heute Abend gedreht hab (klein ist gut, mit Fotos und 20 Min Pause waren es auch 3,5h am Ende), wird es traumhaft schön. Ich freu mich auch schon auf die beiden Bootfahrten zum Start und von Ziel zurück. Denn meine Fährüberfahrt abends wird leider in die Dunkelheit hinein gehen. Es gab als ich vor 2,5 Monaten gebucht hab, nichts Besseres mehr :-( aber ok. Den Marlborough Sound mache ich ja am Tag und Wellingtons Lichter beim Einlaufen zu sehen ist sicher auch schön.
Ich freue mich trotz aller Natur auf die 2 Tage in Wellington. Bin sehr gespannt auf die Stadt, die die Deutsche Bank im letzten Jahr zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt hat. Nachdem ich mich mit Christchurch, der Großbaustelle, etwas schwer getan hab, bin ich nun umso gespannter, wie mit Wellington und Auckland gefallen werden. Die einzigen Städte echter Größe hier.
Heute Morgen im Bus hatte ich ein wunderbares Gespräch mit meinem Fahrer. Da ich der einzige Fahrgast war und ich vorn saß, kamen wir ins Plaudern und er erzählte mir, dass er kurz in Deutschland gelebt hatte und gar nicht mehr weg wollte. Er hatte vorher schon deutsch gelernt und es war immer sein Traum gewesen, einmal dort zu leben. Unsere großen technischen Entwicklungen und Forschungen hätten uns auf der Welt so berühmt gemacht, dass er schon als Kind total vernarrt in unser Land gewesen sei, erzählte er mir. Und klar, wir hätten auch eine Geschichte, die nicht nur rosig sei, aber wenn man genauer hingucken würde, wäre das doch bei den meisten Ländern so und das ewig als Bürde mit sich herum zu tragen würde er nicht verstehen. Der Mann hat mir so aus der Seele gesprochen. Genau mein Ansatz. Der Ansatz, den ich schon vor 10 Jahren (oh man ist das lange her) in Plymouth in einer Vorlesung verteidigen musste. Keinem ist geholfen, wenn wir in der Vergangenheit leben. Unser Heimatland ist einzigartig, einzigartig positiv in vielen Punkten und das sollte uns stolz machen. Dann erzählte mir der Mann, Anfang 40 schätze ich, von dem Leben als Kiwi. Er als europäischstämmiger Kiwi würde sich kulturlos fühlen. Die Maoris haben ihre lange Geschichte und Kultur, die sie zum Teil bis heute pflegen und die Neuseelands Regierung auch immer mehr versucht zu erhalten, zum Beispiel durch das Lehren von Maori an den Schulen, wie ich vor einigen Wochen gelernt habe. Und wir Europäer haben natürlich auch eine Kultur. Aber diese Kultur ist nicht hierher gebracht worden, so dass die europäischen Kiwis etwas entwurzelt und kulturlos leben. Sie haben keine Geschichte, die sie mit ihrem Land verbindet, sondern nur Vorfahren, die ausgewandert sind. Natürlich sind sie Teil des Commonwealth und leben das hier teilweise auch genauso wie ich es auch England kenne. Ich konnte heute nicht widerstehen, eine Zeitschrift mit einem langen Artikel mit Fotos über Harrys und Meghans Besuch hier zu kaufen. Dieses Interesse habe ich mir ja als Souvenir aus meinen Jahren in England mitgebracht. Aber England ist weit weg und das britische Königshaus prägt ja das Leben hier nicht. Daher ist auch diese Zugehörigkeit nur ein kleiner Strohhalm. Der Mann sagte, er sähe es als Aufgabe seiner und der kommenden Generation an, einen Platz im Land zu finden und eine nationale Identität zu prägen. Ich bin sehr gespannt auf die Zukunft, zumal ich bisher immer den Eindruck hatte, die Maori würden hier kulturell eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Zwar sind viele Kiwis mit Maoris verwandt, aber trotzdem spielt diese Bevölkerungsgruppe soweit ich weiß im Parlament zum Beispiel keine entsprechend große Rolle. Oder ist meine Erinnerung da falsch? Ich muss mich mit dem Thema nochmal intensiver auseinandersetzen. Erstmal steht in Wellington das Maori-Museum auf dem Plan. Und morgen die Wanderung. Nach so viel schwerer Kost lade ich euch noch ein paar Fotos hoch und mache dann schnell das Licht aus. Mein Wecker klingelt wieder um 6:00am. Wer hat das hier eigentlich als Urlaub eingeordnet? Ich mache Bildungsurlaub und stehe früher auf als in Hamburg wenn ich arbeite :-/
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