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China. Der ferne Osten… da war ich nun. Ungewohnte Kälte. Als letzte Station auf meinem Trip um die Welt war China noch einmal eine Herausforderung und kulturell eine große Umstellung. Um es zusammenzufassen, China ist… sagen wir interessant. Als ich im Hostel eingecheckt und meinen wohlverdienten Mittagsschlaf hatte, ging ich für die zweite Hälfte des Tage noch auf Erkundungstour… ohne wirklichen Plan. Und es sollte ein außergewöhnlicher Abend werden, doch leider mit einer Erfahrung, auf die ich lieber verzichtet hätte. Ich schlenderte nach ein paar Stunden über den „Donghuamen Night Market", ein Snackmarkt, wie man ihn von den typischen Touristenbildern her kennt. Sachen die man sich wirklich zu essen getraut hätte waren hier eindeutig in der Unterzahl. Von Seepferdchen, Käfern, Käferlarven, Spinnen und Skorpionen (lebend aufgespießt) über Seesterne, Haie, Schlangen, Flughund, normaler Hund und Katze und und und… ich könnte die Liste endlos so weiterführen. Ich aß letztendlich Tintenfisch und Schlange am Spieß.
Irgendwann wurde ich dann von einem „Studenten" angesprochen, welcher gerne einfach nur mal sein Englisch durch Unterhaltungen verbessern möchte. Ich war wohl noch zu sehr an die Freundlichkeit der Neuseeländer gewöhnt, also ließ ich mich auf ein Gespräch ein und schließlich liefen wir bestimmt 2 Stunden zusammen umher über Märkte etc. Irgendwann schlug er vor, wegen der eisigen Temperaturen, nicht einen Tee trinken zu gehen und drinnen weiter zu reden. Ich willigte (naiv) ein. Man sollte meinen, aufgrund meiner Reiseerfahrung, sei ich schlauer, ich kann es mir aber auch nicht erklären. Er war wirklich nett und hatte zu viel Zeit investiert um mich über den Tisch ziehen zu wollen… dachte ich. Ein Teehaus war „zufälligerweise" schnell gefunden. Er bestellte auf Chinesisch und wir tranken und redeten. Nach einer weiteren Stunde, entschied ich mich zu gehen. Doch als ich die Rechnung sah konnte ich es nicht glauben. Umgerechnet 200€ insgesamt. Der Student sagte, das seinen normale Preise, normalerweise teilt er sich das aber mit 10 Leuten… komischerweise stand auf der Karte groß drauf „Preis pro Person" doch die stellten sich dumm als ich das anmerkte. Ich log, kein Bargeld bei mir zu haben, und ging zum Geldautomaten. Leider in Begleitung der Teehausbesitzerin und von meinem neuen Freund, der ja auch Geld holen müsse (was ein Zufall). Im Nachhinein einfach zu viele Zeichen bei denen ich meinem Misstrauen hätte trauen sollen. Letztendlich zahlte ich 70€, da China eines der letzten Länder ist, in welchem ich Probleme mit der Polizei haben möchte, und die Besitzerin zeigte sich reumütig und einverstanden. Mein Freund zahlte den Rest. Auf dem Rückweg stellte ich ihn noch zur Rede doch auch dies brachte nichts. Ich schleppte ihn dann noch in einen anderen Teeladen, doch da in China so gut wie niemand des Englischem mächtig ist (es sei denn sie wollen dein Geld) musste er auf Chinesisch erklären, dass ich den Preis wissen wollte. Sie sagten auf Englisch 6000, was umgerechnet 1000€ für ein Kilo des Tees wäre, welchen wir hatten. Ich entschied mich erstmal ins Hostel zu fahren und dort nachzufragen, was denn nun passiert sei, ob Tee in China wirklich so teuer sei. Im Hostel sprach man nämlich Englisch. Das einzige was sie mir dann im Hostel zeigten war ein Zettel im Aushang „Attention Teehouse Claim". Was der Inhalt dessen war habe ich soeben zu 100% beschrieben. Ich total wutentbrannt, den Zettel kopiert und wollte diesen dann an der Tür vom Teehaus anbringen. Doch auf dem Weg dorthin, wen traf ich da zufällig á la man sieht sich immer zweimal im Leben? Meinen Studentenfreund! Ich habe ihn mir ohne groß zu überlegen geschnappt, am Kragen gepackt (freundlich ausgedrückt) und zur Rede gestellt. Mein Auftreten und die Drohung mit Polizei hatten schon gereicht, um ihn zu überzeugen. Er spielte zwar noch weiterhin die Rolle des Studenten, welcher ebenso Opfer wurde, aber ich schleifte ihn mit zum Teehaus um mein Geld wieder zu bekommen. Ich ging immer hinter i8hm um auf alles gefasst zu sein. Er versuchte noch etliche Male Zeit zu schinden, mir einen falschen Weg zu sagen und schließlich telefonierte er, sagte aber er telefoniere mit nem Freund. Ich wusste sofort, dass es nicht sein Freund war, sondern er versucht die Besitzerin des Teehauses zu warnen. Denn als ich nach kleiner Jogging-einlage dort ankam, war diese gerade dabei hastig zu schließen und sich drinnen zu verstecken. Als ich sie herausgezogen habe auf einer nicht ganz unsanften Weise um ehrlich zu sein und er dann übersetzt (oder was auch immer) hat, bekam ich schließlich komplett mein Geld wieder. Zufrieden aber ein wenig ungläubig und erstaunt darüber, was am Abend passiert ist, machte ich mich wieder in mein sicheres Hostel. Erstes und hoffentlich letztes schlechtes Abenteuer in China gemeistert und nun endgültig in Asien angekommen.
Die nächsten Tage verliefen besser und wie gewünscht. Ich schaute mir viele Sehenswürdigkeiten an (Himmelstempel, verbotene Stadt, Tien amen Square, Olympiagelände usw.) und genoss die chinesische Küche. Ich machte dann natürlich auch noch eine Tour zur chinesischen Mauer, dem Hauptgrund warum ich hier bin. Meine Reisegruppe zu einem touristisch, auch im Sommer, wenig bis gar nicht besuchten Abschnitt der Mauer bestand aus 5 Leuten. Von denen bekam ich dann auch noch den Denkanstoß, nicht vielleicht doch die weltbekannte Terrakotta Armee zu besichtigen, auch wenn diese im hunderte Kilometer entfernten Xian ist. Ich also noch am selben Abend den Nachtzug für die nächste Nacht nach Xian und in der darauffolgenden Nacht zurück nach Peking gebucht. 15 Stunden Fahrt eine Richtung aber es schien mir nach einem passenden Abenteuer zum Schluss. Und außerdem sparte ich auch 2 Nächte im Hostel. Mit der Reisegruppe aß ich dann auch noch die originale Pekingente, was hier natürlich zum Pflichtprogramm gehört. Man isst sie als eine Art Wrap, mit Soße, Zucker, Chili, Gurke und Zwiebel… köstlich und definitiv weiter zu empfehlen!
Die Zugfahrt war dann auch das zu erwartende Abenteuer. Ich als einziger blonder Mensch zwischen gefühlt 1000 Asiaten, zugesch***ene Toiletten, steinharte Betten, in denen man nicht einmal aufrecht sitzen konnte, die gerade eben groß genug waren um auf dem Rücken gerade zu liegen (immer 3 übereinander) und nicht herunterzufallen, rauchende Gäste im Zug und natürlich auch das typisch extrem laute Schnarchen im ganzen Waggon. Trotzdem konnte ich überraschenderweise einigermaßen gut schlafen. Ich war wahrscheinlich mit der Zeit gegen Schnarchen und andere Störeffekte abgehärtet… leider nicht gegen die Bakterien hier und nun hat es mich zum Ende doch erwischt. Ich beende diese Reise wie ich sie angefangen habe, erkältet!
Mein Eindruck zu China: Die meisten der Menschen hier haben absolut keine Manieren. Ich bin da auch etwas anspruchsvoll, dass weiß ich, aber teilweise war dies hier wirklich extrem. Von Nägel knipsenden Restaurantbesitzern am Tisch hinter mir in deren Restaurant (während ich aß), über wild herumrotzende Menschen bis zu den in saubere U-Bahnhöfe pinkelnden Kindern… hier gibt es alles.
Und nun noch was Allgemeines. Es war eine abenteuerliche Reise, begleitet von vielen Ups and Downs, die leider schon zu Ende ist. Die Zeit ging viel zu schnell herum und das Geld viel zu schnell weg, aber es war jeden Cent wert. Und auch wenn ich so manches Mal mich dabei ertappt habe, die Tage herunter zu zählen wann es den wieder nach Hause ginge, so habe ich doch jeden Tag genossen und mir auch versucht dies klarzumachen. Ich habe viele… wirklich unglaublich viele tolle Menschen kennengelernt und mindestens auch genauso viele tolle Sachen erlebt, mit auch einigen weniger schönen Erlebnissen dazwischen (doch dann weiß man die tollen Dinge ja auch erst wirklich zu schätzen). Und ich hoffe, dass ich zumindest ein paar dieser Menschen, ohne die meine Reise nicht so möglich gewesen wäre, wie sie es geworden ist, wiedersehe. Bis dahin und zur nächsten Reise alles Gute!
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