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Seit ich in Neuseeland angekommen bin habe ich mich entschieden mehr Entscheidungen selbst zu treffen. Das soll nicht heißen, dass ich jemand anderen für mich entscheiden lasse- nein ganz und gar nicht- es geht mehr darum das Schicksal zu lenken. Das hört sich bestimmt total komisch an, aber ich meine es genau so. Eigentlich, vorrausgesetzt man glaubt daran, ist das Leben doch zum größten Teil vorherbestimmt. Ich werde unter einem bestimmten Stern geboren, bekomme Stärken und Schwächen mit auf meinen Lebensweg, die mir dabei helfen Hürden zu überwinden und dort zu anzuhalten, wo ich mir selbst mehr Aufmerksamkeit widmen muss. Nehmen wir an, ich bin eine recht starke und selbstbewusste Persönlichkeit, ich weiß was ich erreichen möchte, und weiß auch genau wo ich nicht enden will. Jedoch lässt mich mein Körper nicht einfach blindlinks in mein Ziel hineinlaufen, will mich manchmal vor meiner eigenen Überstürztheit retten, da ich sonst wahrscheinlich jeden Tag 12 Stunden arbeiten würde und jeden Tag feiern ginge. Also lässt er mich krank werden- nicht um mich zu ärgern- sondern um mir die Augen zu öffnen, mir zu zeigen dass ich ihm mehr Aufmerksamkeit zuteilen muss. Denn ich hab nur den Einen und der soll schließlich ein langes und gesundes Leben führen.
Was ich also damit sagen will ist, dass ein bestimmter Teil unseres Lebens seinen Weg nimmt, ich kann ihn nicht ändern wie er verläuft, aber ich kann ihn gestalten, kann meinem Glück unter die Arme greifen. Ich meine nicht das Glück, das man verspürt wenn man sich ein neues Auto kauft, oder an einem tollen Ort ist und in die Wolken blickt und sich denkt "Wow, was für ein vollkommener Augenblick" , da muss noch mehr sein. Das wofür wir jeden Tag leben, einen anhaltenden Zustand von intensiver Zufriedenheit und Freude. Das, warum Religion entstanden ist und jeder Mensch seine Lebzeit danach strebt. Ich denke wir müssten dafür kämpfen, uns um unsere Seele kümmern, es ist das wichtigste Ziel das zu erreichen ist, somit sollte man keinem Versuch scheuen, sich in totale Zufriedenheit zu versetzen. Dafür muss man nur in sich hineinhorchen, was man gerade braucht. Ist es Zeit für einen selbst, Sport oder wunderbares essen. Und wenn man dann diesen Glückszustand erreicht hat.... ja dann sollte man alles dafür tun ihn aufrecht zu erhalten. Und sich in die Höhen zu schwingen, sich tragen zu lassen, langsichtig daran arbeiten bis es einen über alle Wolken fliegen lässt, und nicht aufzuhören daran festzuhalten. Und wenn man genau weiß, was einem gut tut, ob es ein gutes Buch ist, oder eine Reise um die Welt, dann hat man das erreicht, wonach wir jeden einzelnen Tag suchen, den Sinn des Lebens, sich auf allen Fesseln von Einsamkeit und Traurigkeit zu lösen und einfach im Nichts zu sein. Und man kann das Geschehen mit Sanftmut und Gelassenheit betrachten, ohne von Irgendetwas oder Irgendjemandem aus der Ruhe gebracht zu werden. Du bist einfach....da.
Ich komme also in Auckland an, verbringe die Tage bei Starbucks, schaue aus dem Fenster. Regen, Asiaten, träume vom warmen Dubai, wo ich behandelt wurde wie ein alter Freund. Ja meine Hosts sind nett, sie kümmern sich um mich, aber irgendetwas fehlt.Unzufriedenheit, ein Kloß im Hals, Einsamkeit. Ich gehe Joggen um mich besser zu fühlen, das ist nicht das wonach ich mich gesehnt habe, wofür ich um die ganze Welt geflogen bin, mich 20 Stunden im Flugzeug gekrümmt habe (obwohl ich dort einen Steward kennen lerne, der mir Auckland zeigen will und mich vollschwatzt ). Die Stadt ist nicht besonders schön, eigentlich ist es genau wie in Kanada, alles von 2004, die Mode, die Autos, die Häuser grau und braun. Umwerfend.... Ich bleibe jedoch ein paar Tage dort, will meinen Reiseplan einhalten. Und verschwinde ein paar Tage später im nächsten Loch. Derweilen meint ein "weird dude" mich auf meiner Reise begleiten zu müssen (Nein ein Altersunterschied von 13 Jahren scheint kein Problem zu sein, sein Hotel sei doch um einiges kompfortabler als eine Couch). Unglück breitet sich in mir aus wie schwarze Tinte, mein nächster Host ist auch nicht gerade diskret und ich werde krank. Obwohl ich in einer grandiosen Villa ein Doppelbett behause, Unzufriedenheit nimmt mich ununterbrochen ein und ich Skype viel mit einem Freund aus Dubai, der mir hilft Mut zu schöpfen. Unangenehme Situationen mit dem männlichen Geschlecht und die Nerven liegen blank, obwohl wir die Wasserfälle besuchen, mit dem Boot rausfahren und die tollsten Dinge unternehmen. Wenn du nicht die richtigen Menschen um dich hast, kann dich nichts aufheitern. Und diese sollte man sehr sorgfälltig auswählen. Sie sind dein Spiegelbild, entscheiden wie du dich fühlst und lassen dich entweder als Individuum aufblühen oder ersticken dich. Jedoch naht die Rettung als ich in Taupo, einem Ort am See (ähnlich wie Radolfzell) per trampen ankomme. Nervenkitzel, aber eine recht angenehme Sache. Ich lerne Guy kennen und fange an Neuseeland wahrzunehmen. Hier fühle ich mich sicher, geborgen und verstanden. Nach 10 minuten entscheide ich meinen Aufenthalt zu verdoppeln, genau das was ich meine: Ich wähle aus mit wem ich Zeit verbringe, kann mich hier um mich kümmern und mein Gemüt pflegen, was sowieso mehr als nötig ist, wenn man dauernd auf Achse ist und sich nicht zur Ruhe setzt, überall nur einen Hauch von einem Atemzug nimmt, und nie den ganzen. Das ist unheimlich ermüdend, vorallem wenn man alleine ist. Ich beschließe also eine Woche zu bleiben, und diese Woche soll eine Schlemmerwoche werden. Ja nach 24 Stunden werden mir die Autoschlüssel überreicht, ich verbringe die Tage bis 4 Uhr mit Kaffee, französischem Frühstück und wunderbarer Musik. Räkel mich in der Sonne und mein Glück holt mich endlich wieder ein. Es hat mich wieder gefunden hier, in dieser winzigen Stadt, vor einem süßen Haus, während ich mein zweites Frühstück verpuze und mich rundum wohl fühle. Am Nachmittag werde ich mit dem Motorrad herumkutschiert, zu den Heißen Quellen, den Wasserfällen, den Stränden. Wir essen Wraps und erzählen unsere Geschichten, reden über Glauben, unser Dasein und grandioses Essen. Danach fahren wir heim, trinken jeden Abend eine Flasche Wein, rauchen, plaudern und ich schaue der Sonne hinterher, lasse sie nicht aus den Augen, spüre die warmen Strahlen auf der Haut, sehe die Wolken erröten und ich könnte heulen. Das ist es wonach ich gesucht habe. Warum finde ich es erst jetzt? Hier könnte ich ewig bleiben, einen wunderbaren Sommer verleben und in meiner totalen Zufriedenheit ertrinken. Ich habe ein Bett, kann waschen, weiß am Abend nicht, was der nächtste Tag mir bringen wird und ich liebe es. Ein letztes Mittagessen im French Café ( Ich will bloß nicht wissen wie viel Geld ich dort liegen gelassen habe) , dann geht es weiter in Richtung Napier. Eine nette Dame nimmt mich mit, ich erzähle immer die selbe Story, lasse mich ausfragen über meine Reise, über das, was ich daheim mache und ......ohhhhh reist du ganz alleine?? "Nein nein, ich habe da noch einen Kolleg im Rucksack, siehst du das nicht?".... Stundenlang die selben Geschichten, das ist das einzige was mich wirklich stört am Trampen. Ich komme an in Napier. Sicher und noch erholt von der Woche in der mich das Universum auf Händen getragen hat, oder noch besser, auf einem rosaroten Daunenbettchen. Doch der Zustand weilt nicht lange. Ein Drecksloch ?!?! Eine Wohngemeinschaft, die sich nicht sehr um Sauberkeit schert. Dass mein Sofa auf dem Tisch steht beschreibt die gesamte Situation glaube ich relativ passend. Mein Host ist eine süße Neuseeländerin, kümmert sich, zeigt mir die Stadt, ich fühle mich trotzdem unwohl und beschließe ein und den selben Fehler nicht nochmal zu machen. Einen Tag später trampe ich nach Wellington.
Warum einen wertvollen Tag vergeuden. Ein älteres Ehepaar, das mich mitnimmt, bietet mir sofort die Couch ihres Neffen in Christchurch an. Jaaaa so schließt man also Kontakte. Was für ein Glück muss man haben. Und ja, das war eine wunderbare Entscheidung meine Route zu überdenken. Dort zu bleiben wo es mir gefällt und keine Zeit zu vergeuden, mich einfach nur treiben zu lassen, ich bereue es definitiv all meine Flüge gebucht zu haben, aber ich lerne dazu, genau wie ich gelernt habe mich nicht an festgelegte Daten zu halten, aber sollte man das nicht immer im Leben so machen. Halte dich nicht an Orten mit Menschen auf, die dich unglücklich machen, deiner Seele nicht gut tun, während du nur versuchst mit Anstrengung und viel Arbeit sie einigermaßen sauber zu halten, was weiß Gott nicht einfach ist. Ziehe weiter und finde deinen Platz in der Welt, auch wenn es sich nur um einen kurzen Zeitraum handelt. Du wirst es merken, schneller als du denkst, und dann kann dich nichts mehr aufhalten das Leben zu genießen. Es kann so fantastisch und voller Wunder sein... wenn du es nur zulässt.
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