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Auf den Spuren Che Guevarras
Nach zwei Wochen Buenos Aires sagten wir der - gerade bei 43 Grad kochenden - Stadt „hasta luego" und zogen Richtung Rosario (Santa Fe) von dannen. Die 4-stündige Fahrt genossen wir im komfortablem Semi-Cama-Bus. Der vorangehende Ticketkauf war jedoch weniger komfortabel, doch daran müssen wir uns gewöhnen...
Rosario ist die Geburtsstadt von Ernesto „Che" Guevarra und der Entstehungsort der argentinischen Flagge. Dafür wurde dann auch gleich ein riesiges Flaggen-Monument errichtet. Und die Überreste des Designer Manuel Belgrano sind ebenfalls in der Krypta dort untergebracht. Natürlich wollten wir auch sehen wo der berühmte Revolutionär und Guerilliakrieger Ernesto Guevarra, auch bekannt als el Che das Licht der Welt erblickte. Dazu waren wir einen ganzen Morgen unterwegs um das berühmte Haus zu suchen. Allerdings stellte sich der Ort als nicht sehr geschichtsträchtig heraus. Nur gerade ein kleines Schild am Strassenrand vor einer Claro Argentina Filiale (Telefonanbieter) verwies auf das Ereignis vor gut 80 Jahren.
Die Stadt ist hübsch, aber nicht sonderlich spektakulär. Die Zeit verbrachten wir damit, dem Schatten nachzurennnen, da auch hier die Temperaturen unerträglich waren. Ein Bad im Rio Paranà verschaffte dabei nur begrenzt Erleichterung (in der Uferregion schien das Wasser fast zu kochen). Höhepunkt war definitiv der letzte Abend in der Peña La Amistad. Geheimtipps sind ja bekanntlich, sobald sie im Lonely Planet publiziert sind, schon bald Touristenfallen. Dieses Lokal scheint jedoch die grosse Ausnahme zu sein. Peñas sind Folklore-Lokale, die anscheinend jetzt auch bei unter 50-jährigen im Trend sind. Wir, als einzige Ausländer, waren die Ehrengäste und konnten deshalb von ausführlichen Erklärungen der Inhalte der Songs profitieren, konnten Chipa (aus der paraguayanischen Heimat der Gastgeberin) degustieren und dem Gesang und den Gitarren- und Harfenklängen lauschen. Und man glaubt es kaum, die Stimmung war unglaublich, alle machten mit, sogar das Omi im Rollstuhl. Und immerhin wars schon fast 4 Uhr morgens. Das heisst zwar noch gar nichts, haben wir gelernt. Um 4 Uhr morgens trifft man auf der Strasse spazierende Familien an, die mit ihren Kindern - vom Neugeborenen im Kinderwagen bis zum Teenie - vom „Ausgang" heimgehen. Der Umgang mit Kindern ist hier sowieso etwas unkomplizierter als bei uns. Und die Kinder scheinen nicht unglücklicher zu sein, im Gegenteil...
Nach 4 Tagen in Rosario gings weiter nach Cordobà. Auch hier war der Ticketkauf sehr nervenaufreibend. Nach schätzungsweise 4 Stunden Aufwand und 25 Versuchen verteilt über 4 Tage funktionierte der Online-Kauf dann doch noch. Cordobà war am Wochenende tagsüber eine Geisterstadt. Nachts kommen sie dann aus ihren Häusern, z.B. auf die Plaza San Martin um Tango zu tanzen. Schön sind die vielen rosa-weiss-getünchten Kirchen und der Ausblick auf die Sierras de Cordoba (leider aus der Stadt meistens nicht sichtbar). Che Guevarra hat hier einen Teil seiner Schulzeit verbracht. Insgesamt bleibt die Stadt aber, u.a. wegen schlechter Unterkunft, mittelmässigem Essen und wenig pulsierendem Leben nicht als Highlight in Erinnerung. Da der nächste Bus mit freien Plätzen nach Montevideo erst in einigen Tagen fuhr, beschlossen wir diese Tage in Alta Gracia zu verbringen wo el Che viele Jahre seiner Jugend verbracht hat.
Alta Gracia, nur eine Stunde von Cordobà entfernt, war anders... Obwohl ca. 60'000 Menschen (während den Ferien, sonst ca. 43'000)mdort leben, hat man das Gefühl in einem Dorf zu sein. Rundherum grüne Hügelketten, ruhige Gässchen, von 14 - 18 Uhr völlig ausgestorben und nette Leute. Die Jesuiten haben sich hier im 17ten Jahrhunder niedergelassen nachdem sie Ihnen vom in den Orden eintretenden Besitzer vermacht wurde. Die Estancia ist Teil der Bauten im Raum Cordoba und zählt zum Weltkulturerbe.
Treu dem Titel wollten wir natürlich gleich nach der Ankunft das Haus ansehen, in welchem El Che gross geworden ist. Das Haus ist heute ein kleines Museum über das Leben und die Reisen von Ernesto und ist sehr nett eingerichtet. Als wir dort kurz nach 14 Uhr eintrafen waren wir fast die Einzigen. Im Guidebook in Englisch gabs verschiedene wichtige und weniger wichtige Infos zu den in den Räumen aufgehängten Fotos und Untensilien aus Ches Leben. Als wir jedoch aus einem halbstündigen Dokumentarfilm wieder ins Museum kamen trauten wir unseren Augen nicht. Das Museum war geflutet von Touristen aus den verschiedensten Länder und die geparkten Autos davor erklärten nun auch den Parkeinweiser der Gemeinde, den wir am Anfang etwas verloren vor dem Haus stehen sahen. Und weg waren wir, wie immer wenns viel Knippsertouristen hat.
(Kurzer Einschub zu Knipsertouristen, wie wir sie hier vorallem aus Brasilien erleben: Knipsertouristen sind Leute die mit der teuren Sonnenbrille auf dem Kopf, geschminkt und mit Highheels auf eine Sehenswürdigkeit zu stürzen und sich überinteressiert alles in gut 2-3 Min. anschauen. Ein gutes Merkmal ist zum Beispiel das Filmen von Erklärungstafeln oder Beschriftungsschilder, damit diese dann auch die Verwanten zu hause lesen können.)
Wir haben uns bereits auf einige ruhige Tage eingestellt als wir gefragt wurden „ihr seit doch sicherlich wegen dem Fest hier, oder?" Nun war es also so, dass gerade die 6-tägige Fiesta „Todo el mundo en Alta Gracia" losging. Riesige Schlangen bildeten sich vor den Ticketschaltern. Zum Glück bemerkten nur wir, dass einige Meter weiter hinten weitere Ticket-Damen auf Arbeit warteten. Doch das scheint hier eine beliebte Tätigkeit zu sein. Hauptsache irgendwo Schlange stehen. An der Bushaltestelle, am Bootssteg, vor dem Restaurant... Schön ordentlich aufgereiht. Da herrschen im Vergleich dazu chaotische Zustände in der Schweiz! Am Fest war die ganze Welt mit eigenen Ess-/Trink- und Tanzzelten vertreten. Die ganze Welt bedeutet in Südamerika: Süd- und Mittelamerika + USA + Deutschland / Frankreich / Italien + Armenien + Irak und der Rest der arabischen Welt (zusammengefasst als Muselmanes, stand zumindest auf dem Plakat am Stand). An der Eröffnungsshow präsentierten die Vertreter der Länder ihre traditionellen Tänze. Deutschland glänzte mit einem Tiroler-Lied (hm, irgendwas stimmt da nicht...), aber die Argentinier konnten sich irgendwie nicht so recht dafür begeistern. Während es in den meisten Zelten eher ums kulinarische ging, war es in Kuba und der Dominikanischen Republik eher das musikalische, was ganz klar der stimmungsmässige Höhepunkt war. Als wir uns dann irgendwann durchgefroren (ja, hier wird es nachts sogar kalt!) auf den Heimweg machten, stellten wir fest, dass wir an diesem Abend etwa soviel Geld ausgegeben hatten als sonst in zwei Wochen. Naja, todo el mundo en Alta Gracia hat eben seinen Preis...
Am nächsten Tag erkundigten wir die Gegend zu Pferd. Während Jasmins Pferd sich weigerte schneller als Schleichtempo zu gehen, streifte Lucs Pferd ihn gleich am ersten Baum ab. Schlussendlich haben wir uns alle aber irgendwie gefunden und es war ein - für die einen- erholsamer aber auch - für die anderen - schmerzhafter Ausflug.
Am letzten Tag ging es dann vorallem wieder darum, die Weiterreise zu organisieren, was bekanntlich zeitaufwendig sein kann. Zum Glück ist das die letzte grössere Busfahrt und dann ist es VORBEI mit stundenlangen Recherchen, erfolglosen Ticketkäufen, hin und her zwischen Terminal und Hotel weil man plötzlich wieder andere Dokumente brauchte, Wartezeiten an Bushaltestellen und Terminals, bald sind wir UNABHÄNGIG!! (wenn es uns nach 3 Wochen schon so geht, stelle man sich vor wie es nach 6 Monaten aussehen würde, v.a. in Anbetracht der Tatsache, dass wir uns jetzt noch im komfortabelsten Busreiseland befinden).
Am Freitagmorgen schleppten wir uns dann also mit Sack und Pack an die Bushaltestelle für den Bus zurück nach Cordobà. Nachdem uns der erste Bus nicht mitnahm, weil unser Ticket für den Bus 20 Minuten später gelten würde, warteten wir 1,5 Stunden an der Haltestelle. Und es kam kein Bus. Andere Wartende, der Ladenbesitzer sowie ein anderer Busfahrer versicherten, dass dies schon der richtige Ort sei. Als er dann endlich mal kam, teilte er uns mit, dass er nicht der richtige Bus für unser Ticket sei. Netterweise durften wir dann trotzdem mitfahren und durften sogar noch in jedem Kaff und bei jedem Heuhaufen anhalten und die Umgebung geniessen. Macht ja nichts, wenn er dreimal so lang nach Cordobà braucht als geplant, wir haben ja nur einen Anschlussbus den wir verpassen. Der nächste fährt ja bestimmt schon in einer Woche. Okay, okay, so tragisch wars dann nicht, wir erwischten den Bus nach Montevideo noch und liessen uns in die bequemsten Sitze der Welt nieder. Die nächsten 17 Stunden verbrachten wir mit Filme schauen (2 Filme in der Endlosschlaufe), essen (3 exquisite Mahlzeiten, dazu gab es Pepsi, Pepsi oder Pepsi) und schlafen im Cama-Sitz.
So und jetzt sitzen wir im Bus von Montevideo nach Colonia del Sacramento und freuen uns auf ein richtiges Bett, Strand, eine schöne Stadt und auchein bisschen auf unser Auto. NUR NOCH 10 TAGE (so Neptun will...)
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Peter Gahler Hallo zäme, so wo seid ihr gerade? Ist alles OK bei euch? Ich bin nun auch schon die 3. Woche im Urlaub/Pension und wir sind viel unterwegs für Skitouren hat es fast zuwenig Schnee hat.So machen wir halt Winterwanderungen.Ich wünsche euch weiterhin viel Glück und unfallfreie Fahrt und Abenteuer. Liebe Grüsse Peter Gahler