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Colonia del Sacramento
Passend zu unserem Plan einige Tage am Strand (zwar am Fluss, aber mit schönem weissen Sand) in Colonia zu verbringen, kam auch das schlechte Wetter. „Schlecht" im schweizerischen Sinne war es natürlich nicht, sondern einfach etwas kühler (24 Grad), bewölkt und windig. Wir mieteten Velos, damit die Fitness nicht ganz den Bach runter geht und wir etwas mehr von der Umgebung sehen als die zweifelsohne wunderschöne historische Altstadt von Colonia. Das Städtchen ist ein Touristenmagnet und zum ersten Mal seit einiger Zeit hörten wir wieder andere Sprachen als Spanisch. Unser Hostel war erst seit einem Monat eröffnet, es war alles da zum überleben, aber es fehlte auch noch vieles, was zu etwas mehr Charme beigetragen hätte. Nichtsdestotrotz war die Zeit dort toll, dank interessanten Bekanntschaften mit Leuten aus Argentinien und Chile, die uns mit Piscola vertraut machten und so auf den chilenischen Reiseabschnitt vorbereiteten.
Mit dem Velo machten wir uns auf die Suche nach der Posada Gondwana von Andi und Isabella, die wir dann schlussendlich auch fanden und uns am Pool den Bauch mit Empanadas, Geburtstagskuchen und Eiskaffee vollschlugen, begleitet von selbstgemachtem Tannat-Wein. Wir bekamen vom Profi wertvolle Tipps für unsere Reiseplanung. Zudem wurde uns ein Zoll-Agent empfohlen, der uns bei den Formalitäten für die Autoeinfuhr behilflich sein könnte. Als es dann schon dunkel wurde und wir eh noch dortsassen, schlossen wir uns noch fürs Nachtessen in einem kleinen Restaurant an. Mit dabei, ein Schweizer Paar, das gerade am Morgen einen Triathlon (Half Iron Man Distanz) in Colonia absolvierte, sie 3. und er 5. wurde und am Abend so aussahen, als ob sie gerade aus den Wellnessferien kamen. Unglaublich...
Wir suchten in den nächsten Tagen dann den Zoll-Agenten Gatti auf und leiteten schon mal das Wichtigste für die Einfuhr in die Wege. Im besten Falle könnten wir das Auto am Freitag in einer Woche in Empfang nehmen. Auch wenn wir nicht jede Finesse der Konversation verstanden, da diese natürlich in Spanisch geführt wurde, dieses wichtige Detail hatten wir sehr gut verstanden und wenn alles so klappen würde, dann würden wir genau in unserem Zeitplan liegen.
Mit diesen erfreulichen Nachrichten machten wir uns dann auf dem Weg nach Montevideo...
Speis und Trank diesseits des Rio de la Plata
Nun ist es an der Zeit, ein paar Worte über die kulinarischen Gepflogenheiten zu verlieren... Es unterscheidet sich eigentlich nicht wesentlich vom argentinischen Essen, das uns langsam aber sicher zum Hals heraus hing. Nicht dass das Essen schlecht gewesen wäre, aber Auswärts Essen heisst Kompromisse eingehen und davon hatten wir langsam genug. Dies hatte zur Konsequenz, dass wir Restaurants immer mehr mieden, mehr selber einkauften und - mangels Kochmöglichkeit - kalt verspiesen. Aber nicht zu vergessen, natürlich gibt es eine Uruguayo-Spezialität: Chivito. Fleisch mit Käse und Tomaten und allem was sonst noch zu finden ist (Salat, Mayo, Papas fritas). Cholesterin lässt grüssen.
Ciudad de Carnaval
Als wir in Montevideo ankamen, fand am selben Abend an der 18 de Julio ein Carnaval-Umzug statt. Que suerte! In Montevideo findet der längste Carnaval der Welt statt: 40 Tage dauert er und wir in unterschiedlichsten Spektakeln gefeiert. Wir erwischten gerade den Umzug, an dem die unterschiedlichen Sambaschulen bewertet wurden.
Einige Tage später hatte Jazzy einen weiteren Event in der Carneval-Reihe ausfindig gemacht. Der Veranstaltungsort lag ca. 40 min. mit dem Bus entfernt. „Como ir", eine Tür-zu-Tür Navigationswebsite mit integriertem Busnetzplan und Fahrplänen, führte uns jedoch sicher bis zu diesem kleinen Sportplatz wo das ganze stattfinden sollte. Für nur gerade 35 Pesos (ca. CHF 1.70) war man dabei. Die nächsten zwei Stunden waren wir Zeugen einer wunderbar authentischen Bühnenshow, so wie Uruguayos den Carnaval feiern. Zum Programm gabs Bier, Hamburguesas, Chorizos, Panchos, Churros und weitere ungesunde Sachen. Nach zwei Stunden waren wir halb taub aber glücklich und wir machten uns auf um den letzten Bus noch zu erwischen. Hier gilt eben noch nicht 24/7 wie in Buenos Aires.
Montevideo machte zuerst einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Als wir uns um 19 Uhr nach unserer Ankunft durch die Strassen der Altstadt bewegten, schien diese eine Geisterstadt zu sein. Alle verriegelten Tür und Tor und kein Mensch, ausser einigen komischen Gestalten, war auf der Strasse zu sehen. Da klang die Warnung von Olga, der Hotel-Dame, in unseren Ohren nach. Wir sollen uns nur in dem auf der Karte eingezeichneten Gebiet bewegen. Ausserhalb sei es nachts seeeeehr gefährlich. Plötzlich glaubten wir, dass daran etwas sein könnte, wenn sich alle schon am frühen Abend verbarrikadieren. Wir merkten aber schnell, dass nur dieses Quartier etwas verlassen scheint.
Strandferien und Busodysse
Die nächsten Tagen verbrachten wir mit Tramités, wie z.B. das Einholen von Einreisebestätigungen, Versenden von diversen Formularen, etc. Und endlich mit etwas Strand. Bei Montevideo scheint sich der Rio de la Plata langsam mit dem Atlantik zu vermischen und es liegt also schon richtig Salz in der Luft. Unser erster Versuch einen der, für Stadtstrände, schönen Strand zu finden ging gründlich in die Hosen. Folge dem Lonely Planet dachten wir und stiegen in die Buslinie 64. „Einfach Aussteigen sobalds nach Strand aussieht," stand in der Travelerbibel, nur leider sah es nach gut 45 min und etwa 15 km immer noch nicht nach Strand aus. Bevor der Bus dann auf die Autobahn einbog, zogen wir es vor auszusteigen und die Lage neu zu beurteilen. Wie sich herausstellte waren wir in keinem Moment irgendeinem Strand auch nur im geringsten nahe gekommen. Ausserdem fanden wir später auch heraus, dass es halt verschiedene Routen für den 64er gibt aber davon war im Buch der Traveler halt nichts zu lesen. Einmal mehr hat sich herausgestellt, dass es halt besser ist etwas selber zu erkunden. Wir fanden den Bus 104 der uns in den folgenden Tagen direkt an unseren Wunschstrand beförderte. So hatten wir doch noch Strandferien für gut 40 Dollares pro Nacht und nicht 200, wie sie zur Zeit in Punta del Este, dem angesagtesten Badeort in Südamerika, verlangt werden.
Neben dem Carnaval waren die Abende auch von Tango oder sonstigem Ausgehen geprägt. Nebst Buenos Aires ist Montevideo der Tango-place-to-be. In der Fun Fun-Bar (bitte den Namen nicht beachten, ist nicht repräsentativ) trat die Tango-Legende Carlos Gardel regelmässig auf. Heute sind es Carlos Gardel-Imitatoren und Live-Bands. Viele Touristen sind dort, aber trotzdem hat es sein ursprüngliches Flair behalten.
Zurück ins letzte Jahrhundert
Einquartiert waren wir die ganze Zeit im Hotel Palacio an der Bartolomé Mitre, einer Strasse Eingangs der Altstadt. Das Haus ist kaum Breiter als 3 Meter was die grösse der Zimmer erahnen liess. Berühmt waren die Superior Zimmer im 6. Stock mit eigener Terasse. Diese waren jedoch belegt und so mussten wir mit einem kleinen Balkon vorlieb nehmen, was sich jedoch als kein Problem herausstellte. Besonders erwähnenswert sind einerseits der herzliche Service aber auch der altertümliche Lift, welcher noch aus den Kriegsjahren stammen musste. Die Kabinentür bestand aus einem Rollgiter wobei man immer auch noch die Aussentür jeweils öffnen musste, die ebenfalls aus einem reich verzierten Gitter bestand. Wir waren wirklich froh in solch einem charmanten Haus zu logieren und genossen, trotz dem Drang endlich unabhängig zu sein, den Aufenthalt.
Rambla Cruise
Trotz all den tollen und lustigen Erlebnissen war ein Thema immer im Hinterkopf und eigentlich auch der Hauptgrund weshalb wir nach Montevideo gekommen waren. Die Ankunft der Grande Francia, das Schiff auf dem unser Auto kommen sollte, war für Sonntag oder Montag angesagt. Vom Strand aus beobachteten wir bereits die Tage davor den Horizont mit dem Fernrohr, um das herannahnede Schiff frühzeitig zu erspähen. Am Montag morgen gingen wir voller Spannung an den Hafen um zu sehen ob unser Schiff bzw. unser Auto schon angekommen war. Und tatsächlich: da stand sie auch schon in der brühtenden Mittags***ze am Pier 3 und wurde bereits wieder beladen.
Bezüglich Auto wurden wir bestens umsorgt. Ignacio von der Hafenbehörde meldete sich von sich aus bei uns und informierte uns über das Vorgehen und die Kosten bereits am Freitag vor der Ankunft des Schiffes. Als wir am Montag nun in seinem Büro aufkreuzten, um das Wichtigste aller Dokumente (die Ermächtigung zur Aushändigung des Fahrzeugs an den Besitzer des Papiers) abzuholen, begrüsste er uns auf deutsch. Er konnte zwar nur diese zwei Sätze, was ihn aber gerade deswegen sehr sympathisch machte und ausserdem sprach er ein ausgezeichnetes Englisch. Er erklärte alles ausführlich, damit uns nachher niemand mit irgendwelchen zusätzlichen Kosten (ohne Quittung) kommen konnte. Dieses Dokument brachten wir persönlich nach Colonia zu Jorge, unserem Agenten. Die insgesamt 5 Stunden Fahrt nahmen wir in Kauf. Omnibus-Spedition wäre auch möglich gewesen, aber was, wenn das wertvolle Original-Dokument abhanden gekommen wäre!.
Und dann war's soweit. Am Mittwoch, 16.2. , also zwei Tage früher als angekündigt, wurden wir von Jorge zum Zoll bestellt und plötzlich ging alles ganz schnell. Während die Frau von Jorge uns unterhielt, erledigte Jorge die Formalitäten und wir fuhren auf dem Hafengelände hin und her. Bis wir auf den Parkplatz (offiziell „Auto Terminal Montevideo") kamen. Dort stand er... Blitzblank wie wir ihn aufgegeben haben. Mit offener Motorhaube. Gut, einmal überbrücken und schon schnurrte er wieder wie ein Kätzchen... Von aussen war alles okay, keine aufgesprayte Beschimpfungen (wir hatten ja immer noch die Typenbezeichnung „Pajero" nicht entfernt), keine fehlenden Nummernschilder die als Souvenir mitgenommen wurden, keine Beulen, nichts.... Innen war Chaos total, alles umgeschichtet, ausgepackt und die Militärtasche vom Zoll zerschnitten. Solange noch alles da ist, kein Problem. Es dauerte noch einige Zeit bis wir aus dem Hafen raus waren, Jorge managte aber die letzten fehlenden Stempel und Unterschriften hervorragend. Er dirigierte auch die im Weg stehenden Lastwagen, zwischen denen wir plötzlich eingekeilt waren, perfekt zur Seite.Und dann... Auf's Gas und auf der Rambla dem Meer entlang... Finally...
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Veronica Hola gringos! Woooow cooler Blog - mein Fernweh hat sich gleich bemerkbar gemacht! Und auch die dazugehörigen Fotos sind hammer... ihr habt's ja echt super, so wie es aussieht, ich freue mich! Geniesst es einfach so fest ihr könnt!!! Freu mich schon auf die ersten Autopix und wünsch euch a good ride :)! Miss u - umarmung & schmätze Vero
Grosi und Grosspapi Buen dias tramperos Grosi u. Grospapi goes to Internet. Wir sind soeben zurück aus California ,nein Teneriffa und sitzen vor einem grossen Teller Älplermacaronen in Futscht's B & B inkl. chilenischen Wein's. Somos muj afortunado dass ihr den "Paji" unversehrt, wenn auch durch die aduaneros durchnöislet in Empfang nehmen konntet. Fantastico! Wir haben uns riesig über euer SMS gefreut. Jetzt geht euer Camperleben richtig los. Unser "August" hat es leider nie nach Süd- amerika geschafft. Buon viaje y mucho ambrazos Grosi und Grosspapi
martin Hallo ihr 2: Wie spannend sich eure Zeilen lesen! Ich wünsche euch weiterhin eine erlebnisreiche Zeit. Gruss Martin