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Olá,
diese Woche fing erstmal recht langweilig an, Montag und Dienstag habe ich bis auf Uni nicht viel spannendes gemacht, war ein bisschen einkaufen und habe endlich einen Geldautomat gefunden, an dem ich Geld abheben kann, damit gabs anfangs ein paar Probleme. Dienstagnacht nach dem Unterricht um halb 11 habe ich dann das erste mal versucht von der Uni mit dem Bus nach Hause zu fahren, was auch prompt schief lief, denn der Bus fuhr leider zum Centro und das ist so garnicht meine Richtung. Konnte dann da am Terminal aber umsteigen in einen Bus, der zu mir in die Nähe fuhr, war aber im Endeffekt länger unterwegs als wenn ich gelaufen wäre, was einer der Gründe ist weswegen ich hier ungerne Bus fahre. Nach 10 als Frau hier alleine rumzulaufen soll allerdings relativ gefährlich sein. Fühle mich hier zwar wirklich sicher und Floripa ist auch eine der sichersten Städte in Brasilien, aber man muss sein Glück ja nicht herausfordern. Mittlerweile habe ich rausgefunden welcher Bus von der Uni direkt bis zu mir fährt, ist leider nur einer und der kommt nur so alle 30 min, ich werde mir demnächst mal ein Fahrrad zulegen..Busfahren ist hier echt kompliziert und ich werde das nie ganz durchschauen, die Bushaltestellen haben nämlich weder einen Namen, noch kann man sehen welche Busse wo abfahren geschweige denn wann, außer an den Terminals.
Am Mittwoch hatte ich wie immer frei und bin abends zunächst mit meiner Mitbewohnerin und Freunden von ihr in eine Kneipe gegangen, ganz in der Nähe von unserer Wohnung, aber die gibt es hier eh überall und vorallem abends/nachts sitzen plötzlich an allen Ecken Menschen und genießen ihren Feierabend, die angenehmeren Temperaturen und einfach ihr Leben. Die meisten Restaurants machen auch erst abends wirklich auf. Ein Kneipen bzw. auch Restaurantbesuch läuft hier etwas anders ab als in Deutschland und ist viel mehr auf Gemeinschaft ausgerichtet. So beziehen sich in vielen Restaurants die Portionen und Preise auf 2 Personen und man teilt sich die Mahlzeit. In den Kneipen gibt es auch überall mindestens Fastfood, Pommes, Hamburger,Pizza usw, was man sich dann auch meistens teilt. Dann bestellt man je nach Personenzahl ein oder zwei 1Liter Biere, jeder kriegt ein Glas und es wird geteilt, sobald der Kellner sieht, dass ein Bier leer ist, bringt er ein neues. Am Ende des Abend wird dann die Rechnung geteilt. Auch wenn hier in Floripa die Kosten meist genauso hoch und teiweise teurer sind als in Deutschland, kommt man bei einem Kneipenbesuch doch echt bilig davon, habe bisher nie mehr als umgerechnet etwa 8€ bezahlt und glaubt mir, es mangelte nie an Bier und etwas zu essen war meist auch noch dabei. Das Bier ist hier übrigens relativ in Ordnung, es schmeckt zwar ziemlich wässrig, also ein bisschen wie Kölsch aber ich kann damit leben ;). Es wird hier alledings bei ungefähr minus 3 grad gekühlt und man sagt nur Bier an dem das Eis noch runterläuft ist gutes Bier. Gibt auch überall Heineken, ist aber teurer. Jedenfalls war auch ein Freund meiner Mitbewohnerin dabei, der vor langer Zeit mal in meinem Zimmer hier gewohnt hat, auch aus Deutschland kommt und zwei Auslandssemester an der UFSC gemacht hat. Er hat eine Freundin hier, weswegen er in den Semesterferien hierher fliegt und er konnte mich etwas beruhigen da ich wieder eine kleine Frust-Phase hatte wegen meiner fehlenden Sprachkenntnisse usw. Er hat das auch alles so erlebt und es dauert seine Zeit. Nach 3 Monaten käme man an, nach 6 gewöhne man sich ein und erst wenn man zurück fliegt realisiere man, dass man wirklich hier war;D Später am Abend bin ich dann noch zu den Deutschen in eine andere Bar gegangen und habe endlich meinen ersten original brasilianischen Caipirinha getrunken.
Neben der Feierei ist leider auch sehr viel bürokratischer Kram zu erledigen, da ist Brasilien wirklich ganz groß drin und übertrumpft sogar noch Deutschland. Ich habe zwar schon mein Visum in Deutschland bekommen, wofür ich zweimal nach Frankfurt fahren musste, doch muss man damit innerhalb des ersten Monats hier zur Polícia Federal gehen und sich so eine Art Ausländerausweis oder so holen, habe das bis jetzt nicht ganz verstanden. Auch in diesem Punkt kann ich sehr froh sein, die anderen Deutschen kennen gelernt zu haben, denn ansonsten wäre ich da einfach ohne irgendetwas zu wissen hingegangen und es hätte nie geklappt. Die haben nämich von der UDESC eine Liste bekommen, was man alles braucht, um diesen hier zu beantragen ( ich wurde da natürlich mal wieder vergessen). Die Liste war natürlich auch auf portugiesisch und ich wurde nicht besonders schlau daraus, hatte aber riesen Glück, da ich als ich recht verzweifelt in den Computer- und Kopierraum der Uni gegangen bin dort einen Freund getroffen habe, der mit uns am Strand war und sehr gut deutsch konnte. Der hat sich dann wirklich mit mir eine Stunde dahin gesetzt und mir geholfen, die zahlreichen Formulare im Internet auszufüllen und ich war sehr dankbar. Man musste dann auch zusätzlich nochmal leider fast 200 Reais für diesen Antrag bezahlen, ein Passfoto machen, seinen Reisepass fast vollständig sowie sein Einreiseformular kopieren usw., und es hat mich fast den ganzen Tag gekostet. Am nächsten Tag ist dann eine von uns Deutschen schon ganz früh zum Polícia Federal, also zu diesem Amt gefahren und hat für uns alle Nummern gezogen. Wir sind dann mittags alle hin und haben gewartet bis wir dran kamen. Hat dann auch ganz gut geklappt, zwei englisch/deutsch sprechende Brasilianer kamen mit und haben uns geholfen mit denen zu kommunizieren, obwohl die auch sehr nett waren. Wir mussten dann da nochmal einen Antrag ausfüllen und es wurden Fingerabdrücke von jedem einzelnen unserer Finger gemacht, ich kam mir vor wie ein Schwerverbrecher, aber letzendlich haben wir unseren vorläufigen Pass bekommen und müssen in ein paar Monaten nochmal hin, um die richtige Plastikkarte abzuholen. Ohne Hilfe hätte ich das nie, niemals alleine hinbekommen. Ich bin jedenfalls froh , dass das erledigt ist , auch wenn wir diesen sehr schönen Tag natürlich lieber am Strand verbracht hätten.
Freitag abend hatte mich eine aus meiner Klasse eingeladen, mit ihr und Freunden in eine Bar zu gehen und ich habe eine der Deutschen mitgenommen. Sie kann garkein Englisch ( wie eigentlich alle aus meinem Kurs) und in sofern war es ganz gut, da wird gezwungen waren Portugiesisch zu sprechen. Es ist unglaublich anstrengend, über jeden kleinen Satz erst Ewigkeiten nachzudenken und das Verstehen ist natürlich auch nicht leichter. Wir sind dann noch weiter gezogen in so eine Hinterhofkneipe, die für uns ein bisschen aussah wie ein Drogenumschlagplatz, war aber alles in Ordnung und dort waren hauptsächloch Studenten aus meiner Fakultät. Dabei fällt mir ein, dass dort so ein Kerl auf dem Boden saß der total fertig aussah und wir gefragt haben, ob wir diesem Betrunkenen nicht helfen sollten, die Anderen meinten aber nur es sei in Ordnung, er würde wahrscheinlich dort arbeiten und wolle nur zwischendurch ein kleines Nickerchen halten, haha na klar. Wir sind dann auch relativ bald mit dem Taxi nach hause, das übrigens unglaublich nach Kotze gestunken hat.
Heute wurde dann von unserer Uni ein Churrastrote veranstaltet. Churrasco ist die Bezeichnung für Grillfest, wird aber von den Brasilianern mittlerweile für fast jedes Fest verwendet, und Trote ist halt dieses Ritual für Erstsemester. War auch echt cool, es fing schon um 13 Uhr an und für 25 Reais (knapp 10€), konnte man soviel trinken und leckeres Grillfleisch essen, wie man wollte. Für uns etwas befremdlich, dass es schon so früh am Tag begann, doch mein Zimmervorgänger meinte, das gäbe es hier so öfter. Wir sind gegen halb 4 dagewesen und waren so um 12 zuhause, nun sitze ich hier und schreibe euch. Morgen wollen wir den Tag endlich mal wieder nutzen, um zum Strand zu gehen.
Ich habe übrigens wirklich eine schlechte Wohnung erwischt, denn ich habe die von ein paar Deutschen gesehen und die sind viel moderner und sauberer, allerdings auch ein wenig teuerer. Ich könnte eines der Zimmer von ihnen nach einem halben Jahr übernehmen, denn die bleiben nur ein Semester. Bin mir allerdings noch nicht sicher ob ich das machen will, denn ich mag meine Mitbewohner und ich habe mich wirklich schon daran gewöhnt, in Deutschland hätte ich nichtmal eine Nacht in so einem Zimmer verbringen wollen aber man kann sich wohl an alles gewöhnen und wenn es gut läuft verbringt man ja eh nicht viel Zeit in seinem Zimmer.
So einen Blogeintrag zu schreiben ist übrigens alles andere als einfach, an diesem sitze ich nun bereits seit etwa 1 3/4 Stunden. Zum einem gibt es hier jeden Tag so viele neue Eindrücke, dass es schwer ist zu filtern und sich an alles zu erinnern, das ich eigentlich unbedingt erzählen wollte und ich kann hier nur einen Bruchteil wiedergeben und versuchen zu vermitteln. Alles ist komplett anders und Deutschland ist für mich nicht nur entfernungsmäßig verdammt weit weg. Das Heimweh hält sich im Moment zum Glück echt in Grenzen weil es hier so viel neues gibt, nur in Momenten der Langeweile oder wenn mich die brasilianischen Eigenarten, die Unorganisiertheit und natürlich die Sprache an meine Furstrationsgrenzen treiben. Brasilianer sind wirklich die nettesten und süßesten Menschen, ich kann nicht zählen wie oft mir hier schon Hilfe angeboten wurden und sie bemühen sich so, mir das Leben hier leichter zu machen, notfals durch Kommunikation mit Händen und Füßen. Auch wenn ich immernoch Respekt vor den 12 Monaten habe und es Tiefpunkte gibt, geht es mir hier sehr gut und ich liebe die Lebensweise der Menschen.
In dem Sinne beijos und boa noite
Eure Doro
- comments
Laura Jetzt bin ich ja wieder auf dem "neusten" Stand :) Danke :)
Ute Danke, dass du dein Austauschabenteuer so sehr offen und hautnah vermittelst. Es ist spannend, alles von der Ferne mitzuverfolgen. Nur weiter so. Du schaffst das schon. Bin mal gespannt, wann du zum ersten Mal merkst, dass du gerade alles auf Brasilianisch gedacht hast. Ein wirklich erhebendes Gefuehl. Viel Spass am Strand.
Stefan Genieß die Zeit, zurück in D bist du früh genug ;)