Profile
Blog
Photos
Videos
It's all about the temples
Im letzten Bericht bin ich in Kompong Thom stehen geblieben, wo wir es endlich schaffen uns ein Moped auszuleihen, jedoch auch nur eines, das ein Mann privat her gibt. Einige Tage später erfahren wir, dass es in Kambodscha grundsätzlich für Ausländer verboten ist Mopeds auszuleihen, diese dürfen nur mit Kambodschanischem Führerschein (ein Internationaler gilt nicht) und mit Wohnsitz im Land gefahren werden. So wird uns natürlich einiges klar, trotzdem finden wir auf der weiteren Reise immer wieder Orte, wo es Fahrzeuge auszuleihen gibt - so genau ist es dann wohl doch nicht überall. Das einzige Risiko, das man dabei trägt, ist, von einem Polizisten aufgehalten zu werden, der eine Strafe für den fehlenden Führerschein kassiert. Nun gut - dieses Risiko ist dann wohl tragbar.
In Kompong Thom fahren wir in den Dschungel, der ein bisschen außerhalb der Stadt liegt, in dem sich unzählige Tempelruinen verstecken, die noch vor der Angkor Wat Zeit erbaut worden sind. Es ist wirklich schön hier - die Ruinen im Wald haben etwas Besonderes und vor allem sind kaum Touristen unterwegs, die hierher kommen. Nur ein paar Affen kreuzen unseren Weg, die wir eine Zeitlang beobachten - der Ausflug hat sich wirklich gelohnt.
Noch eine Besonderheit in dieser Stadt: 3 große Mahagonibäume am Flußufer, in denen unzählige, ca. Rabengroße Fledermäuse ihre Tage Kopfüberhängend in den Ästen verbringen und einen riesen Lärm veranstalten. So etwas haben wir nun auch noch nie gesehen, wirklich faszinierend.
Von Kompong Thom geht es weiter nach Siem Reap, hier übernachten wir in einem Gästehaus, das von einer Frau betrieben wird, die im überfüllten Kleinbus gesessen hat, in den wir fälschlicherweise geraten sind, da wir unseren Ausstiegsort verpasst hatten. Die Adresse erweist sich als unschlagbar, die fröhliche Dame ist wie eine Mama für uns und kocht auch genau so - Spaghettie Carbonara wie zu Hause! Wir bleiben länger als geplant, weils so schön ist.
Siem Reap ist eine absolut hippe Stadt mit vielen tollen Restaurants und Bars und natürlich - Angkor, das wichtigste Ziel in Kambodscha überhaupt. Kehrseite der Stadt, hier wo Touristen sind, kommen die Bettler von überall her, Kinder, Frauen und Männer, die durch Minen Arme oder Beine verloren haben oder blind sind - es ist einfach ganz furchtbar! Aber natürlich können wir nicht jedem helfen, allerdings bricht es mir manchmal fast das Herz! Zum anderen ist die Stadt ziemlich sauber, auch der Fluß der hindurch geht. Als wir mit dem Fahrrad jedoch Richtung Angkor Wat fahren und ein paar Straßen aus dem Zentrum kommen entdecken wir auch warum - eine Müllsperre fängt alles auf, bevor es in die Stadt gelangen kann. Wir haben wirklich selten so ein dreckiges Land gesehen - Thailand und Laos sind wirklich nicht heilig, aber Kambodscha schlägt beide um Welten!
Wir sind jedoch nicht wegen der Stadt her gekommen, sondern um die größte Tempelanlage der Welt zu sehen. Wir leihen uns 2 Fahrräder und düsen morgens um 5 Uhr für den Sonnenaufgang nach Angkor Wat. Der Ticketschalter erinnert uns erstmal eher an den Europapark, als an eine friedliche Tempelanlage und mit USD 40,- pro Nase für 3 Tage schlagen die Ticketpreise auch ganz schön zu Buche.
Kuriose Geschichte übrigens, Kambodschas Währungs ist der Riel, allerdings wird alles mit USD bezahlt und beim Bankomaten kann man sich auch nur US Dollar holen. Wechselgeld gibt es dann je nachdem in USD und Riel. Ein bisschen kompliziert...
Angkor ist jedenfalls wirklich absolut sehenswert, die Anlagen erstrecken sich über riesige Flächen und können innerhalb eines Tages unmöglich erkundet werden. Ich schieße unzählige Fotos und Elias ist nach 3 Tagen froh, dass wir die Tempeltour endlich beenden können. :-) Allerdings, hier sollte wohl jeder einmal im Leben gewesen sein, wir wünschen uns wieder einmal eine Zeitmaschine, da wir gerne sehen würden, wie die Ruinen einmal in vollem Glanz ausgesehen haben.
Von der schicken Stadt Siem Reap geht es weiter nach Battambang, einer recht kleinen, verschlafenen Stadt, die uns allerdings den wohl schönsten Tag in Kambodscha bringt. Wir mieten uns einen Tuk Tuk Fahrer für einen Tag, der uns außerhalb der Stadt zu diversen Sehenswürdigkeiten bringt. Morgens geht es erstmal zum Bamboo-Train, das ist ein ultraleichter Zug aus Bambus, der eingleisig verläuft und eigentlich Menschen und Waren von einem Dorf zum anderen gebracht hat, bevor er auch zur Touristenattraktion wurde. Heute ist nur noch ein Teil der Strecke befahrbar, aber dieser ist absolut spektakulär. Ihr könnt euch unter einem Bamboo-Train nichts vorstellen? Ja, konnten wir auch nicht, daher natürlich wie immer, Bilder anbei. Wir holen uns ein Ticket und dann braust der Fahrer auch schon mit uns los - begegnen sich 2 Bambootrains auf der Strecke muss einer vom Gleis, grundsätzlich der weniger Beladene.
Die Fahrt geht in ein kleines Dorf, wo wir einen Halt einlegen und sofort herzlich von den Bewohnern begrüßt werden. Ein altes Paar bedeutet uns, wir sollen uns setzen und etwas zu trinken kaufen, er lacht uns zahnlos an und freut sich, dass uns die alte Dame mit kostenlosen Mangostücken füttern kann, bis wir fast platzen. Die Kinder stecken mir derweil aus Gräsern kunstvoll geflochtene Ringe und ein mit Plastikbändern gemachtes Armband an, das ich immer noch trage. Sie können es kaum erwarten, dass sie uns durchs Dorf führen und uns ihre Schlange zeigen können. Die Kinder, die perfekt Englisch sprechen, erweisen sich als sehr lustige Führer, die uns aufnehmen, als würden wir einfach dazu gehören. Beim letzten Haus angekommen bringen sie uns in den Garten und ein stummer Junge zeigt uns sichtlich stolz eine 3 m lange Python in einem Bretterverschlag. Das hatten wir nun wirklich nicht erwartet! Einer unserer Begleiter steigt in den Verschlag und streichelt die Schlange, die ihn unablässig anfaucht. Meine Güte, wir können kaum hinsehen und sind uns ganz sicher - jetzt gleich wird sie zubeissen - aber nein, Gott sei Dank nicht, wir sind froh, als der Junge wieder aus dem Verschlag klettert und ich erfreue mich lieber an den vielen kleinen, süßen Kücken, die durch den Garten springen und wohl irgendwann Schlangenfutter werden...?!
Es geht noch weiter in eine "Ziegelsteinfabrik" - sowas haben wir ebenfalls noch nie gesehen und ihr bestimmt auch nicht - lasst euch von den Fotos überraschen.
Es wird dann leider doch irgendwann Zeit dieses friedliche und so freundliche Dorf zu verlassen, bei den Kindern bedanken wir uns mit einer Runde Fanta und sie sind alle sehr zufrieden! Mit dem Bamboo-Train düsen wir wieder zurück zum Ausgangspunkt, wo unser Tuk Tuk Fahrer wartet, der in der Zwischenzeit einen platten Reifen beim Moped repariert hat, den er sich kurz vorher noch eingefahren hat - die platten Reifen scheinen uns zu verfolgen.
Weiter geht es zu einem Tempel, der auf einem Berg mit toller Aussicht steht. Ein 14-jähriger Junge führt uns für USD 2,- durch das Gelände. Er ist ein toller Führer, sein Job nach der Schule. Wir fragen nach seiner Familie - 7 Schwestern, 4 Brüder und sein Papa ist nach "Amerika" gegangen, als er noch klein war, in Kambodscha wird nicht gerne direkt ausgesprochen, dass jemand gestorben ist, die Leute gehen hier weit weg, hauptsächlich nach "Amerika", da dies besonders weit entfernt ist. Auf dem Tempelberg befinden sich mehrere Höhlen. Zur Zeit des Khmer Rouge Regimes, das ungefähr dem Hitlers gleich kommt, wurden die Leute hier zu Tode geprügelt oder gefoltert und dann in die Höhlen geworfen, die als Massengräber dienten. Ein grausiger Ort!! Wir sind froh, als wir die Tour auf dem Berg fortsetzen können, der Junge hat viele Horrorgeschichten auf Lager.
Ein weiterer Stop - wieder eine Tempelruine auf einem Berg, die noch vor der Angkor Zeit erbaut wurde. Und ein letzter Halt führt uns zu einer Weinverköstigung. Der Rotwein schmeckt wirklich gut, der Traubensaft ebenfalls.
Ein toller Tag für uns, vor allem der Bamboo-Train und die freundlichen Bewohner in dem kleinen Dorf werden uns immer in Erinnerung bleiben, sie haben wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen.
Von der kleinen Stadt Battambang geht es weiter in die richtig große Hauptstadt Phnom Pen. Bangkok ist schon eine sehr wuselige, krasse Stadt, aber Phnom Pen hat von allem noch etwas mehr - mehr Verkehr, noch mehr verschiedenste gute und weniger gute Gerüche, viel mehr arme Leute, Märkte, auf denen es wirklich alles gibt, unzählige nervige Tuk Tuk Fahrer - an diese Stadt muss man sich erst einmal gewöhnen. Das Touristenviertel erstreckt sich hauptsächlich am Fluß entlang, hier ist es sauber und alles wunderschön, tolle Restaurants, der Royal Palace, der alles überstrahlt, verschiedenste Monumente, aber je weiter man Richtung Innenstadt kommt, desto dreckiger, lärmiger und wuseliger wird es.
Verkehrsregeln in der Stadt: Frechheit siegt und die lauteste Hupe gewinnt!
Der Unterschied zu Arm und Reich wird hier sehr deutlich - vor den guten Restaurants stehen Mercedes, Landrover, Hummer & Co. - wir entdecken immer wieder wunderschöne Villen zwischen heruntergekommenen Häusern. Während die einen in Skybars speisen laufen die anderen (vorwiegend Frauen und Kinder) Tag und Nacht mit Anhängern durch die Straßen und durchsuchen den Müll nach leeren Plastikflaschen und Dosen, die etwas Geld einbringen. Wir laufen durch ein Shoppingcenter, wo ich mir beim hinausgehen eine Tüte Eis kaufe, in der nächsten Sekunde kommt ein hungriger, dreckiger Junge an uns vorbei und bettelt nach Geld oder Essen - wo ich mich vorher auf das Eis gefreut habe bleibt nur noch ein unglaublich schlechtes Gewissen, dass ich neben solchen Kindern ein Eis esse, absoluter Luxus!
Wir verfolgen in Phnom Pen weitere Spuren der Khmer Rouge Zeit, die von 1975 bis 79 stattgefunden hat, das Ganze ist also eigentlich noch gar nicht so lange her. In der Stadt befindet sich das Gefängnis S-21, das eigentlich eine Schule war. Das Regime hat die Schulgebäude übernommen und zu einer Folterkammer umgebaut. Zu dieser Zeit wurden die Leute von der Stadt aufs Land gebracht, um da auf den Feldern zu arbeiten, Behinderte oder Arbeitsunfähige Leute wurden gleich umgebracht und dabei hat es schon gereicht, wenn man Brillenträger war! Ins S-21 wurden politische Gefangene gebracht und unzählige andere Leute, die wahrscheinlich gar nicht wußten, warum. Die Räume hinterlassen nur Bedrückung und die ausgestellten Fotos aus dieser Zeit sind so eindrücklich, dass ich 2 Nächte kaum mehr schlafen kann. Die wirklich grausigen Fotos, die tote, gefolterte Menschen zeigen, habe ich nicht fotografiert und möchte ich euch auch gerne ersparen. Paul Pot, der Anführer des Khmer Rouge Regimes, ist das Kambodschanische Pendant zu Hitler - am Ende der Tour durch S-21 wissen wir nicht mehr, welcher von beiden wohl der Schlimmere war.
Eine Fahrt mit dem Tuk Tuk bringt uns zu den Killing Fields, die 15 km außerhalb des Zentrums liegen. Hier wurden bis zu 300 Menschen pro Tag exekutiert und in Massengräbern vergraben. Ein paar der Gräber wurden in den 80er Jahren geöffnet und die Schädel sind jetzt in einem Denkmal ausgestellt - ein weiterer, unfassbarer Ort. Auf den Feldern steht ein Baum, der dafür genutzt wurde, Babys so lange dagegen zu schlagen, bis diese tot waren. Es ist einfach nicht zu fassen, dass es solche Dinge immer wieder gibt! Komischerweise hat in diesem Land jedoch noch nie jemand etwas von Hitler gehört - aber wer weiß bei uns schon etwas über Paul Pot, obwohl in dieser Zeit 3 Mio. Menschen unter diesem Regime gestorben sind?!
4 Nächte in Phnom Pen sind dann auch genug, wir fahren mit dem Bus endlich an die Küste nach Sihanoukville. Der Hauptstrand ist leider nicht so schön und die Gegend darum wird derzeit unglaublich verbaut, hier soll in den nächsten Jahren ein großes Touristenzentrum entstehen. Wir holen uns ein Moped und fahren an einen anderen, wunderschönen Strand, wo wir uns eine Bleibe suchen, wo wir derzeit gerade sind. Wir haben heute die Gegend etwas erkundet, waren in einem Fischerdorf, wo das Meer schwarz ist um die elenden Hütten - außer Armut gibt es hier wirklich nichts. Wir haben in Thailand und Laos schon sehr viel gesehen, aber Kambodscha ist wirklich sehr krass - viele Leute leben in Blechhütten, wie man sie nur von den Fotos aus den Slums in Südamerika kennt. Manchmal können wir es nicht fassen, die Gegensätze sind einfach unglaublich!
Allerdings, das Land ist mittlerweile voller guter Organisationen, wir haben Büros der Caritas, Unesco, World Vision, Human Rights Ass. und vieler lokaler Hilfsorganisationen gesehen. Es tut sich etwas und die Situation wird sich in den nächsten Jahren hoffentlich hier für viele Menschen bessern. Auch der Tourismus zieht langsam, aber sicher an, was wiederum Geld ins Land bringt. Es kann nur besser werden und natürlich ist nicht alles nur negativ!
- comments