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Ärger im Paradies
Erster Monat rum!
Heutiger Plan: 4-tägiger Great Ocean Road Trip mit dem Engländer Dan und einem gemietetem 20 Jahre altem Jucy Campervan
Motivation: vorhanden
Restalkohol und Kater: ebenfalls vorhanden
Strukturierte Planung: nicht vorhanden
Nachdem Franzl und ich auf unseren letzten gemeinsamen Abend mit etwas Brause am Fluss anstießen, stand heute meine erste Campervan und Road Trip Erfahrung in Australien an, jippie! Zum ersten mal hieß es auf der "falschen Seite" im Auto am Steuer sitzen! Ich war echt super gespannt! Auch was Dan uns da für ein Auto gebucht hatte und fuhr gegen späten Nachmittag mit der Tram zum vereinbarten Treffpunkt. Mit dem fettesten Grinsen im Gesicht präsentierte er mir den lila-grünen Campervan, der uns die nächsten 4 Tage die schönsten Strände und weiteres entlang der Südküste zwischen Melbourne und Port Fairy zeigen sollte. Als ich den Campervan sah, konnte ich mich kaum halten vor Lachen und als ich dann noch den Spruch "don't you wish your campa was hot like me?" entdeckte, wars echt vorbei. Das konnte ja unterhaltsam werden! Verwöhnt bin ich nun nicht und mit der Zeit des Reisens sinken die Ansprüche Denke ich auch mehr und mehr, aber etwas alt und klapprig war der gute Wagen ja schon, aber naja gut! Ohne weitere Gedanken haben wir uns reingesetzt, die Musik voll aufgedreht und ab ging die Post! Doch in welche Richtung überhaupt? Da Dan sich als Fahrer ans Steuer gesetzt hatte, wurde ich zum Navigator ernannt, aber ich hatte doch keine Ahnung wohin wir mussten?!
Ohne Internet, ohne Karten und mit absolut keiner Ahnung stellte es sich als größere Herausforderung heraus den Start der Great Ocean Road zu finden! Immerhin war uns der Startpunkt in Torquay bekannt, was uns dennoch nicht vor der ein oder anderen Kehrtwendung oder Sackgasse bewahrte. Nach ewigem Rumgegurke fanden wir letztlich DIE Brücke, welche eine Art Ausgang aus dem verwirrenden Labyrinth darstellte und wir wussten, dass wir nun zumindest in die grobe richtige Richtung fuhren und bestenfalls stupide den Straßenschildern nach Torquay folgen sollten.
Jetziger Stand: Auto fuhr, Musikgeschmack: stimmte überein,
Autoboxen: teilten den Geschmack nur auf der Beifahrerseite (links!!!)
Ich als Navigator genoss also die volle Dröhnung Ben Howard, während Dan einen guten Chauffeur ablieferte.
Nachdem wir endlich an der Küste und später auch am Startpunkt im Torquay ankamen, rief ich in regelmäßigen Abständen: "stopp, anhalten und aussteigen." Die verschiedenen Ausblicke und Aussichten waren unglaublich und mehr und mehr überkam mich das Gefühl endlich in Australien angekommen zu sein. Mit warmen Pullovern am Strand sahen wir die Sonne in der Ferne im Meer versinken und ließen uns von dem frischem Wind unsere Öhrchen durchpusten, bis letztlich die Kälte siegte und wir uns wieder ins Auto begaben. Über die kurvigsten Straßen durch die doch recht hügelige Landschaft bahnten wir uns im Dunkeln den Weg bis nach Apollo Bay durch, wo wir uns auf einer der 11 Free Campsites (laut lonley planet Reiseführer) einen Schlafplatz suchen wollten.
Dort angekommen hatten wir beschlossen, dass Schlafplatz vor Essen geht und uns an der Tankstelle über die Schlafmöglichkeiten und Restaurants erkundigt. Wir wurden jedoch gleich 2x enttäuscht, denn es gab weder kostenlose Campingplätze, noch hatte um diese Uhrzeit (10pm?!) ein Restaurant geöffnet. Na das haben wir ja supi hinbekommen! Mit Proviant in Form von 2 Tüten Chips und Bier machten wir uns auf den Weg zu einem Geheimtipp, mit dem Namen PARADISE, von welchem uns die nette Verkäuferin erzählte! Das große Problem an dem ganzen ist nämlich, dass im Auto/ Van schlafen verboten ist und wenn die Polizei dich erwischt, teure Geldstrafen auf einen warten.
Der ominöse Schlafplatz sollte sich 17 km entfernt auf einer der Bergspitzen befinden und wenn die Sonne am Morgen aufgeht, sei die Aussicht so überwältigend, als wäre man im Paradies angekommen. Für einen Notfallplan klang das doch alles relativ vielversprechend.
Also jagten wir unsren klapprigen Jucy den Berg weiter und weiter hoch, immer rauf da auf den Hügel. Die Straße war eigentlich keine Straße und sowas wie Leitplanken waren selbstverständlich auch nicht gegeben. Neben uns ging es ja nur hunderte Meter ins Nichts und so leblos wie es hier war, würde uns auch niemals irgendwer entdecken- dachten wir. Doch auf einmal nach etwa 6 km sahen wir Licht und beim Näherkommen, dass hier tatsächlich jemand lebt! Völlig unglaublich und dasselbe dann nochmal nach 11km mit drei weiteren Häusern. Dan gefiel die ganze Situation immer weniger, während ich entspannt die Chips in mich reinstopfte und immer wieder über das ganze lachen musste, was bei ihm zu Unverständnis führte. Als wir dann durch eine fette Wolkendecke fuhren und kaum noch etwas sehen konnten, machte sich auch bei mir etwas Unwohlsein breit und Dan fing aus Angst an nach der Chipstüte zu greifen. Als wir wieder klarsehen konnten, kam es dann ehrlich zum absoluten Höhepunkt der Aktion. Ich schrie vor Schreck und Dan ging in die Eisen als auf einmal Lamas zu sehen waren!!!! Ja Lamas, auf 15km Höhe auf diesem verschissenen Berg! Wir waren echt fix und alle und wollten nur noch umdrehen, doch wie und wo! Wir hatten keine Wahl und fuhren nach dem Lama-Schock langsam weiter, bis die Straße irgendwann gesperrt war!?
Die Aussicht: absolut gar nicht gut
Angst: am Höhepunkt
Panik: machte sich auch langsam breit
Lösungsvorschläge? Keine guten
Proviant: halb aufgefuttert
Wir beratschlagten, ob wir es nervlich hinbekommen hier zur Ruhe zu finden oder doch eher versuchen sollten, das Experiment Free camping auf einem Berg im Nirvana abzubrechen und den ganzen Weg wieder runter zu heizen. Mit Gedanken an den Abgrund und all die giftigen Tiere um uns herum, entschieden wir uns einstimmig für zweiteres, da wir aussteigen hätten müssen, um unser Bett zu bauen und alleine bei dem Gedanken daran war die Option völlig ausgeschlossen. Eine Idee wie wir das Auto aus der Sackgasse rausmanövriert bekommen, die hatten wir jedoch auch nicht. Dan schlug vor, dass ich mich ja rausstellen könnte und navigiere, doch diese Schnapsidee konnte er sich direkt wieder abschminken und somit blieben wir beide sitzen und bangten bei jedem Zentimeter, den wir rückwärts fuhren. Nach dem wahrscheinlich gefährlichsten Umdrehmanöver können wir nun alle mit dem Eintrag beruhigt feststellen, dass wir es überlebt haben.
Letztlich landeten wir auf einem überteuerten Campingplatz und brauchten weder Angst vor dem Abgrund und den Tieren, noch vor der Polizei haben, woraufhin wir trotz der Kälte etwas Schlaf bekamen.
Am nächsten morgen ging es dann richtig los und während wir die unglaublichsten Sachen sahen und ich meinen Lieblingsplatz gefunden hatte, witzelten wir wieder und wieder über die Paradise-Story. Doch an diesem Tag verlief alles problemlos und wir kümmerten und rechtzeitig um einen Schlafplatz in Port Campbell, sodass wir bereits bei Sonnenuntergang entspannt im Restaurant saßen und den Abend mit ein paar Bierchen ausklingen lassen konnten.
Der dritte Tag sollte jedoch nochmal etwas mehr Action mit sich bringen und den ein oder anderen Plan durchkreuzen. Geplant war bis zum Ende der Great Ocean Road zu fahren, um dann gegen Mittag den Rückweg anzutreten. Bei mäßig bis gutem Wetter sahen wir auch alles in Ruhe mit Bonus von Koalas und einigen Kängurus und waren bereits auf dem Rückweg als kurz hinter den zwölf Aposteln (ich war natürlich am Steuer..) das Auto anfing rumzuspinnen. Zuerst waren es lediglich die Boxen, die sich in der Musikwiedergabe abwechselten, doch dann hatte ich eine kurze Schrecksekunde als ich auf die Bremse drückte und nichts passierte. Panisch erzählte ich Dan davon, welcher daraufhin nach hinten blickte und schrie: "ahh, hier ist überall Rauch!" Ja tatsächlich, es war alles voll und ein Blick in den Rückspiegel hätte mich möglicherweise schon früher darauf hingewiesen. Ausgerechnet an meinem abgelegenen Lieblingsplatz fuhr ich wie eine Furie auf den Parkplatz und wir sprangen aus dem Auto. Es qualmte so sehr, dass wir kurzzeitig befürchteten es brennt. Ich hab mich daraufhin hinter einem Busch versteckt und war zu schockiert um wie ein Mensch zu reagieren, während Dan die Koffer aus dem Auto wuchtete. Allmählich ließ der Qualm nach, aber in das Auto wollte ich definitiv nicht mehr einsteigen. Da es so oder so nicht mehr anspring, riefen wir bei dem Autoverleih an, welche und binnen der nächsten 2 Stunden!! einen Abschleppwagen organisieren wollten..
Letztlich endete die Geschichte so, dass wir zurück nach Port Campbell, sprich wieder weg von Melbourne, abgeschleppt wurden und auf dem schon vom Vortag bekannten Campingplatz in unserem kaputten Auto schlafen MUSSTEN. Davon war ich absolut gar nicht begeistert, wer weiß schon, was das Auto über Nacht wieder anstellt..
Es muss echt zum Piepen ausgesehen haben, wie wir aus dem Auto gesprungen sind!
Als ich Dan von meinem Katastrophengen erzählte, schaute er mich nur ernst an und entgegnete: "Danke, dass du mich erst in Lebensgefahr bringen musst, bevor du mir davon erzählst."
In die Luft ging der alte Van glücklicherweise nicht über Nacht und nach etlichen Telefonaten am nächsten Morgen wurden wir dann die 300km nach Melbourne abgeschleppt und zurück nach Hause chauffiert. Mir hätte ein Ersatzauto zwar um einiges besser gefallen, aber manchmal muss man das Leben eben so nehmen wie es kommt.
Schluss-Bilanz: ein Auto weniger, 2 noch lebende Menschen, im Paradies gewesen, wenn es sich auch wie die Hölle anfühlte, eine wahnsinns Landschaft gesehen und mal wieder dem Katastrophengen begegnet
Hachja im großen und ganzen war es dennoch spitze und definitiv ein erfolgreicher und spannender erster Roadtrip mit Campervan!
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