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Haben wir im letzten Blog doch noch angekündigt, dass wir monatelang hier in den Bergen bleiben könnten - und nun? Nix wie weg aus den Bergen...
Naturns im Vinschgau ist ebenfalls einen Aufenthalt wert. Mitten in riesigen Apfelplantagen hat sich hier eine kleinste Grossstadt entwickelt, es gibt nichts, was es hier nicht gibt. Insbesondere Wandermöglichkeiten 'ooohne Ende'. Und für Menschen wie uns, die bei diesen Aktivitäten nie Mass halten können und immer etwas über ihre Grenzen gehen, hat diese Tatsache natürlich durchaus ihre Tücken. Ein Mitbringsel von uns nach Naturns waren unsere bereits ziemlich 'sauren' Beine mit vielen Wanderstunden in den Muskeln. Nichts desto trotz hiess es am Tag nach unserer Ankunft: der Berg ruuuuft!
Eigentlich wollten wir wie so oft nur was gaaanz Sanftes machen. Ein bisschen gerade aus an einem leicht erhöhten Waalweg spazieren, die Sonne geniessen und unsere Muskeln schonen. Kaum waren wir unterwegs, hat uns unser Wanderkärtchen in die Höhe gerufen. Da gibt's so einen kleinen, hübschen Gasthof weiter oben. Wär so schön, den in Natura zu sehen... Leider waren dazu wieder 1000 Höhenmeter zu überwinden. Aber wir wären auch nicht Alex&Andrea, würden wir uns davon abhalten lassen. Mit viel Schweiss und wenig übriger Muskelkraft sind wir dann oben angekommen, die Aussicht einfach herrlich. Aber nun brauchten meine Muskeln wirklich dringend Spaghetti oder halt Pasta in irgendeiner Form. Leider gabs ausgerechnet in diesem Gasthof ausser Knödel in 100 verschiedenen Varianten sowie dem obligaten Speck-Platerl keinerlei Pasta-Gerichte. Das einzige bisschen Pasta gibt's in einer Nudelsuppe (à apropos Suppe: Knödelsuppe in 100 Varianten gibt's natürlich auch). Gut, wir sind ja flexibel.. Ich bestell mir also eine Nudelsuppe und frag die nette Servicekraft, ob sie mir besonders viiiel Nudeln rein tun könnte. Ja, das liesse sich einrichten. Das fand ich ganz super und sagte ihr, dann soll sie doch bitte einfach die Suppen-Flüssigkeit grad ganz weg lassen. Ja, das liesse sich auch einrichten. Et voilà - ich hatte meinen Pasta-Teller... Manchmal muss man das Personal etwas austricksen und Ihnen kreativ auf die Sprünge helfen
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Der Tag ist wunderschön, das Beizli liegt hoch oben am Meraner-Höhenweg. Wir haben nach dem Essen die Möglichkei,t ca. 1h nach rechts zu laufen und von dort die Bahn runter zu nehmen. Allerdings sind wir dann etwas umständlich ohne Busverbindung nach Naturns entfernt. Oder wir laufen nach links, da ist die Dauer zwar nicht ganz abschätzbar, sollte aber höchstens 1.5h dauern, bis wir bei der Unterstell-Bahn ankommen, die uns direkt nach Naturns führt. Da der Höhenweg ja ein Höhenweg ist und auf der Karte 'ganz gerade' aussieht, entscheiden wir uns aus Bequemlichkeit für diese Variante. Was wir nicht wussten und erst später im detaillierten Weg-Führer gelesen haben: dieser Abschnitt des Höhenwegs führt durch die 1000-Stufen-Schlucht !!! Das war echt limitööös... Wir mussten zwei Schluchten durchqueren und bei beiden ging erst mal eine ewig lange, steile und unregelmässig geformte Treppe nach unten, um auf der anderen Seite bei glühender Mittags***ze die Treppe wieder fast senkrecht aufwärts zu kraxeln. Die Stufen waren teilweise so hoch, dass man sich echt hinaufziehen musste. So hatten wir uns den Höhenweg-Verdauungs-Spaziergang natürlich nicht ganz vorgestellt . 45 Minuten vor Erreichen der Bahnstation führte ein Wanderweg hinunter nach Naturns. Wir hatten irgendwie keine Lust mehr auf weitere Schluchten-Überraschungen und entschieden, ganz vorsichtig und gemütlich runter zu laufen. Es waren aber halt definitiv wieder über 1000 Höhenmeter, die es abzusteigen galt. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir waren anschliessend definitiv ALTERS-UND-PFLEGHEIM-EINLIEFERUNGS-WÜRDIG.
Die nächsten 2 Tage ging gar nichts mehr mit unseren Beinen... Wir hatten zwar nicht locker gelassen und es wieder versucht, waren aber nach den ersten hundert Höhenmeter zu nix mehr zu gebrauchen und ich konnte ehrlich gesagt plötzlich die Berge nicht mehr sehen. Wahrscheinlich war es das Enzym ‚ignorier-endlich-den-Berg-für-ein-paar-Tage', welches fleissig in meine Beine ausgeschüttet wurde. Sozusagen ein Mountain-Burnout . Unsere iPhone-Wander-Statistik verrät uns, dass wir in den letzten 14 Tagen 172 Kilometer marschiert sind und dabei ziemlich genau 10'000 Höhenmeter aufwärts und wieder abwärts überwunden haben. Das war für uns Genuss und nicht ein Krampf, aber nun sollen auch unsere Beine wieder 'strahlen' können.
Wir beschliessen, uns nicht mehr von den Bergen in Versuchung führen zu lassen und packen zusammen. Unsere aktuellen Nachbarn werden es uns danken... Die Plätze waren eng und ihre Jodler-Musik aus dem Ghetto-Blaster definitiv zu laut! Da gabs noch wieder so eine stilvolle Morgen-Entdeckung... Wieder ein 'Bäärner'... - lustige Leute. Ging mit seinem Hund gassi morgens um 6 Uhr. Hatte seine Boxershorts verkehrt rum an... Innen war Aussen, das Grösse-Wasch-Schildli hing an seinem Füdli runter... warscheinlich wendet er jeweils sein Pijama-Hösli nach 5 Tagen auf die andere Seite .... Die Krönung waren jedoch seine sexy bis übers Knie hohen Stützstrümpfe, die er sicherlich eigentlich vor dem Spazierengehen noch abstreifen wollte, dies aber dummerweise vergessen hatte... ‚Nei aber au - da gseht mer Sache...'.
Der Campingplatz-Besitzer war auch so ein lustiger Kauz. Ein Deutscher, der wohl über den Sommer das grosse Business mit dem Campingplatz macht. Breiter als lang zwängt er sich morgens jeweils aus seinem Porsche Cayenne raus, um sich dann ultracool mackermässig langsam in sein Büro zu rollen, insbesondere, wenn schon viele Gäste vor der Tür stehen und endlich auschecken wollen... Dort wartet bereits provokativ neben seinem Bildschirm die Xenical-Tabletten-Grosspackung... Scheint, als hätte er die Berge rundherum bisher erfolgreich ignoriert - die wären besser als jedes Xenical-Pillchen, welches er sich wohl jeweils mit den Schoggi-Gipfeli (gemäss verdächtigen Spuren auf der Theke) zusammen runter drückt...
Die letzten Nächte wollen wir am Bodensee verbringen. Die Idee wäre, dort mal endlich einfach nur im Liegestuhl am See zu hängen und nix zu tun - was ja kaum klappen wird .
Da hatten wir wieder riesiges Glück - trotz Hochsaison und ausgebuchten Plätzen haben wir zufällig einen Platz auf dem schönen Campingplatz Buchhorn bei Arbon ergattert, direkt am See. Es stellte sich heraus, dass unser Platz eigentlich ein Not-Reserve-Platz ist. Wir stehen komplett schräg auf Wurzeln unter einem riesigen Baum, der unserer Satelliten-Schüssel keine Chance gibt, auch nur das kleinste Signal zu empfangen. Da wir abends aber auch gerne einfach gemütlich vor dem TV sitzen und genug bezahlen für die Plätze, muss ich da natürlich meckern gehen. Was tun, wenn sonst nix frei ist?? Zufälligerweise habe ich kurz zuvor eine Unterhaltung von einer Camper-Freunde-Gruppe mitbekommen, dass der eine nun doch noch abreist am Abend wegen dem Verkehr. Ich beobachte ihn mit Argusaugen... da muss nun doch Bewegung in die Sache kommen... Und tatsächlich schmeisst er wenige Minuten später den Motor an und ‚hötterlet' mit seinem Caravan-Anhänger davon. Ich hechte wie von einer Wespe gestochen an die Rezeption (sehe bereits neue ‚Häuser' anrollen..) und melde, dass wir auf Platz 19 wollen, der wurde soeben frei - nix mit 'keinen Platz mehr'. Zähneknirschend teilt uns die Lady um und wir erhalten einen graden, wurzelfreien Platz mit bestem Satelliten-Empfang. Camper müssen immer wachsam sein .
Wir parken also um und zielen mit unserem Wohnmobil kerzengerade in den Platz rein. Rechts und links von uns die restliche Camper-Crew, die scheinbar zusammen gehören (und eben ihren Kollegen verabschiedet haben). Beide stehen waagrecht im Platz mit ihren Wohnwagen, so dass jeder sein Vorgärtchen hat und die Kommunikation untereinander (und den Bier- und Salataustausch) reibungslos funktioniert. Und da kommen wir... und stellen uns breit grinsend und ‚kommunikationsunterbrechend' fadengerade mit unserem 7.5m-Wohnmobil wie eine Staumauer zwischen die beiden.... Uiiiiiiiiiiiih... diese BLICKE, als wir strahlend aus unserem Mobil aussteigen und unsere neuen deutschen Nachbarn freundlich begrüssen . Wir verstehen die Reaktion ja erst mal gar nicht... da kommt kein Hallo oder Grüezi zurück. Wir werden beidseitig von je 4 Köpfen rund um ihr Biertischchen einfach nur angestarrt. ANGESTARRRRT... Aber wirklich so richtig... Die kriegten Ihre Glubscher nicht mehr weg von uns, starrten uns unentwegt an während sicher 10 Minuten, bis wir unser Plätzchen eingerichtet haben. Ein blöder, noch völlig ahnungsloser Spruch von mir wie 'muss speziell spannend sein auf einem Campingplatz die seltene Situation zu beobachten wie andere ihr Plätzchen einrichten?' ist irgendwie ins Leere geprallt.... Wir brauchten noch ein Momentchen bis wir eben gecheckt haben, dass wir ihre Feng-Shui-mässige Nachbarschafts-Idylle komplett über den Haufen geworfen haben und zeitgleich in die Kategorie 'Feinde' eingeteilt wurden.
Tja, am Bodensee herrscht wieder eine andere Ambiente und Kultur. Die ‚Bewohner' sind nicht mehr unkomplizierte Wandervögel und Naturliebhaber. Da geht's um Status, Platzverteidigung, Schickimicki-Kleidung und ‚wer kann sich innert kurzer Zeit am Morgen am meisten Make-Up aufs Gesicht kleistern'. Also unsere Nachbarn zu unserer rechten Seite hätte ich ja allzu gerne fotografiert für euch. Aber das war mir dann doch ein bisschen zu gefährlich, ein solches Foto ungefragt auf dem Blog zu publizieren. Das war ein Wiedersehen mit der Familie Bundy LIVE!! Peggy and Al Bundi.... hihihi... Peggy zu allem übel einfach noch in blonder Version - aber sonst wirklich 100% Peggy... Am Morgen stöckelt sie mit ihrer blonden Mähne im türkisfarbenen, kurzen Frotte-Kleidli um den Wohnwagen, die Zigarette im Mund und beide Hände mit sonst was beschäftigt. Echt KÖSTLICH!!! Al Bundy zeitgleich am Tisch sitzend, leicht zerknittert mit einer Hand im Hosenbund (griiiiiiiiins), nicht wissend, was er mit sich genau anfangen soll...
Am nächsten Morgen scheint die Sonne, aber den Liegestuhl ignorieren wir trotzdem. Wir geniessen es, endlich mal direkt an der Skater-Strecke zu wohnen und nicht erst so weit fahren zu müssen. Wir steigen also auf die Rollen und geniessen einen Morgen-Skate entlang des Sees in Richtung Kreuzlingen und zurück. Nach einer ausgiebigen Mittagspause, die uns wieder Kräfte verleiht, sitzen wir nachmittags noch auf unser Bike und erkunden gemütlich den Bodensee in die andere Richtung. Das war ein Prachtstag, so ganz ohne Wanderstiefel.
Der Sonntag beginnt leider ziemlich ungemütlich kühl mit vielen grauen Wolken, Wind und etwas Regen. Da wir ja nur noch eine knappe Stunde von zu Hause entfernt sind, beschliessen wir, nach Hause zu fahren und ein paar Tage im schönen zu Hause zu verbringen. Es gibt einiges am Wohnmobil zu beanstanden, was noch unter Garantie gemacht werden sollte, bevor wir dann Ende August (sobald die Massen wieder zu Hause sind) endlich in Richtung Mittelmeer fahren. Somit beginnt nun wieder eine 2-3 wöchige Blog-Pause, aber ihr werdet auch in Zukunft nicht 'verschont'...
Herzlichst
Alex & Andrea
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