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Botswana - 10 unvergessliche Tage im Okavango Delta sowie im Chobe Nationalpark
Nach der Anreise aus Zürich verbringen wir die Nacht auf Freitag in Johannesburg in einem charmanten kleinen Hotel, wo wir die einzigen Gäste waren und entsprechend umsorgt und verwöhnt wurden. Am nächsten Morgen lassen wir unser Gepäck am Flughafen verschliessen, da für Botswana nur kleinste Taschen erlaubt sind, die auch mit den Kleinflugzeugen mitgeführt werden können. Ein kurzer Flug von 1.5h führt uns nach Maun, dem grössten Flughafen in Botswana. In der kurzen Schlange an der Passkontrolle stellen wir fest, dass noch ein paar weitere Schweizer das Abenteuer Botswana in Angriff nehmen. Anschliessend werden wir auf 2 Kleinflugzeuge mit je 9 Passagier-Plätzen verteilt, die jeweils wie Linienbusse in der Schweiz die verschiedenen Airstrips mehrmals täglich anfliegen (ja das ist sowas wie die fliegende VBZ - das wär doch mal was in Züri - oder anstelle der S-Bahn…).
Unser ‚Schnäpperli' scheint der Bummel-Bus zu sein, wir fliegen noch andere Airstrips an und müssen erst beim 3. Stopp aussteigen. Kurz vor der Landung am 2. Airstrip sehen wir eine grosse Rauch-Wolke ca. 50 Meter neben der Lande-Holper-Piste. Wir kreisen über dem Rauch und stellen schockiert und betroffen fest, dass dies die andere Maschine ist, die gleichzeitig wie wir in Maun gestartet ist. Das Flugzeug lag zerschellt am Boden und befand sich im Vollbrand. Weit und breit nichts… Kein Haus, keine Stadt, keine Feuerwehr…. Nur Elefanten und einige Leute die angelaufen kamen (von woher auch immer, die sind wohl aus den Bäumen gefallen). Ganz tiefe Betroffenheit macht sich breit, insbesondere auch bei unseren Piloten. Wir konnten zuerst nicht landen, da die Gefahr, dass der Flieger noch explodieren könnte, einfach zu gross war.
Dieses Ereignis sitzt uns auch heute noch immer in den Knochen. Die einen setzten den geplanten Urlaub fort, die anderen sind 30 Minuten später tot. Wie schnell kann das Leben vorbei sein? Spürt man das irgendwie kurz zuvor? Wer entscheidet, wann wir gehen müssen? Ist es wirklich nur Zufall wer lebt und wer nicht? Oder gibt es doch so was wie ein im Voraus bestimmtes Schicksal das für uns bestimmt ist? Ich habe vor einigen Jahren mal ein Buch über die Palmblatt-Bibliothek in Indien gelesen. Ich verspüre den Drang dem Thema mit Büchern nochmals nachzugehen…
Moremi Game Reserve
Sanfte, abwechslungsreiche Parklandschaften mit Lagunen, Waldinseln und bemerkenswertem Artenreichtum prägen das Moremi Wildschutzgebiet. Wir bleiben für 2 Nächte in einem einfachen Camp und übernachten in einem Zelt direkt an einem kleinen Wassertümpel. Die Hippos rauben uns in der Nacht den Schlaf mit ihrem Gepuste und Grunzen in geschätzten 10 Meter Entfernung. Aber es ist ein einmaliges Erlebnis so im Zentrum der Natur zu sein. Wir werden jeweils um 5.30Uhr geweckt, nach einem Kaffee und einem Müsli zur Stärkung geht es mit dem Ranger Morgan jeweils auf Pirsch. Morgens sowie am späten Nachmittag sind wir je 4-4.5h in einem offenen Geländewagen unterwegs. Wir sehen die ersten Elefanten, Löwen, Hippos, Krokodile, Leoparden, Hyänen, Giraffen (unsere Lieblings-Tiere) und viele Vögel - die uns völlig faszinieren.
Wir haben unseren Ranger Morgan in einer ruhigen Minute gefragt, wie er dazu gekommen ist, Ranger zu werden. Das war eine sehr ehrliche, aber lustige Geschichte. Sein Bruder war schon Ranger und das Safari-Unternehmen suchte dringend nach einem zusätzlichen Fahrer. Da Morgan den Führerschein besass und keinen Job hatte, meldete er sich. Er hatte grosse Angst vor allen Tieren, aber er dachte sich, er müsse ja nur fahren. Bis er abends ganz alleine in seinem Zelt sass und vor lauter Panik die ersten Wochen keine Sekunde schlafen konnte J. Er holte den Schlaf dann jeweils tagsüber in ‚Sicherheit' während der Siesta-Time nach. Wir haben nur ungläubig den Kopf geschüttelt - nicht mal wir hatten wirklich Angst, auch wenn die Geräusche nachts schon unheimlich sind. Was ist nun die Moral von dieser Geschichte? Fühlt euch NIEMALS in Sicherheit, nur weil scheinbare Experten/Ranger/was auch immer, euch auf einer Reise begleiten. Womöglich haben die mehr Angst als ihr selbst .
Zwei Tage später sind wir mit einem Kleinflugzeug noch etwas tiefer ins Delta rein geflogen. Nach dem Moremi Wildreservat war unsere nächste Station ein privates Wildreservat, etwas weniger spektakulär. Die Vegetation war sehr viel trockner und weniger Abwechslungsreich, der Tierreichtum bei weitem nicht so umfassend wie im Moremi. Dies führte sogar so weit, dass uns der dortige Ranger namens ‚Gift' an einem Tag ganz verzweifelt versuchte, die Eichhörnchen als spektakuläre Wesen zu vermarkten hihihi… Das alles, weil er halt grad mit keinen Löwen und Leoparden auftrumpfen konnte. Ein weiterer kurzer Flug brachte uns ins Nxabega Camp, ebenfalls in einem privaten Wildreservat. Da war schon nach der Landung für uns wieder Action angesagt. Die Fahrt zum Camp dauerte gut 2 Stunden über äusserst holprige, sandige Rüttel-Pisten. Von weit her sah man bereits viel Rauch in der Luft. Es dauerte nicht lange und wir fuhren frontal auf die teils stark lodernden Busch-Brände zu. Die Strasse führte direkt hindurch, eine andere Route gab es nicht. Für uns hiess das: Tuch vor Mund und Nase, um eine Rauchvergiftung zu verhindern oder zumindest zu minimieren, einmal laut beten, Augen zu und durch. Glücklicherweise folgte nach ca. 150m eine kleine Brücke über ein Flüsschen, so konnten wir den Buschbrand hinter uns lassen. Die Strasse war sandig und genügend breit, so dass die Autopneus das ganze Abenteuer auch überstanden haben. Nicht auszudenken was passiert wäre, hätte das Auto mitten im Brandherd eine Panne gehabt oder wenn die Pneus geschmolzen wären…
Nach den besagten 2 Stunden sind wir dann ziemlich ‚smoked', müde und erschöpft im Camp angekommen. Nach einer weiteren Safari am Nachmittag war uns nicht zu mute - wir haben die Stunden einfach so für uns im Camp genossen.
Die Camps müsst ihr euch so vorstellen: meist umfasst ein Camp 4-10 Zelte (mobile oder fixe), die sehr weit auseinander liegen, damit jeder seine Privacy hat. Dann gibt es irgendwo in der Mitte ein Hauptcamp wo gemeinsam gegessen wird. Die Camps sind in keiner Weise von der Tierwelt abgegrenzt. Das heisst, Elefanten, Löwen, etc. können jederzeit das Camp besuchen und frei herum laufen. So gilt auch die strikte Anweisung, tagsüber extrem vorsichtig zu sein, wenn man sein Zelt verlässt und sich gut umzusehen. Für den Notfall haben wir ein ‚Alarm-Horn' (nun ja, ob da wirklich jemand zu uns kommen würde in einem Tier-Notfall wäre höchst fraglich nach unserer Geschichte mit Morgan, dem Schiss-Hasen hihi). Nachts ist es komplett untersagt das Zelt zu verlassen.
Nun, am ersten Abend beginnt es gegen 21 Uhr zu regnen und alle werden in ihre Zelte begleitet. Wir freuen uns auf einen tiefen, erholsamen Schlaf nach dem ereignisreichen Tag… Es dauert so ungefähr 30 Minuten bis es mit der Ruhe vorbei ist: es setzt kräftiger Wind ein, welcher quer durch unser Zelt fegt und alles in Bewegung setzt. Dazu muss man vielleicht wissen, dass Andrea ein ziemlich spezielles Verhältnis zu Wind hat: woher die Angst auch immer kommen mag, sobald sie nur schon unter einem Sonnenschirm liegt, der sich etwas im Wind hin- und her bewegt, kriegt sie fast einen Herzinfarkt. Gut. Jetzt könnt ihr euch vorstellen, wie sich Andrea gefühlt und verhalten hat bei dem Wind im Zelt…. Auch da galt wieder ein Stoss-Gebet, dass das Zelt wenigstens hält. Wir wussten, hinter uns in der stockdunklen Nacht sind die Elefanten und Löwen, vor uns im sumpfigen Gebiet laufen die Hippos und Krokodile zu Hochtouren auf. Wir haben die Nacht überstanden, trotz heftigsten, nie-enden-wollenden Blitz, Donner, Wind und Regen - das Zelt zum Glück auch. Der Camp-Leiter meinte am nächsten Tag, so einen Sturm hätte er in den 3 Jahren, die er in Botswana ist, noch nie erlebt (wir haben es vermieden ihn zu fragen, ob er sich letzte Nacht wohl gefühlt hatte).
Am nächsten Tag haben wir erstmal genug vom Action-Programm. Und wir ziehen die ‚Smallest 5' den ‚Big 5' für einmal vor. Wir machen einen Boots-Ausflug auf einem Mokoro (Einbaum-Boot) und gehen mit der Kamera auf Mini-Fröschli-Jagd. Das war ganz erholsam!
Chobe-Nationalpark
Leider fühlte sich Alex am Reisetag elend. Akutester Reisedurchfall, Kopfschmerzen und Übelkeit begleiten ihn schon am frühen morgen. Nicht unbedingt eine ideale Voraussetzung, um wieder in einen kleinen Flieger zu steigen. Aber auch da schiesst uns wieder der Unfall vom Anreisetag durch den Kopf und Alex meinte nur: Was ist schon krank sein - wir könnten genau so gut seit 8 Tagen tot sein. Wie Recht er hat. So erträgt sich auch die Traveller-Sickness sehr viel leichter.
Alex war also out-of-order und Andrea machte sich mit Ranger und Klein-Gruppe alleine auf Pirsch. Witzigerweise sind uns im Chobe-Park nur noch weibliche Ranger begegnet (hat das was mit Mut zu tun?). Die sind dafür nicht mehr ganz so charmant und soft wie ihre männlichen Kollegen. Als Andrea sich in das Safari-Auto begibt, wird sie erstmal angekeift: Do you come alone??? Yes, sorry… Who are you? Your name please! Oh.. my name is Andrea Frentzel. FRENTZEL! This is not your car. You are in the wrong car! Huuuu…. Da herrscht ein anderer Wind bei den Ladies .
Der Chobe Nationalpark ist wunderschön. Wieder komplett anders als alles was wir zuvor gesehen haben. Die Vegetation, die Farben der Landschaft, alles war wieder ganz neu. Die Lage unseres Camps direkt am Chobe-River war einmalig. Vis-à-vis auf der anderen Fluss-Seite Namibia. Und da alles stark ausgetrocknet ist, versammelt sich die ganze Tierwelt unten am Fluss. Klar ist es immer schöner, Erlebnisse teilen zu können. Aber Andrea hat alles, was es zu sehen gab, mit der Kamera festgehalten, um abends Alex zu rapportieren, wenn er dann mal in wachem Zustand war…
Nach zwei weiteren Tagen hiess es, von Botswana definitiv Abschied zu nehmen. An unserem Abreisetag war dann Alex endlich wenigstens wieder transportfähig und auf dem Weg der Besserung. Wir wurden mit dem Auto abgeholt und an die Grenze zu Zimbabwe gebracht, wo wir uns die Victoria-Fälle anschauen wollten. Da standen wir 2.5h im absolut unorganisierten Chaos in der brütenden Hitze unter einem Plastik-Zelt um für das Visum anzustehen. Details dazu wollen wir euch nicht ganz ersparen. Wir bewundern den Durchhalte-Willen und Fleiss der Immigration-Angestellten, wie sie es schaffen, dieselben Informationen zu EINEM traveller ca. 5x neu auf ein Zetteli zu schreiben, jeder schreibt das erhaltene Zetteli wieder von neuem auf ein neues Zetteli ab und der allerletzte in der Reihe schreibt dann unsere Passinformationen vom letzten Zetteli auf ein kleb-taugliches Zetteli, welches er mit viel viel Mühe und Geduld mit seinen Fingernägel versucht von der Schutzfolie abzuziehen, um es dann schlussendlich in unseren Pass zu kleben. Ende gut alles gut - ein Zetteli wird zum Kleberli. UFFFFF….!
Zimbabwe - Victoria Falls
Wir beschliessen nach unserer Ankunft den Tag in Ruhe ausklingen zu lassen, damit Alex sich noch ganz erholen kann. Die Hitze draussen ist einfach zu brütend, um nicht einen Hitzeschlag zu provozieren. Wir wagen uns gegen Abend noch ganz kurz vor das Hotel, um uns wenigstens ein bisschen die Beine zu vertreten. Die Gegend da ist aber sehr arm und innert kürzester Zeit schleichen ein paar sehr dunkle Gestalten auf uns zu. Sie haben sehr schnell realisiert, dass wir wahrscheinlich kein Geld dabei haben (keine Taschen, keine Hosentaschen), also wollten sie auf ziemlich aggressive Art und Weise an Andrea's wunderful Trekking-Schuhe ran. Die Leute wollen ihre Währung, die nichts mehr wert hat (wir sahen z.B. ein 20 Millionen-Nötli), einfach gegen alles eintauschen, was ihnen allenfalls etwas mehr bringen könnte. Wir entscheiden uns dann ziemlich einstimmig, fast schon im Galopp besser wieder ins Hotel zurück zu kehren - MIT unseren Schuhen an den Füssen.
Am nächsten Morgen ist Alex wieder ganz gesund und wir machen uns bereits um 6.15Uhr auf den ca. 10-15minütigen Fuss-Marsch zu den Victoria-Falls. Netterweise begleitet uns da ein Security vom Hotel auf dem Hinweg. Die Fälle sind wunderschön, ganz besonders so früh am Morgen wenn noch keine Leute da sind. Ausser 6,7 anderen Touristen war kein Mensch da, und wir konnten die Morgenstimmung in aller Ruhe geniessen.
Nachmittags sind wir dann bereits wieder zum Flughafen gefahren. Mit der Landung in Jo'Burg endet der vororganisierte Teil unserer 2monatigen Reise. Wir haben eine unvergessliche Zeit erlebt mit vielen bleibenden Ereignissen. Nun freuen wir uns über unsere wiedergewonnene ‚Freiheit', die Tage nach unseren Vorstellungen flexibel gestalten zu können. Es liegen noch 6 Wochen mit Mietwagen vor uns und wir haben demnächst sicher bereits einiges aus Südafrika zu berichten.
Herzlichst Alex & Andrea
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Andrea Euer Blog liest sich wie ein tolles Buch, ihr solltet mal überlegen vielleicht eine Biografie aus Euren Reiseerlebnissen zu machen "die Frentzels wie sie leben uns lieben" oder so "Abenteuer Aussteiger", kommt sicher gut! Ich bin jedenfalls Fan Eures Blogs und freue mich schon auf weitere spannende Story's rund um ALAN :-) GLG und bis Bald, melden uns jetzt dann auch mal für 3 Wochen ab :-) Knutsch Euch
Brünu S Hallo zusammen Ich lese immer wieder eure Einträge. Schön dass sich der Schritt in die "Frühpension" gelohnt hat...;-) Greets Brünu