Unsere Reise geht weiter ...

Zwei spannende Monate haben wir zu Hause verbracht, natürlich mal wieder ganz anders als ursprünglich geplant. Wie viele von euch wissen, haben wir unsere Lernfähigkeit und Eignung spontan während 1,5 Monaten in einem Restaurant getestet. Natürlich nicht irgendein Restaurant... Nein, der ‚alte Emmersberg' - auch bekannt als ‚Nams' Thai-Restaurant in Schaffhausen, ist eines der schönsten Garten-Lokale überhaupt. Und wer die thailändische Küche mag, wird nach dem ersten Besuch immer wieder kommen.

Nach 7 Wochen Service, Barkeeping, Rüebli rüsten und Teller waschen, sind wir wieder vollbepackt mit neuen Eindrücken, Erfahrungen und vielen tollen Begegnungen mit Gästen. An dieser Stelle auch nochmals ein herzlichstes Dankeschön an unsere Freunde und Familien, die uns fast alle besucht und damit einen wichtigen Anteil zur Umsatzsteigerung beigetragen haben. Auf euch kann man sich verlassen - das ist super!

An unserem letzten Arbeitstag im Restaurant war dann auch endlich unser vorbestelltes Wohnmobil abholbereit. Was für eine Freude - das lange Warten seit Februar hat ein Ende - endlich haben wir unsere Ferienwohnung und Privatbeizli auf Ränder vor unserem Haus.

Die zulässige Auslastung unseres ‚Womis' von max. 3.5 Tonnen haben wir definitiv grosszügig erreicht. Die Toleranz-Grenze von zusätzlichen 100kg haben wir sicher auch in Anspruch genommen. Soviel zu unserer Aussage in Neuseeland, ‚es isch soooo coool nöd viel debii z'ha'... Tja, ist der Platz vorhanden, wird für alle Eventualitäten und Weltkriege fleissig gepackt .

Das Gefühl, unserem Zuhause für 3-4 Monate wieder tschüss zu sagen und einfach loszudüsen ist unbeschreiblich schön... Kein Stress, keine Hektik - mal schauen, wohin es uns zieht. Das ist Lebensqualität, welche wir auch nach über einem Jahr ‚nicht-angestellt-zu-sein' tagtäglich sehr bewusst schätzen. Nun sind wir wieder unterwegs. Wohin es uns überall treiben wird, wissen wir noch nicht - wir lassen uns einfach mal überraschen. Unsere erste Destination heisst auf jeden Fall

Austria

... das ist bestimmt vernünftiger, als gleichzeitig mit geschätzten 8 Millionen Familien in Richtung Mittelmeer zu stürmen. Das Meer erwartet uns dann, wenn alle anderen wieder zu Hause sind . Unser Nachbarland ist definitiv auch eine längere Entdeckungsreise wert. Hat es doch nebst top Skifahrer auch schönstes Bergpanorama, viel Natur, schöne und geschichtsträchtige Städte, vor allem auch eine gute Küche und leckere Weine zu bieten.

St. Anton / Pettneu
Unsere erste Destination heisst St. Anton am Arlberg. Im Internet hab ich uns da ein scheinbar wunderschönes Plätzchen mit rundum-Alpenblick gebucht. Meine romantischen Vorstellungen über diesen vermeintlich wunderschön-perfekten Platz habe ich nach unserer Ankunft rasch in den Himmel geschossen. Die Berge sind wunderschön - ja. Jedoch parken wir direkt unter der Hochspannungsleitung zwischen Autobahn und Güter-Bahnlinie... Pufffff.... Träume sind Schäume. Wir sind wohl etwas eingerostete Camper. Übung macht den Meister, wir werden hoffentlich bald wieder in den richtigen ‚find-die-perfekte-Wohnlage'-Modus schalten können.

Unsere ersten 24h im Camper bringen auch sonst noch so einiges Unvorhergesehenes mit. Mit viel Liebe, Strategie und planerischen Fähigkeiten haben wir unser Cämperli eingeräumt, dachten: allllles hat seinen perfekten Platz. Geht's von der Planungsphase jedoch in die Praxis über, fällt schnell auf, dass das so nicht klappt. Jeder noch so kleine Kugelschreiber am falschen Platz ist einem echt im Weg - hihi, es bedarf auch hier wieder eine Aufwärmphase von 250qm Wohnfläche auf 6.5qm runter zu schrauben. Aber nix kann unser wiedergewonnenes Freiheitsgefühl dämpfen.

Das Wetter ist schlecht am Arlberg. So entscheiden wir am nächsten Morgen nach einem gemütlichen Frühstück weiter zu fahren. Wir machen Halt in Innsbruck, eine Stadt, die wir beide nicht kennen und uns auch dazu dient, noch ein paar fehlende resp. den Ersatz von unbrauchbaren Gegenständen für die Küche zu kaufen (u.a. hat sich leider das unschlagbare Top Angebot vom super-günstigen-Qualitäts-Pfannen-Set, welches mich so begeistert hat, als absolut unbrauchbar erwiesen... ).

Wir sind NICHT mehr in Neuseeland. Das haben wir ganz schnell bemerkt. Mal so schnell locker mit einem 7.5m-Womi durch Innsbruck kurven und naiv auf einen Parkplatz zu hoffen, ist wohl ebenso dämlich wie zu denken, der Blick in die Alpen verspricht automatisch auch Ruhe auf dem Campingplatz . Aber wir lassen uns ja nicht so schnell aus dem Konzept bringen. Nach erfolgreich platzierter Wohnung ‚etwas' ausserhalb vom Stadtzentrum machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt, geniessen einen kleinen Lunch und schlendern an all den hübschen Caféhäuser vorbei. In einem kleinen, feinen Haushaltswaren-Geschäft machen wir halt und suchen nach Eierbecher, die wir leider zu Hause vergessen haben. Rasch werden wir fündig - beim Kinderbesteck. Wir lachen uns schräg ab den witzigen Eierbecher, führen uns auf wie Kinder und freuen uns diebisch auf den kommenden Morgen mit 4-Minuten Ei... (siehe Foto).

Kitzbühel
Nach unserer Mini-Shoppingtour fahren wir weiter nach Kitzbühel. Der mondäne Wintersport-Ort ist im Sommer nicht ganz so überfüllt und durchaus eine Reise wert. Aber leider nur mit d*** tem Geldbeutel. Der Campingplatz kostet pro Nacht unverschämte 40 Euro, von der Schnellstrasse und der Güterzug-Bahnlinie in 200m Distanz wollen wir jetzt mal gar nicht sprechen...

Das Wandergebiet ist riesig und sieht spektakulär aus. Doch das Wetter macht uns auch hier einen Strich durch die Rechnung und zwingt uns zu einem weiteren, gemütlichen Schlender-Tag. Wir laufen immerhin vom Campingplatz in die Altstadt von Kitzbüehl, geniessen einen Cappuccino in der Fussgängerzone und beobachten die vielen Porsche-Fahrer und Botox-Ladies beim Shopping-Stress. Gegen Mittag werden die Wolken am Himmel wieder rabenschwarz und das nächste heftige Gewitter steht definitiv kurz bevor. Leider sind die Wetteraussichten für die nächsten 3 Tage auch nicht besser, so packen wir unsere Sachen wieder zusammen und fahren in Richtung

Salzburg
... langsam klappt es wieder mit der Intuition für den ‚richtigen' Campground. Wir finden einen schönen Platz 5km von der Altstadt entfernt an einem Waldrand. Nix Autobahn, nix Hochspannungsleitung, keine Güterzüge - Ohh..... Freude herrscht! Und das Ganze zu einem fairen Preis von 19 Euro in der Hochsaison. Geht doch auch so, liebe Kitzbüheler.

Ein Alternativprogramm bei Schlechtwetter ist für mich immer schnell gefunden. Am Nachmittag beschäftige ich mich in unserer Mini-Küche mit köcherlen. Macht halt auch auf kleinem Raum Spass! Heute gibt's ein langsam gegartes Kalbsnüsschen (in einer neuen Pfanne !) - das Endresultat am Abend ist ein feines, saftig zartes, hausgemachtes Vitello Tonato - eine von Alex' Lieblingsspeisen. Lecker...

Der nächste Tag beginnt immerhin trocken, wenn auch d*** und dunkel wolkenverhangen. Wir beschliessen, die trockene Phase zu nutzen und unsere eingerosteten Beine mal wieder auszuführen. So laufen wir 5km entlang der Salzach vom Campground bis in die Altstadt von Salzburg und später am Nachmittag wieder zurück. Eine wirklich schöne Stadt, die nebst architektonischer Schönheit auch wunderbare Cafés und Restaurants zu bieten hat. Die trockene Phase war von kurzer Dauer und der nächste Tag beginnt mal wieder mit 10Grad und starkem Regen. Nach einigen Einkäufen fahren wir weiter ins unweite Salzkammergut mit seinen 76 Gebirgsseen. Die Gegend ist Naturschönheit pur wie aus dem Märchenbuch. Mit ein biiiiisschen Sonnenschein und etwas weniger Nebel-Regen würden wir das sogar erkennen. Wir lassen uns in/am Mondsee nieder. Auf dem Campground kriegen wir einen herrlichen Standplatz direkt am See. Wenn schon Wasser, dann nicht nur von oben... Mondsee liegt unweit von Thalgau, wo Judith (eine ehemalige Arbeitskollegin von Andrea) und Wolfgang leben, mit denen wir uns für den Abend verabredet haben. Wir werden auf unserem Campingplatz abgeholt und die beiden kochen für uns ein leckeres Abendessen. Überraschenderweise zeigt sich abends für einen längeren Augenblick die Sonne. So nutzen wir die Gelegenheit und machen einen schönen Spaziergang um einen der Seen und die beiden zeigen uns im Anschluss noch so ein paar Highlights der Region. (z.B. Bad Ischl mit der Kaiservilla von ‚Sissi'. Oder der Ort/See ‚Fuschl' mit dem imposanten Hauptsitz von ‚Red Bull').

Nach diesem schönen und gemütlichen Abend zeigt sich der Himmel über Österreich am nächsten Morgen wieder von der allerhässlichsten und kältesten Seite. Wir beschliessen ganz spontan, dass wir das nicht länger dulden, räumen zusammen und machen uns auf die

Flucht nach Italien ins Südtirol
Nach rund 300km via Brenner und etwas Geduld (wir haben natürlich nicht realisiert, dass es Samstag ist und vermutlich diverse Kantone und Bundesländer Ferienbeginn haben...) erreichen wir via Bozen Meran. Schönes Wetter und knapp 30 Grad! Da fühlen wir uns doch gleich 300% lebendiger. Mit etwas Glück haben wir einen Stellplatz in Algund 2km von Meran entfernt auf einem neueren Campingplatz gefunden. Umringt von wunderschöner Berglandschaft wohin man auch schaut, entweder Reben oder Apfelbäume, welche die Hänge zieren. Es ist einfach eine fantastische Gegend! Sanft-mediterranes Flair vermischt sich mit urchiger Bergwelt. Wo auch immer man sich grad befindet, es gibt sicherlich im Umkreis von 200m einen Wanderweg sowie eine Beiz, die auf uns wartet (ebä, de Himmel uf Erdä..).

Am Sonntag laufen wir nach dem Frühstück entlang des Algunder-Waalweges bis nach Meran. Ein Waal ist so ein schmaler Mini-Bach, der durch die Fruchtplantagen und Rebhänge verläuft und zwecks Bewässerung angelegt wurde. Hier im Südtirol gibt's diese Waale beidseits der Hänge. Es wurden zahlreiche Wege entlang dieser Waale angelegt und so kann man bis zu 20km oder sogar mehr durch Frucht- und Rebhänge laufen, immer mit tollstem Panorama-Blick. Wunderschön! Überall hat es wieder Picknick-Bänkli oder kleine Restaurants auf dem Weg. Angekommen in Meran verbringen wir den späten Vormittag mit einem Spaziergang durch die Lauben-Gassen und geniessen später einen leckeren Fisch vom Grill.

Wir sind im Südtirol wieder da angekommen, wo wir uns wirklich wohlfühlen. Schönes Wetter, wunderschöne Wanderungen, freundliche und aufgestellte Menschen, feines Essen und leckere Weine. Wir unterbrechen unsere Reise mit ständigem Ortswechsel und beschliessen, nun einfach hier zu bleiben, bis wir keine Lust mehr haben - 'Mission Österreich' ist somit auf Eis gelegt, die kriegens mit der Sonne ja irgendwie einfach nicht hin.

Wir verschieben uns mit dem Camper nach den ersten 5 Tagen nach Saltaus im Passeiertal. Nur gerade 9 Kilometer entfernt von Meran, aber in einem ganz anderen Tal. Den Umzugstag nutzen wir für einen Vormittag in Bozen. Kaum zu glauben, aber in Bozen hat es ein eigenes Parkhaus für Wohnmobile und Busse. Während all die Auto-Parkplätze schon komplett besetzt sind, fahren wir gemütlich ins Camper-Parkhaus und können uns den Platz aussuchen. Ja, dass es hier so was gibt, das wissen wohl die wenigsten. Auch so eine herrliche Stadt mit wunderschönen Plätzen zum Verweilen und Schlendern in den Lauben-Gassen. Wir steuern ein weiteres Mal direkt ein Haushalts-Geschäft an. Eine Backform muss her - das Backen im Camper-Öfeli hat sich auch sehr bewährt. Leckere Gerüche verbreiten sich da regelmässig in unserer Riesen-Wohnung.

Zum Lunch fahren wir nach Eppan an der Südtiroler Weinstrasse. Wir sassen vor 5 Jahren zum ersten Mal im Gasthaus Bad Turmbach im Garten und haben diesen tollen Platz nicht mehr vergessen. Das ist ein echtes Paradiesli! Damals waren wir im April zu Gast, als all die Obst-Bäume in voller Blüte standen. Aber auch jetzt Mitte Juli lässt es sich im Schatten der Obst-Bäume auf der saftig grünen Wiese bei frisch gebratener Bachforelle und einem guten Südtiroler Sauvignon vorzüglich geniessen.

Der erste Tag in Saltaus beginnt mit grauem, unfreundlichem Wetter. In die Berge zieht es uns deshalb nicht und wir beschliessen einen frühmorgendlichen Walk nach Meran. Bis ins Zentrum sind es knapp 10km. Der Maiser Waalweg verläuft oberhalb des Flusses Passer und führt mehrheitlich durch Wälder, mitten durch Obstplantagen oder unter Reblauben hindurch. In Meran angekommen, machen wir uns mal wieder auf die Suche nach einem Internet/Mobile-Shop. Das Thema ‚Wireless' und ‚SIM-Karte' braucht bei uns leider in jedem Land wieder von Neuem mindestens zwei Anläufe. Entweder kaufen wir jeweils eine SIM von einem Anbieter, der kaum eine vernünftige Netzabdeckung bietet oder dann funktioniert unser blödes Wifi-Kästchen nicht. Das kostet uns mal noch den letzten Nerv und irgendwann bestimmt auch den letzten Euro haha (damit wir an dieser Stelle auch wieder mal so richtig ‚geklönt' haben)...

Nach einem feinen Lunch beschliessen wir, den ganzen Weg wieder zurück zu laufen. Die Idee war nicht ganz soo gut, denn aufgrund des schlechten Wetters am Morgen trage ich lange Jeans aus dickem Stoff, die erst noch ziemlich eng sind. Nachmittags steigt das Thermometer jedoch wieder auf über 30 Grad und der Rückmarsch war wirklich eine schwitzig-klebrig-anstrengende Sache, die meinen Zuckerspiegel in den Keller fallen liess und mich kurzzeitig in eine ziemlich ‚ranzige' Laune versetzte. Aber mein lieber, geduldiger Ehemann hat mir meine ‚mentale Störung' glücklicherweise rasch verziehen. Ich hab dann am Abend einfach grad die neue Backform eingeweiht und uns einen herrrrrlichen Hackbraten gemacht. Mhhhh... da vergisst man sämtliche Lauf-Strapazen und Launen.

Wir bleiben nun noch bis Anfangs August im Passeiertal und geniessen möglichst viele der zahlreichen Wandermöglichkeiten (natürlich inkl. der Almen und Jausenstationen). Das Wetter verspricht ab Morgen wieder durchgehend schönstes Sommerwetter - so wie es sich die Südtiroler halt gewohnt sind.

Euch allen wünschen wir eine schöne Zeit und senden euch viel Sonnenschein in die Schweiz,

herzlichst Alex & Andrea