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Das Südtirol macht Lust auf monatelanges Bleiben ...
.. aber wir wären ja nicht Alex und Andrea, würden wir wie im letzten Blog angekündigt wirklich bis anfangs August am selben Ort bleiben . Nach 5 Nächten in Algund bei Meran, tuns nun 7 Nächte in Saltaus im Passeiertal ebenfalls und es wird für uns wieder höchste Zeit, andere Gipfel bei Sonnenaufgang zu sehen und unser Grillfleisch bei neuen GPS-Koordinaten auf den Rost zu legen.
In den letzten sieben Tagen haben wir viele tolle Touren unternommen. Und jedes Mal wenn wir nach ein paar Stunden ‚keuchend-und-ausser-Atem -irgend-einen-elend-senkrecht-aufsteigenden-Berg' erklommen haben und später erschöpft wieder bei unserem WoMo angekommen sind, haben wir uns versprochen den nächsten Tag gaaaanz easy zu gestalten und auf gar keinen Fall wandern zu gehen. Als wir jeweils fast auf allen Vieren unser Zuhause erreicht haben, machten wir uns auf direktem Weg in unseren tiiiiief entspannten Mittagsschlaf. Nach einer kurzen ‚Wieder-Wach-Werde-Phase' und der Menübesprechung fürs Dinner, hat Alex natürlich sogleich regelmässig die gefürchtete Wanderkarte ausgepackt und sich neue Fiesheiten für den nächsten Tag ausgedacht . Mein Mann foltert mich über sämtliche Südtiroler Hügel!!! Hätte ich DAS nur früher gewusst
. Meine Antwort und Strafe für diese Bosheiten heisst D_I_Ä_T. Fertig mit den täglichen Weinflaschen die unsere Glas-Recycling-Statistik in die Top-Liga katapultierte, fertig mit den Kohlenhydrat-Schlemmereien - Nun wird abgespeckt
.
Wir wollen euch nun nicht mit Details zu den Wandertouren langweilen. Oder noch schlimmer mit Diät-Menüs belästigen. Was wir aber einstimmig sagen können, die ‚Marende' (leckeres Käse- und Speck-Platterl) auf einer Alm nach getaner Arbeit, ist einfach der schönste Lohn (soviel zum Thema Diät, aber ohne Brot sind wir schon fast wieder dabei-je nach dem an welchen Diät-Papst wir uns halten, wir machen das situativ hihi)!
Nun wie ihr wisst, hat uns das Camping-Fieber bereits in Neuseeland gepackt. Eigentlich ist es nicht viel anders in Europa. Nur dass wir uns des Öfteren fragen, wo wir eigentlich sind. Auf jedem Campingplatz gibt's vielleicht 1,2 CH-Fahrzeuge. Alle Anderen sind ausnahmslos Deutsche oder Holländer. Faszinierend... Keine Engländer, keine Franzosen, keine sonstigen Europäer. Nur Deutsche und Holländer. Aber wirklich die Angenehmen. Mit oder ohne Kinder, sicher aber alle wanderbegeistert. Das einzig Mühsame ist die tägliche Beleidigung fürs Auge am frühen Morgen. Da sitz ich (immer noch als Earls Bird) frühmorgendlich mit Kaffee und Zigarette draußen und genieß die Ruhe und die Schönheit der Natur. Was aber zu dieser Zeit alles aus den Wohnmobilen oder dem Zelt kriecht, ist unter ‚jeglicher Sau'. Tut mir echt weh... Also wirklich, die Leute haben null Scham, geschweige denn Sinn für Ästhetik. Es gäbe doch wenigstens schöne Calida-Pijamas - wenn's denn sein muss. Aber nein... insbesondere sämtliche Herren ab 50+ (was durchaus noch ein sehr attraktives Alter sein könnte, hätte man frühzeitig begonnen sich mit der regelmässigen Fassaden-Renovation oder zumindest -Erhaltung zu beschäftigen hihi), schlendern in Unterwäsche welche sie ganz sicher von ihren Urgross-Onkels geerbt haben (und sicher schon so einige Geschichten erlebt haben), über die schönsten Wiesen-Plätze. Kaum zu fassen..... Täglich ein echter Schandfleck. Ein sogenannter ‚Nicht-Hingucker'
. Aber lassen wir das... Eines müssen wir euch noch gestehen. Fehlender Stil färbt mit der Zeit zumindest etwas ab. So gehören wir zwischenzeitlich auch zu den Adiletten-Träger - man mag es kaum glauben. Nicht sehr sexy (meine sind immerhin hellblauJ) aber wir beugten uns, sie sind praktisch!
Nun ist es also wieder so weit. Wir brechen zum nächsten Ziel auf in die Dolomiten, genauer nach
Völs am Schlern - Seiser Alm
Den imposanten Schlern haben wir noch zu gut in Erinnerung. Vor fünf Jahren haben wir unsere Pfingst-Ferien im Eisacktal in Feldthurns verbracht und dabei einen Tagesausflug auf die Seiser Alm unternommen. Wir stiefelten damals den ganzen Vormittag auf der schönen grossen Alm herum, aber irgendwie war uns diese Betätigung damals in unserem jugendlichen Leichtsinn noch nicht genug. Kurz vor Mittagszeit beschlossen wir spontan noch ‚rasch' auf den Schlern zu stiefeln und auf der anderen Seite wieder runter zu laufen. Die Wanderzeit (nur auf den Berg) war immerhin nochmals mit 4,5h angegeben, was uns aber nicht abschreckte. Gesagt getan - wir waren ‚jünger' (und ein paar Kilo leichter) und voller sportlicher Energie. Rauf ging ja noch gut, aber auf der hinteren Seite wieder runter, wird uns ewig in Erinnerung bleiben. Nach gut 1700 Höhenmeter abwärts durch teils steile und rutschige Schluchten mussten wir mit schlotternden Knien feststellen, dass wir nochmals 2,5h zu laufen haben bis wir um diesen blöden Berg herum gewandert sind und unser Auto wieder sehen werden... :-). Ciao Schlern, niemals wieder - haben wir uns da gesagt.
Wir beschliessen darum dieses Mal den Schlern nur vom Campingplatz und der Alm aus zu bewundern und unser Wanderprogramm etwas weniger ambitiös zu gestalten. Im Moment haben wir auch hier Temperaturen um 33/34 Grad. Da wird es uns Wandervögel gegen 11 Uhr morgens auf knapp 2000m Höhe bereits schon viel zu heiss.
Der Campingplatz liegt in Völs, 10 Minuten Bus-Fahrt von der Talstation entfernt am Fusse des Schlerns. Ein wirklich schöner Platz (Nicole & Michi, definitiv auch zu empfehlen für euch im Herbst). Nebst vielen schönen Touren geniessen wir in den fünf Tagen auch wieder intensiv das Camperleben an Ort und Stelle. Es ist wirklich ganz witzig, wenn man mal Zeit hat ein paar Tage am gleichen Platz zu bleiben. Hier sind wir nicht zwischen Holländer und Deutschen eingeklemmt sondern mehrheitlich zwischen italienischen Grossfamilien. Der Nonno neben an ist am späteren Nachmittag immer grausam darum bemüht sein Liegestüheli so zu platzieren, dass sein (ca. 70jähriger) gestählter Körper in seiner knappen Badehose auch wirklich noch überall ein bräunender Sonnenstrahl abkriegt. Die Nonna ist während dessen schon fleissig dabei das italienische Mehrgang-Dinner zuzubereiten.
Ich habe eine neue Vorliebe entdeckt... Voyeurismus... ! Ein Campingplatz ist soo spannend. Im Vergleich zum Erwerb eines Reiheneinfamilienhauses wo man gespannt die erste Begegnung mit den Nachbarn abwartet und dann im dümmsten Fall ‚das Geschenk' auf unbefristete und unerträglich lange Zeit hat, wechselt hier die Nachbarschaft alle paar Tage. Und nicht nur dass, auch die Häuser zum begutachten ändern mit. Vom kleinen witzigen Space-Wagoon (siehe Foto) über einen absolut hammermässigen Savannen-Survival-Grosslaster (ebenfalls Foto) zum Bünzli-Wohnwagen mit geblümter Plastik-Tischdecke und Nelken auf dem Tisch, gibt's einfach alles! Hey, da gibt's ein Paar, die haben eine lange Kleiderstange im Vorzelt hängen und die ist doch tatsächlich voll mit Business-Anzügen für den Herrn - hihi, ob der so wandern geht? Italienische Eitelkeit?? Was die ‚Nachbarn' so kochen und essen finde ich natürlich extrem spannend. Findus-Plätzli, Bierdosen und Würstle aus dem Glas (‚Maica macht das Würstchen.. Kennt ihr diesen Werbespruch noch? Ewig her...hihi) sind definitiv Platz-Renner. Alles was in einer farbigen Kartonverpackung ist und nur aufzureissen ist, scheint hier der kulinarische Platz 1 zu erreichen. Aber mit wachsamem Gourmet-Auge entdeckt man auch Nachbarn, die den top ausgebauten Grill dabei haben und Wok-Gerichte für 8-köpfige Familien bruzzeln. Die einen sind um 18.30 Uhr bereits beim Abwasch in der ‚Wasch-Strasse', während andere Familienhäupter noch strinrunzelnd, hungrig und genervt zum Kartoffel-Schälen auf dem Vorplatz verdonnert wurden während Mutti bereits üble Kohldämpfe aus der Pfanne steigen lässt. Ach ich könnt ewig weiter erzählen...
Eine Nachbarin ist noch zu erwähnen. Gleich hinter uns. Die einzigen Nicht-Italiener, waschechte 'Bääärner'. Komische Familie. Als ich mich früh morgens noch vor 6 Uhr mit einem ersten Kaffee nach draussen setze, sehe ich das Bäärner-Mueti mit Bierflasche (!) am Tisch sitzen und Tarot-Karten legen. Hmm... Speziell für eine ansonsten auf den ersten Blick ganz normale, etwas bünzlig wirkende Schweizer Familie. Nun kann ich mir auch in etwa vorstellen, was diese komischen Hölzli und Eisenstängeli die zu Quadraten zusammen gebunden sind, zwischen unseren beiden ‚Häuser' zu bedeuten haben (siehe Foto). Das hat wohl mit Okultismus (abarakadabara oder so ähnlich) zu tun - warscheinlich brachten wir kein gutes Karma mit als Nachbarn, und dieses wollten sie damit abwenden oder reinigen oder was solche 'Esoterik-Freaks' auch immer machen. Oder kennt sich da jemand unter euch aus was das sein könnte?
Ach ja. Da war ja noch die Blonde, mitte 50 die sich mit Mini-Jupe bekleidet und einem grossen Koffer-ähnlichen Ding (das sehr schwer zu sein schien) über den Platz schleppte. Mannnnn war ich beeindruckt! Da hat doch tatsächlich mal die Frau des Hauses den Job vom ‚Chemie-Toiletten-Koffer-reinigen' übernommen? Als sich unsere Wege kreuzten und der Blick Klarheit brachte, war schnell klar dass ich mich getäuscht habe. Das war nicht die 40Liter-Toilette sondern ihr Beauty-Case!!! Also das war aber fast schon eine Douglas-Filiale die sie da mit sich über den Campingplatz schleppte. Echte Schwerstarbeit jeden Morgen, Suva-Richtlinien lassen grüssen...
Nach 4 herrlichen Tagen rund um Kastelruth, Völs und Seis am Schlern heisst es für uns wieder weiter zu ziehen. Die nächsten 7 Tage werden wir im schönen Vinschgau in Naturns verbringen.
Wir wünschen euch zu Hause einen schönen 1. August - geniesst den freien Tag welcher ja endlich mal schönes und heisses Sommerwetter bringen soll. Wir vertrauen euch, dass keine Meica-Würstchen auf den Nationalfeiertags-Tisch kommen.
Herzlichst
Alex & Andrea
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