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Ich hab mich sehr gut eingelebt hier im kleinen grünen Fleckchen Sangkhlaburi. Das zuckersüße Töchterchen von PonPon, meiner Gastgeberin ist verzaubert von meinen Ballettvideos und tanzt die Schwanenseesequenzen hingebungsvoll mit, mit den Kollegen verstehe ich mich super und meine ersten Unterrichtsstunde hab ich auch gegeben. Die Kids, die aus verschiedenen Kinderheimen und Schulen zu den Workshops kommen sind alle super, und einige von ihnen sehr talentiert und aufnahmefähig. Bereits nach einer Stunde merkt man Fortschritte. Morgen arbeite ich außerhalb meines normalen Stundenplans mit einer Betreuerin des Kinderheims an einer Yoga/Modern/Ballett Choreographie, die sie mit den Mädels bald aufführen will. Einer der Jungs aus dem Heim tanzt HipHop, so unglaublich gut, dass ich gefragt habe, bei wem er Unterricht genommen hat. "Bei niemandem", sagte man mir, "das hat er sich selbst alles irgendwie beigebracht." Seitdem stell ich mir immer vor, wie er tanzen würde, wenn er Unterricht bekommen könnte. Die Betreuer aus dem Heim arbeiten intensiv mit ihm, um ihm ein Stipendium an einer Bangkoker Tanzschule verschaffen zu können.
Gestern und vorgestern fand in Thailand das sogenannte Roy Krathong Fest statt. Kleine Bötchen werden aus Bananenblättern gebastelt und mit Blumen verziert ins Wasser gelassen. Die Leute danken so dem Wasser für das Nähren der Pflanzen und somit dem Ernteeinkommen, und gleichzeitig kann man negative Erlebnisse oder Emotionen mit dem Bötchen fortschicken. Das Boot sollte während es im Wasser schwimmt allerdings nicht umkippen, das bedeutet Pech. Wie die Schneekönige haben wir uns auf den Tag gefreut. Ich liebe solche Einblicke in andere Kulturen.
Hingebungsvoll haben wir gestern Bananenblätter gefaltet und unsere Schiffchen mit Blümchen, Kerzen und Räucherstäbchen geschmückt. Erfurchtsvoll ging es dann an den See, auf dem schon unzählige kleine Lichter tanzten. Die Basis des Schiffchens besteht aus einer Scheibe des Bananenbaumstammes, und wenn diese ungerade geschnitten wurde, kippt das Teil natürlich um. Bereits als ich es nur ins Wasser gehalten habe, habe ich gemerkt, dass es keine Minute gerade bleiben würde. Selbiges bei meinen zwei Leidensgenossen. Nicht willens, uns unserem Schicksal zu ergeben, fischten wir unsere Bötchen wieder aus dem Wasser und entschieden kurzerhand, dass die Kunstwerke schlichtweg von der nächsten Brücke fliegen würden. Wasser ist Wasser. Schluss.
Etwas ernüchtert ging es dann in den Ort zum Markt, wo für die zwei Festtage ein bisschen was los war. Eigentlich war für Sangkhlaburi verdammt viel los, und jeder der hier schon ein Weilchen lebt, ist etwas verwirrt in dem Wirrwar aus Menschen, Garküchen und Verkaufständen umhergestiefelt. Andere waren ganz aufgeregt wie kleine Kinder, weil fast ein bisschen Partystimmung aufkam! Und wieder andere waren vollkommen erschlagen von dem Angebot an gebackenen Bananen in allen Größen, Formen, Farben und mit allen erdenklichen Füllungen, Reis- Cassave und Kokospuddings, gebratenen Nudeln, Samosas und Pfannkuchen. Ich für mich habs einfach genossen in netter Gesellschaft über den Markt zu bummeln, auf dem ich schon nach einer Woche so viele Gesichter gekannt hab. Später ging es dann noch in ein kleines Cafe von Freunden etwas abgelegener direkt am See, und um Mitternacht wurde ein Lampion entzündigt, beobachtet wie er dem Vollmond entgegenschwebt und danach in den See gehüpft. Ein Bad an diesem Tag bei Vollmond wäscht von allem Negativem und Schlechtem rein, so die Einheimischen.
Morgens steh ich gern früh auf und geh zum Frühstücken auf den Markt. Ich wollte es ja erst nicht glauben, aber als man mir sagte, dass diese Stadt, "some dangerous dope ass food" zu bieten hat, aber nach meinem kulinarischen Streifzug neulich über den Markt hab ich meine Meinung schlagartig geändert. Nach Chapati mit Kichererbsen wurde mir erklärt, dass ich unbedingt (!!) noch die frittierten Bananen, die Mini Kokospfannkuchen, das süße Reiswabbelzeug, und den Klebreis in Zuckerrohr probieren muss. Herrje. Von den Frühstückscurries, dem burmesichen Teeblättersalat und dem Seafood at Toi's Restaurant ganz zu schweigen.
Diese Zeit ist so ziemlich die Einzige, in der das Städchen lebendig wird. Es ist noch kühl, und alle erledigen ihre Einkäufe. Der Dunst hängt noch in den Hügeln, und es richtig frisch. Erinnert ein wenig an späten September in Deutschland. Mein Ami-Freund und ich packen uns gern in warme Sweatjacken ein und genießen den kühlen Fahrtwind auf dem Mofa. "Almost like Okhlahoma", sagt er. "Almost like Germany", sag ich. Wenn die Frühstückszeit vorbei ist, wagt sich niemand, der nicht unbedingt muss, vor fünf Uhr mehr auf die Straße vor Hitze. Niemals wieder geh ich ohne Kapuze, Hut oder Schal auf dem Kopf zur meiner Nachmittagsstunde. Wirklich selten erlebt, so eine starke Mittags***ze. Aber ich mag den Kontrast zwischen den Temperaturen tagsüber und nachts.
Ich weiß, ich schwärme die ganze Zeit von der Landschaft, aber Fotos gibts leider erst beim nächsten Mal weil ich immer meine Kamera vergesse. Das eine, das ich zum Artikel hochgeladen hab, war bevor wir den Lampion haben steigen lassen.
Bis bald :)
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