Profile
Blog
Photos
Videos
In Lhasa angekommen hatte ich ziemlich mit der Hoehe zu kaempfen. Obschon ich auch in Bolivien auf 3000m und hoeher war hatte ich damals eine laengere Akklimatisation. Doch schon am naechsten Tag war ich einigermassen fit und konnte die Innenstadt Lhasas erkunden. Unser Guide hat uns eingeblaeut keine Fotos von Soldaten und Polizisten zu machen, doch seine Vorgabe war schwieriger einzuhalten als gedacht: Die Uniformen sind einfach ueberall! Auf Daechern stehen Schuetzen, auf den Strassen hats mehr Verkehrspolizisten als Autos und alle 200m steht ein 5-Mann-Trupp in Vollmontur. Die Tibeter strafen die Soldaten mit Nichtachtung, doch es braucht keinen Weisen um zu erkennen, dass hier ein Volk gewaltsam unterdrueckt wird.
Unser Guide, selber Tibeter, erklaerte uns dann auch, dass er gerne Fragen zur politischen Situation beantworte, allerdings nur in Hotelzimmern und im Bus. Ausserhalb dieser „sicheren Bereiche" reagierte er auf solche Fragen schlicht nicht, zu gross die Angst dass er seine Lizenz verliert.
Ein wenig eingeschuechtert begaben wir uns dann am Nachmittag des ersten Tages nach Ankunft in Lhasa zur Sera-Kloster. Dieses Kloster gehoert zur Yellow-Hat-Sect des Buddhismus, zu welcher auch der Dalai Lama gehoert. Es ist eines der groessten und aeltesten in Tibet und beherbergt auch heute noch ueber 500 Moenche. Wir durften Ihnen beim Debattieren zusehen, eine Form des Lehren und Lernens. Danach durften wir noch Bet-Raeume besichtigen, welche uns einen ersten Eindruck vom Reichtum und Pracht dieser Kloester gab. Wir besuchten in den naechsten Tagen mehrere Kloester verschiedener Sekten in und um Lhasa. Dabei war auch der Potala-Palast, die eigentliche Residenz des Dalai Lama. Doch nachdem er sich in die Politik eingemischt hatte und gegen die Chinesen agitierte (chinesische Wortwahl) musste er fluechten. Dass dies eine weise Entscheidung war zeigt das Beispiel des Panchen Lama: Dieser andere wichtige Lama der Yellow-Hat-Sect wurde kurz nach seiner Reinkarnation von den Chinesen zusammen mit seiner Familie nach Peking gebracht und wurde seither nicht mehr gesehen. Die UNO listete ihn damals als juengsten politischen Gefangenen der Welt. Seitdem haben die Chinesen einen anderen Panchen Lama als Marionette eingesetzt, welcher von vielen Tibetern nur widerwillig akzeptiert wird.
Nach einigen Tagen Akklimatisation fuhren wir weiter nach Gyantse, Shigatse und schliesslich Sakya, wo weitere Kloester auf dem Programm standen. Obschon sie auf den ersten Blick alle relativ aehnlich aussahen, bot jedes dieser Kloester etwas Besonderes. In einem standen wir ploetzlich vor einem 30m hohen Buddha, in einem anderen kamen wir fast in einen Goldrausch: Bis zu 25 Tonnen davon wurden in Farbe und Baumaterial verwendet! Doch die Pracht einzelner Raeume wollte nicht immer mit deren Geruch uebereinstimmen: Jahrhundertelang wurden die Kerzen mit Yak-Butter befeuert, die Waende sind schwarz verrusst und das wenige Licht laesst alles noch undeutlicher werden. Kuhstall-Atmoshpaere mit Goldverzierung. In Sakya durften wir eine Bibliothek mit 40'000 Schriften besichtigen. Die Schriften decken den gesamten Lebensbereich ab und sind bis zu 1000 Jahre alt.
Doch im Lauf der Tage erreichten wir immer hoehere Paesse und entlegenere Orte und unser Fokus bewegte sich weg von Kloestern und Moenchen hin zum wortwoertlichen Hoehepunkt unseres Trips. Und doch war es fuer uns voellig ueberraschend, als wir nach 8-stuendiger Fahrt ploetzlich um eine Gletscher-Moraene kamen und wir am Ende eines langen Tales das Dach der Welt erblickten: Mt. Everest. Wir hatten unglaubliches Glueck mit dem Wetter und konnten uns ueber viele wolkenlose Anblicke freuen.
Nachdem wir diesen Anblick bei einer Flasche Whiskey und einigen kubanischen Zigarren (ich hatte noch ein paar uebrig) gefeiert hatten zogen wir uns dann zurueck in unser Guesthouse: Auf 5600m ist es einfach nur kalt. Und amm naechsten Tag machten wir uns dann auch bereits wieder auf den Weg, weiter suedwaerts nach Nepal.
- comments