Manche Dinge brauchen Zeit. Ein Jahr zum Reisen bringt viel Zeit, um Neues zu Entdecken und zu Erleben, aber scheinbar nicht genügend Zeit, um über all das auch zu schreiben.

Steckengeblieben bin ich mit meinen Berichten am Ende meiner Afrika-Monate. Steckengeblieben deswegen, weil ich immer so vieles erzählen wollte, was nicht nur mit dem Reisen als Solches, sondern mit den Gedanken, die ich dort gehabt habe, zu tun hatte. Die großen Afrika-Abschluss-Gedanken. Dann jedoch waren die Tage in Kapstadt zu schnell vorbei, ich zurück auf einem langen Flug über Johannesburg und Istanbul nach Düsseldorf, ein paar Tage in Kevelaer und schwupp mit einer kleinen Ryanair-Maschine in London. Auch der Monat dort ging schnell und gut gefüllt rum und ich vertröstete mich auf die vielen Stunden, die ich durch die USA reisend im Zug verbringen würde. Und warum hat da nicht geklappt? Ich glaube es hatte was mit Aufladekabeln oder Adaptersteckern zu tun. Oder damit, dass es doch spannender ist, aus einem Zugfenster auf Mangrovensümpfe oder Prärieebenen zu gucken.

In den Wochen als ich mit Hugo, Auto und Zelt an der Westküste der USA unterwegs war, war an Schreiben natürlich nicht zu denken. Wir haben es oft noch nicht mal hinbekommen im Hellen am nächsten Ort anzukommen, geschweige denn irgendwo ausreichend Strom zum Aufladen eines Laptops zu ergattern. Auch wenn Adapter und Aufladekabel jetzt vorhanden waren. Irgendwann in diesen Wochen habe ich ausserdem den Faden verloren. Was hat schliesslich ein Gletscher in Alaska mit der Atmosphäre in Kapstadt zu tun? Oder ein Vulkan in Washington State mit dem äthiopischen Restaurant in London?

Aber ein Hotel an der Südküste Madeiras, mit wunderschönem Ausblick auf den Atlantik, hat mit all dem zu tun. Endlich, es sind Weihnachtsferien, gestern bin ich spontan und auf der verzweifelten Flucht vor dem deutschen Winter in aller Herrgottsfrühe von Köln/Bonn nach Funchal geflogen. Die ganzen Monate über, seitdem ich im Juli nach Hause gekommen bin, hatte ich mir - mehr oder weniger - fest vorgenommen, mein Blog doch zu Ende zu schreiben. Ambitionen, die meine neue Stelle und all das andere Neue in Kevelaer zunächst einmal erstickt haben. Aber immer habe ich auf die Weihnachtsferien geschielt, ohne mir selbst zu viel zu versprechen. Nun sitze ich in Calheta auf Madeira und der Himmel ist wolkenbedeckt genug, um keine Ausreden zu haben ...

Mal gucken wie weit ich komme. Zu erzählen gäbe es noch über meine vier Wochen in London, eine Zugreise kreuz und quer durch die USA, eine Campingtour entlang der Westküste der USA, eine Wohnmobilfahrt durch Alaska und das Yukon Territory in Kanada und abschliessend zwei Wochen Abenteuer alleine in Alaska.