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So, nun wird es doch aber endlich mal Zeit für einen Blogeintrag über Yale und New Haven! Die Uni ist wirklich super schön! Überall in der Stadt stehen Yale-Gebäude, alle erinnern stark an alte Kirchen und Schlösser. Die undergraduate students leben auch wirklich in diesen "castles", wie sie sie selbst bezeichnen. Auf einer Führung durch Yale habe ich viel über die Geschichte der Gebäude und der Uni erfahren. Am meisten hat mich die Hauptbibliothek fasziniert, da sie wirklich 1:1 wie eine Kirche aussieht. In der Eingangshalle hängt ein riesiges Bild von einer Frau, umgeben von ein paar Männern. Jeder denkt natürlich gleich an Maria, dabei handelt es sich hier um die "Mutter Yales" (steht extra unten drunter). Der Grund, warum die Bibliothek einer Kirche so sehr ähnelt: Der Architekt, der zu dem Zeitpunkt viele Gebäude für die Uni entworfen hatte, meinte, dass jeder große Architekt in seinem Leben einmal eine Kirche entwerfen sollte. Leider kam es für ihn nicht dazu und somit baute er dann einfach die Bib als "Kirche". Super lustig ist auch das tägliche Glockenspiel, das vom Harkness Tower ertöhnt. Jeden Tag um 5 fangen die Glocken an irgendwelche Melodien oder Lieder zu spielen und oft geht das über eine halbe Stunde. Anscheinend können die Studenten das Glockenspielen lernen und dann spielen, auf was sie so Lust haben ;-) Typisch für Yale sind auch die zahlreichen Yale-Shops in der Stadt, die ausschließlich Yale-Artikel verkaufen. Es gibt soooo viele Klamotten mit dem Logo, aber auch Blöcke, Terminplaner, Handyhüllen, Ipadcover,.....! Unfassbar! Und die Leute laufen hier wirklich alle damit rum!
Nun zu meiner Arbeit: Ich arbeite in der Sterling Hall of Medicine, dem schönsten Gebäude des Medizincampuses! Jedes Mal, wenn man das Gebäude betritt, muss man sich schön brav bei dem Pförtner ausweisen, auch wenn das jeden Morgen derselbe ist.. :-) Mein Chef ist total cool. Er hat mich gleich am ersten Tag zur Feier des Tages mittags zum Essen eingeladen und ist immer sehr fürsorglich. Er hat mich auch einem deutschen Professor bei uns im Gebäude vorgestellt, damit ich mich bei Problemen auch an den wenden kann. Der hat mir gleich seine Festnetz- und Handynummer gegeben und ich kann ihn jederzeit anrufen, falls ich ein Problem haben sollte. Ansonsten sind die Leute in meinem Labor alle echt nett. Yagmur, eine Doktorandin, zeigt mir immer alles und nimmt mich überall mithin, worauf ich so Lust habe. Die restilchen Leute in meinem Labor sind alles Chinesen und alle sind sehr hilfsbereit. Viel gearbeitet habe ich aber noch nicht... Wir planen eigentlich die ganze Zeit nur, was ich so machen könnte ;-) Super gut an den Graduate Programmen hier in Yale finde ich die weekly seminars. Während ein guest speaker eine Rede hält, gibt es frischen Kaffee, Gebäck und co. Danach sind die graduate students (also die Doktoranden), die Lust haben, mit dem speaker zum Essen eingeladen. Dabei handelt es sich wirklich NUR um den speaker + Studenten und es wird viel Wert darauf gelegt, dass keine anderen Professoren o.ä. anwesend sind. Der Grund: Die Studenten sollen dem speaker auch Fragen zu ihrer Karriere u.ä. stellen können, ohne dass ihre eigentlichen Chefs das mitbekommen. Ich darf nun auch immer daran teilnehmen, echt voll cool! Letzte Woche war eine sehr gute Professorin aus Harvard dort, die an Alzheimer forscht. Ihren Vortrag fand ich erstmal richtig gut und spannend, aber noch besser war dann das Mittagessen danach. Es waren nur sie, ich und 3 andere Studenten anwesend und so haben wir über alles mögliche gequatscht. Welche Entscheidungen sie im Leben gut getroffen hat, welche weniger. Sie hat uns erzählt warum sie nur in Boston, SF oder NYC wohnen möchte und z.b. wieso ihre Tochter gerade für einer super krasse Elite-Schule abgelehnt wurde. Sie hat uns auch super Tips für unser Leben gegeben und nebenbei haben wir schön Sandwiches und Chips gemampft. Echt ein cooles System hier! Diesen Donnerstag kommt wieder ein bekannter Alzheimer-Forscher aus Harvard, der mir sogar noch mehr ein Name ist/war. Ich bin mal gespannt, wie das wird :-)
Zu New Haven selbst: Es handelt sich anscheinend wirklich nicht um die sicherste und schönste Stadt, sobald man sich von den Uni-Komplexen entfernt (ausgenommen dem Eastrock-Viertel, das eher wie ein Vorort mit netten Häusern mit Gärten und Zäunen aussieht). Bis jetzt habe ich aber noch nie Angst gehabt, v.a. da die Uni sehr viel Wert auf die Sicherheit ihrer Leute legt. Ab 6 Uhr abends kann man sich umsonst ein "Yale-Taxi" rufen, das einen von Haus zu Haus bringt. Ansonsten fahren tagsüber kostenlose Shuttlebusse. Im Handy kann man sogar verfolgen, wo welcher Bus gerade ist, damit man nicht ewig auf den Bus warten muss. Auf dem Heimweg von meinem ersten Arbeitstag bin ich gleich mal in den falschen Bus gestiegen. Als mir aufgefallen ist, dass wir eher aus der Stadt raus- wie reinfahren, hat mein Busfahrer gleich einen anderen Busfahrer angerufen, der wieder zurück in die Innenstadt fährt. Der hat mich dann aufgegabelt und der andere Bus hat solange gewartet, bis ich sicher in den anderen Bus gestiegen war. Echt krass, wie viel Wert die auf unsere Sicherheit hier legen ;-)
Meine Mitbewohnerin ist auch super lieb! Sie ist allerdings nicht oft da und arbeitet immer lange. Das Apartment ist aber sehr schön und auch das Haus gefällt mir gut. Leider ist es nur extrem laut hier, aber mit Ohropax ists ja auch nicht so schlimm zu schlafen! In meiner Straße sind auch lauter Restaurants, in denen man super leckeres Essen bekommt.
Alles in allem muss ich sagen, dass Yale wirklich so ist, wie ich es mir vorgestellt habe! Die ganzen Häuser, die alle aussehen, als wären sie uralt (was sie aber gar nicht sind), die ganzen Leute in Yale-Klamotten, der große Wert, der hier auf Sicherheit gelegt wird...! Nur das drumherum der Stadt passt vielleicht für Europäer nicht ganz so ins Bild ;-)
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