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Der Empfang in Bolivien war nicht so freundlich wie erhofft. Mürrisch starrten die Grenzbeamten uns an. Für ihre Unterlagen benötigten sie Kopien. Einen Kopierer besassen sie aber natürlich nicht. Nebenan könne man in einem Shop kopieren, doch der sei am Sonntag zu. Wir sollen doch auf der peruanischen Seite suchen. Luc ging also auf die Suche und Jasmin blieb beim Auto. Da kamen zwei der unterbeschäftigten Beamten und fingen an, am Auto zu rütteln. Sie versuchten herauszufinden, ob die Kanister auf dem Dach Treibstoff enthalten. Schön wärs gewesen, wenn bei dieser Aktion gleich der ganze Dachträger endgültig auseinandergefallen wäre. Der restliche Teil der Einreise ging dann problemlos von statten und das Auto wollten sie auch nicht durchsuchen.
Nächster Stopp war das Grenzstädtchen Copacabana am Titicaca-See. Nachdem wir uns am Markt mit Gemüse, Fleisch und Käse eingedeckt hatten, richteten wir etwas ausserhalb am Seeufer ein.
Der nächste Morgen begann mit einer Aufwärmrunde in der Sonne. Da erschien eine nicht bolivianische Frau und bot Brot zum Verkauf an. Es war das beste Brot unseres Lebens! Schwer wie ein Ziegelstein und gefüllt mit Tomaten, Käse, Knoblauch und Kräutern. Zwei Bisse, eine ganze Mahlzeit. Später erkundeten wir die kleinen Dörfer entlang des Sees, bis wir in Yampupata landeten. Sofort leisteten uns 10 Fischer / Bootsführer Gesellschaft. Wir entschieden uns, nicht auf die Isla del Sol zu gehen, da es bereits Nachmittag war und die Insel mind. einen ganzen Tag Aufmerksamkeit erforderte. Ausserdem gefiel uns die Isla de la Luna sowieso besser, da sie kaum besucht wird und relaxter sein soll. Einer der Bootsführer chauffierte uns dann auch dorthin. Zuerst besichtigten wir die Ruinen eines Tempels, in dem die Inkas Jungfrauen dem Sonnengott opferten. Wir waren die einzigen Touristen auf der Insel und nutzten deshalb die Gelegenheit um etwas in der Sonne zu liegen (in der Hoffnung, dass wir nicht mit möglichen Opfergaben verwechselt werden). Es herrschte eine ungewöhnliche Stille. Nicht einmal Insekten waren zu hören hoch oben auf der Insel. Im einzigen Dorf leben ca. drei Dutzend Familien, die sich vom Fischfang und alles, was die Hühner und Schafe hergeben, ernähren. Einige Bolivianos verdienen sie sich zudem mit dem Verkauf von Artesanias. Unser Bootsfahrer wartete bereits auf uns und wir tuckerten wieder aufs Festland zurück.
Wir wachten ziemlich unausgeschlafen und durchgefroren auf. Unausgeschlafen deswegen, weil die Höhe Schlaf- und Atemprobleme verursachte. Auf kleinen Schotterpisten suchten wir den Weg zur Hauptstrasse Richtung La Paz. Als wir einen Mann nach dem Weg fragten, war dieser so erfreut, dass Ausländer in sein Dorf kommen, dass wir gleich eine Unterhaltung begannen. Er war gerade zu Fuss auf dem Weg in die Schule im Nachbardorf. Er sei Lehrer für Archäologie und Umwelt. Gerne würde er uns die archäologischen Fundorte in seinem Dorf zeigen. Da wir aber auf der Durchreise waren, bot er uns an, falls wir jemals wieder hier durch kommen würden, sollen wir einfach nach Abel fragen. Dann erklärte er noch, dass das Thema Umweltschutz in der Schule zunehmend an Bedeutung gewinne. Die Kinder lernen, dass sie Pachamama Schlechtes tun, wenn sie Abfall einfach in die Natur werfen oder die Bäche und Seen verschmutzen. Die Leute können sich jedoch noch so richtig verhalten, wenn noch mehr Minen gebaut werden, durch dessen Produktion Gewässer verschmutzt werden. Er fühle sich den Peruanern die die Grenze blockieren sehr verbunden.
Auf unserem Weg lag noch eine amüsante und völlig überteuerte (wohl Touristen-Preis) Fahrt auf einer „Fähre". Die Fähre war zwar eher ein Holzbötli, brachte uns aber sicher ans andere Ufer. Auf sehr guter Strasse fuhren wir in Richtung La Paz. Bei der Durchfahrt eines Vorotes von El Alto bemerkten wir, dass alle Autos vor uns langsamer wurden und dann in Staub-Nebenstrassen abbogen. Plötzlich waren wir die Vordersten und sahen vor uns nur noch eine Menschenmenge mit Plakaten. Reifen und Steine versperrten die Durchfahrt. Unsere ersten Strassenblockade! Diese hier war jedoch einfach zu umfahren, wir brauchten nur den übrigen Fahrzeugen zu folgen. Zumindest dachten wir das zuerst. Wir kurvten zusammen mit Taxis und Busen ¾ Stunden im Dorf umher. Die Staubstrassen waren ziemlich ausgewaschen und voller Löcher. Wir tuckerten also alle hintereinander durch die Gässchen durch, bis wir in die nächste Sackgasse kamen. Sobald jemand weiter unten wieder ein Auto durchfahren sah, kehrten alle um und hofften, dort die ersehnte Durchfahrt zu finden. Alle diskutierten miteinander und jeder schien einen Tipp zu haben, wie man am besten aus dem Chaos wieder rauskam. Irgendwann waren wir genügend weit vorwärts gekommen, um auf den unblockierten Teil der Hauptstrasse zurückzukehren. El Alto ist mit La Paz zusammengewachsen und ebenfalls eine Grossstadt. Wir fuhren von der spektakulären Seite in die Stadt hinein. Von hoch oben am Berg führt eine Art Autobahn in die Stadt hinab. Die ganze Stadt, wie sie zwischen Hügeln eingebettet ist, ist zu sehen. Die Häuser an den Hängen sind aus Backstein und die Felsen haben ebenfalls eine rötliche Tönung. Dieser Anblick war wirklich, wirklich atemberaubend. Wir fuhren mitten durchs Stadtzentrum und stellten fest, dass die Bolivianer Verkehrsplanung im Griff haben. Es gibt eine Hauptverkehrsachse mitten durch die Stadt. Keine Sackgassen, Einbahnen und unbefahrbare Strassen wie in Peru. Bei der Durchfahrt bekamen wir einen kleinen Einblick in die Stadt. Mehr sollte es auch nicht werden, da wir am nächsten Tag früh weiter wollten und keine grosse Lust auf Stadtleben hatten. Auch bei der Wahl der Unterkunft waren wir nicht besonders einfallsreich. Der Tipp eines anderen Autotravellers war das Hotel Oberland, etwas ausserhalb von La Paz, beim bolivianischen Valle de la Luna. Das von einem Schweizer geführte Hotel wirkte auch absolut schweizerisch. Im Zimmer fühlte man sich wie in einer Ferienwohnung in Arosa in den 80er-Jahren. Und das Beste kam am Abend: aus einer grossen Auswahl an Schweizer Spezialitäten wählte Luc natürlich Züri-Gschnätzleds. Jazzy probierte es mit Bolivianisch: Pique a lo macho. Ersteres schmeckte ausgezeichnet. Letzteres war wohl wirklich eher für Machos, die einen Fett- und Cholesterinschub benötigten. Alles mögliche an Fleisch, Wurst, Ei, Papas fritas. Eine Erfahrung war es zumindest wert...
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