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Liebe Leute!
Spaet aber doch kommt mein "Wort zum F1 GP" in Melbourne. Nachdem euer rasender Reporter alle 4 Tage an der Strecke war hat er auch ein bisschen was zu berichten.
Donnerstag:
Am Nachmittag gings das 1. Mal an die Strecke, um uns unsere Tickets abzuholen und mal ganz kurz einen Blick auf die Strecke zu werfen. Schon von weitem konnte man die roehrenden Motoren der V8 Ute's hoeren (das sind Pick up Trucks mit starken V8 Motoren). Ich war natuerlich hin und weg von dem lauten Motorensound und konnte gar nicht schnell und nah genug an die Strecke kommen. Das ist was ganz besonderes hier in Melbourne. Man sitzt nicht, wie an anderen Strecken weit entfernt von der Strecke, sondern direkt an der Betonmauer hinter einem hohen Zaun, maximal 10 bis 20 Meter von den vorbeirasenden Boliden entfernt und das ganze auch noch in einem Park mit Blick auf die Skyline der City. Das laesst einiges spektaktulaeres fuer die naechsten Tage erwarten.
Freitag:
Heute wollten wir den ganzen Tag an der Strecke verbringen um die besten Plaetze fuer das Samstags-Qualifying und das Rennen auszuforschen. Doch zuerst gings mal ins Fahrerlager der Aussie Racing Cars, V8 Utes, Formel 3, Racing Karts. Nur dieses Fahrerlager konnten wir mit unserem Ticket besuchen. Das der F1 Autos war abgesperrt und wir haetten weitaus mehr Geld dafuer auslegen muessen. Das erschwert natuerlich meine Recherche um einiges (ich bin halt noch nicht der Heinz).
Nun kurz zu den Autos der Support Races:
Aussie Racing Cars:
kleine Rennwagen (nicht viel groesser als ein Kart), die aber das Chassis von Fords und Opels haben (natuerlich kleiner) und mit einem 1,2 Liter Yamaha Motor mit 125 PS ausgeruestet sind.
V8 Utes:
Pickup Versionen von normalen Strassenkarrossen mit einem starken V8 Motoren (5,7l oder 5,4l)
Formel 3:
Monoposto mit 2l und 240PS und einem oesterreichischen Fahrer (Walter Grubmueller).
Carrera Cup:
Porsche Carrera von 2006 mit 3,6l, 6 Zylinder, 400 PS Motoren und 6 Gang sequentiellen Getriebe.
GP Kart Challenge:
Renn Go Karts mit den gleichen Spezifikationen wie die KiRace Karts (Spitze gute 80 km/h).
Das Vormittagstraining der F1 verpassten wir erstmal. War aber nicht so wichtig weil anscheinend nur wenige Fahrer mehrere Runden drehten. Zum Nachmittagstraining waren wir dann live vor Ort und warteten gespannt auf die ersten Boliden. Dann gings auch schon los. Auch wenns nur ein Spyker mit Adrian Sutil am Steuer war, war das 1. Auto F1 Auto schon mal ein Wahnsinn. Als es herangeschossen kam und an uns vorbeihuschte, war es als wie wenn eine Bombe explodierte. Unglaublich dieser Laerm.
Das erste Training war dann auch gleich sehr lang, mit insgesamt 90 min. Laufzeit. Passiert ist nicht viel, ausser dass sich herauskristallisierte, dass das Rennen ein Zweikampf zwischen Ferrari und McLaren mit gefaehrlichen Aussenseitern werden sollte. Ueberraschend war, dass sich vor allem Toyota und Honda schwer taten das Tempo der Spitzenteams zu halten, was sich auch im Ergebnis wiederspiegelte: kein einziger Fahrer dieser Teams konnte sich in den Top 10 platzieren.
Wie schaute es bei der Formel Austria aus: Red Bull mit den Fahrer Coulthard und Webber platzierte sich um den 10. Platz herum in Schlagdistanz zu den ersten 6, was angesichts der Testleistungen nicht unbedingt zu erwarten war. Toro Rosso mit den Fahrern Speed und Liuzzi enttaeuschte. Das ganze Freitagstraining schafften sie es nicht von den letzten 4 Plaetzen wegzukommen. Alex Wurz, bei seinem ersten Grand Prix seit Jahren (Imola 2005 ausgenommen), schlug sich ganz wacker und konnte sich am Ende des Trainings ueber einen ausgezeichneten 6. Platz freuen. Wenn er diesen Platz auch im Qualifying erreichen koennte waer das schon eine kleine Sensation.
Nach dem Freitagstraining fanden dann noch einige Support Races statt, die wir uns am Rande auch noch anschauten, doch wenn man einmal ein F1 Auto vorbeirasen sieht, mit dieser Beschleunigung und dieser Verzoegerung beim Bremsen (man muss sich vorstellen, die kommen mit guten 250 km/h angerast und bremsen runter bei der 50m Marke auf eine 90 Grad Kurve), kommen einem die anderen Rennwagen, wie langsame Kleinwagen vor.
Eines meiner Highlights war dann noch der Besuch des Fahrerlagers der Historischen Rennwagen. Doch vorher gings noch am Fahrerlager des Carrera Cups vorbei, in das die Boliden gerade zurueckkamen nach einem Rennen. Also konnten wir aus naechster Naehe (auf Tuchfuehlung) die Rennwaegen dieser Klasse bestaunen. Bei den Historischen Rennwagen wurde einem einiges geboten. Die ganzen Porsches, Ferraris, Lotus u.v.a. (am besten schaut ihr euch die Fotos in der Fotosektion an) raubten mir den Atem. Frueher, hat es zumindestens den Anschein, hatte jedes Auto einen eigenen Charakter, einen ganz speziellen Look und jeder Konstrukteur hatte so seine eigenen Ideen. Heute kommt es einem vor, als gaebe es ein oder zwei Ideen und alle Autos werden danach konstruiert (aber vielleicht sage ich das in 30 Jahre auch ueber die jetzigen Autos im Vergleich zu den zukuenftigen Rennwagen).
Samstag:
Heute sollte es zum 1. Mal so richtig ernst werden, das 1. Qualifying der Saison 2007 war angesagt. Wie wird es wohl ausgehen? Wer kann die erste Pole Position 2007 erringen? Wird es ein Ferrari, ein McLaren oder doch ein Aussenseiter?
Leider musste ich das Qualifying ohne Caro besuchen, die sich in der Zwischenzeit von einem schlechten Sushi vom Vorabend zu erholen versuchte.
Ich kam gerade rechtzeitig, da es hier in Melbourne zwar unglaublich viele verschiedene Strassenbahnlinien gibt aber die Trams in extrem langen Intervallen fahren und wenn man Pech hat, muss man schon mal 20 min. auf die Naechste warten (jetzt ratet mal warum ich das so genau weiss ;-) ).
In der 1. Qualifying Session hielten sich die Spitzenfahrer erwartungsgemaess zurueck. Sie legten eine schnelle Runde hin, die zum Aufstieg genuegte und schauten sich dann das ganze gemuetlich aus der Box an. Die Hinterbaenkler mussten jedoch schon in dieser Session aufs Ganze gehen, um die naechste Runde zu erreichen. So erwischte es in dieser Session bereits beide Toro Rosso, beide Spyker, Barrichello im Honda und David Coulthard. Wurzl war aber dabei und auch beide Super Aguri und das sogar ziemlich gut um die 10. Position.
Die 2. Session versprach ein bisschen mehr Spannung. Und es ging gleich aufregend los, als an unserem Platz der stotternde Toyota von Ralf Schumacher vorbeituckerte (und wenn ich tuckern meine, sind das gute 150 km/h) und schon mal aus dem Rennen schien. Doch als auch noch Felipe Massa ein massives Problem zu haben schien keimte Hoffung in mir auf, dass es vielleicht doch wieder mal ein Oesterreicher in die Top 10 schaffen koennte. Mein Wunschtraum ging nicht in Erfuellung, Wurz wurde sogar nur 15., da Schuhmacher seinen Toyota wieder in Gang brachte. Damit war Wurzl der langsamste fahrende Wagen in den Top 16. Was solls, kommt hald morgen die grosse Aufholjagd :-).
An der Spitze tummelten sich erwartungsgemaess die McLarens und der (noch fahrende) Ferrari, knapp dahinter die BMW. Aber was besonders erwaehnenswert war, war der Super Aguri von Takuma (Kamikaze) Sato auf Platz 10 (und Davidson im 2. Super Aguri auf 11.) noch vor beiden Honda Werksautos. Was haben die Japaner da im Winter gemacht? Und das noch unglaublichere war, dass die ersten 14 Autos innerhalb von 7 Zehntel lagen. Und die Formel Austria? Webber schafft es in die Top 10, Wurz wie gesagt nur auf 15 und Rosberg auf 12.
In der 3. Session gings gleich mal fulminant los mit den besten 10 hintereinander in der ersten Runde. Dann kristalisierte sich schnell die Spitzengruppe heraus. Raikkoenen mit Alonso und Hamilton, gleich dahinter aber schon Heidfeld, dann Kubica, Fisico im Renault, die beiden Toyotas und Webber. Am Ende hatte Kimi die Nase vorn, vor Alonso, Heidfeld, Hamilton, Kubica, Fisico, Webber (zur Freude der australischen Fans, die aber ihm nicht wirklich begeistert zujubeltem), Trulli, Schumacher und Sato. Die geringen Zeitabstaende versprechen jedoch ein spannendes Rennen fuer Sonntag.
Sonntag, Rennen:
Am Renntag erfreuten wir uns wieder bester Gesundheit und bestens durchorgansiert (mit Broten und Grillhendl) gings schon um 11 an die Strecke um auch ja noch einen guten Platz zu ergattern. Im Albert Park angekommen trafen wir schon auf viele Zuschauer, die sich auf den General Admission Plaetzen breit machten mit all ihren Utensilien, wie Fischersessel, Kuehltasche, Fahnen und Plakaten mit "Kimi's where's the Afterparty"usw.. Nirgends durften wir uns hinsitzen, da ueberall schon "besetzt" war und wir gerade nur an die fetten Aussies gelangten, wo jeder Platz fuer 3 brauchte. Irgendwo quetschten wir uns dann dazwischen und es passte schon, auch wenn ich mit dem fetten Hintern einer Aussie- Big Mama um den Platz rangeln musste.
Als erstes sahen wir an diesem Tag die Celebrity Challenge, wo unbekannte Aussie Stars mit 1er BMW um die Wette fahren durften. Obwohl, ein interessanter Beruehmter war schon dabei, Kelly Slater, der Surfer, der uns nun schon seit Bali verfolgt. Ganz nett die Idee mit dem Promi-Rennen aber ein bisschen schaerfere Geraete haette man ihnen schon geben koennen.
Die Fangruppen auf den (billigen) Plaetzen wurden schoen langsam bezogen und die ersten Laender"auseinandersetzungen" waren am Laufen. Die Spanier machten den meisten Wirbel, gefolgt von den Brasilos und dann die noch etwas muede wirkenden jungen Aussies (am Vorabend war St. Patrick's Day). Bei der Fahrerparade wurden dann natuerlich von uns der Oessi bejubelt.
Der Start zum Rennen verlief unerwartet problemlos. Alle (bis auf Davidsdon) kamen gut weg und bis zu unserer Kurve tat sich nicht viel, ausser dass Hamilton Alonso und Heifeld am Start stehen liess und sich auf die 2. Position vorschob. In unserer Kurve fuhr dann Sutil Davidson unters Auto, hob ihn aus und drehte den Briten um 180 Grad. Das wars dann aber auch schon. Wurz machte keinen Platz gut und konnte in den naechsten Runden auch nichts nach vorne gutmachen, im Gegenteil er verlor sogar gegen Coulthard an Boden.
An der Spitze zog Kimi allen auf und davon und Hamilton konnte Alonso ueberraschenderweise auf Distanz halten. Bis zu den 1. Boxenstopps tat sich am Rennverlauf nicht viel. Bei diesen lag dann Hamilton in seinem ersten Rennen fuer ein paar Runden in Fuehrung, ein unglaubliches Rennen des jungen Briten (der erste dunkelhaeutige Pilot in der Geschichte der F1). Wurz konnte sich durch die Boxenstopps (er war auf einer Ein Stopp Strategie unterwegs) auf Platz 11 vorschieben aber Baeume ausreissen wird er heute nicht koennen.
Bei den 2. Boxenstopps schob sich dann Alonso an Hamilton vorbei auf die 2. Position. Zwischendurch ist nicht viel passiert. Kovalainen drehte sich einige Male (ein schwaches Debuet des jungen Finnen), Albers crashte seinen Spyker (ganz schwache Vorstellung des Hollaenders), Speed schied aus und auch Kubica musste seinen BMW in der Box abstellen.
Doch dann die Szene des Tages: Coulthard sitzt rundenlang hinter Wurz fest, versucht dann in einem Harakiri Mannoever Wurz zu ueberholen und faehrt dem Oesterreicher daraufhin seitlich ins Auto. Was dazu fuehrt, dass Coulthard ueber das Cockpit von Wurz drueberfaehrt und den Helm des Oesterreichers nur um Millimeter verfehlt. Beide Fahrer ueberstehen diese Dummheit des routinierten Schotten gluecklicherweise ohne Schrammen, was man von ihren Autos nicht behaupten konnte.
Kimi fuhr einem ungefaehrdeten Sieg entgegen und beide McLaren Fahrer durften ihm am Podium Gesellschaft leisten. Ein gutes Rennen mit gluecklichen Gesichtern am Siegespodest. Ich denke, die Spitzenteams koennen zufrieden sein, Wurz muss auf den naechsten GP hoffen, genauso wie die Formel Austria und beispielsweise Honda, die eine, auf der ganzen Linie enttaeuschende Performance ablieferten Fuer die groesste Ueberraschung des Rennwochenendes halte ich Super Aguri, die innerhalb eines Jahres 5 Sekunden Rueckstand wettmachen konnten und schon im gesicherten Mittelfeld anzutreffen sind.
Zusammenfassend muss man sagen, dass es ein unglaubliches Erlebnis war so hautnah am Geschehen zu sein. Wir waren auch bezueglich Hintergrundinfos gut ausgeruestet (mit einem kleinen Radio fuer den Kommentar, dem offiziellen Programm und der Videowall). Aber zu einem vollendeten GP Erlebnis fehlten irgendwie dann doch die "Hintergrundinfos" und der wirre Kommentar vom Heinz ;-).
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