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Zurück am Ausgangspunkt. Ich bin wieder zuhause in Hamburg. Aber bei der Ankunft passierte mit mir das, was ich sonst nur von meinen Neuseelandreisen bisher kannte: ich fühle mich wie ein Fremdkörper. Noch nicht am Flughafen. Aber in der Bahn, im Bahnhof Altona, auf der Straße nach Hause, im Haus, beim Betreten der Wohnung, selbst auf dem Sofa. Irgendwie hat das alles Abstand zu mir und ist mir ferner, fremder als das Reisen. Schwer zu beschreiben. Auf jeden Fall fehlt mir meine Reise schon jetzt und ich muss gucken, wie ich Elemente davon vielleicht clever in die nächsten Wochen integriert bekomme, um mich etwas aufzubauen.
Heute früh hab ich noch gemütlich mit der Finnin aus dem Bett unter mir zusammen gefrühstückt. Die Österreicherin an der Rezeption hatte extra für mich Udo Jürgens ausgesucht, sie freut sich immer, wenn mal deutschsprachige Gäste da sind, sagte sie :-D Aber ja, stimmt, in Irland sind die Deutschen schon viel seltener als in UK. Zumindest dort wo ich war und zu dieser Jahreszeit.
Nach dem Frühstück hab ich dem Meer tschüss gesagt und bin los, denn ich musste ja einmal von Küste zu Küste, also einmal quer durchs Land. Leider hatte ich gestern Abend die falsche Strecke ins Navi eingegeben und so fehlte mir bei der Planung meiner Abfahrt eine halbe Stunde Polster. So fuhr ich bei Dauerregen etwas genervt gegen die Uhr an, denn ich wollte gern noch die Führung von Newgrange mitmachen bevor ich zum Flughafen fuhr. Nur dafür brauchte ich ja etwas Zeit und einen freien Slot in einer der halbstündlich startenden Touren. Am Ende stimmte auch die neue Angabe im Navi nicht, ich fuhr zu weit und kam zu spät dort an. Dachte ich. Ich wollte die 12:30 Uhr Tour machen, war aber erst um 12:45 Uhr dort. 13:00 Uhr war laut Internet voll. An der Kasse hieß es, die nächste freie Tour würde um 14:15 Uhr starten und eine Stunde dauern. Das hätte mit meinem Flug nicht mehr geklappt, weil ich noch 30 Minuten Fahrt zur Autovermietung und dann Transfer zum Flughafen hatte. Also hab ich zähneknirschend das Ticket nur für die Ausstellung ohne Besuch der Grabanlage genommen. Beim Ansehen der Ausstellung grummelte ich vor mich hin. Im Internet stand doch, 13:30 Uhr gäbe es auch noch Slots. Also zurück zur Kasse und fragen. Oh ja, hätte man ganz übersehen. Dann schnell los, der Bus fährt in 10 Minuten vom Parkplatz ab. Neues Ticket, Klo und los. Wir waren zu dritt auf der Tour, eine Ehepaar aus Belfast, ich und der Guide. Eine private Führung und wir haben eher ein Gespräch gehabt als einen Vortrag. Die Grabanlage ist älter als die Pyramiden und wird noch erforscht, ein Großteil ist noch nicht näher angeguckt oder begangen worden. Aber bei einem Durchmesser von 80 Metern geht man davon aus, dass da noch mehr unter der Erde versteckt ist als der aktuell zugängliche Gang ins Innere von 15-20 Metern Länge mit drei kleinen Abseiten. Der Gang war sehr eng und zum Teil niedrig. Und ich bin froh, dass wir nicht mit 15 Mann drinnen standen. Im März sollen die neusten Forschungsergebnisse vorgestellt werden. Das will ich mal verfolgen, das könnte spannend sein, denn man weiß erst ganz wenig darüber, wer dort begraben wurde und warum und warum das Ding so gebaut wurde wie es gebaut wurde und warum es noch mehr ähnliche Gebilde in der Umgebung gibt.
Das Auto abgeben ging dann ganz schnell. Ach, übrigens hatte ich ab mittags Sonne. War ja klar, dass die beiden Fahrttage die mit dem besten Wetter sind… :-D einmal musste ich total laut lachen: vor mir bog ein Auto mit Anhänger von einem Hof. Der Anhänger war ein Gitterkorb mit groben Maschen. Darin war ein riesiger Berg Mohrrüben. Immer wieder rutschten welche durch die Löcher auf die Straße vor mir. Und dann kamen Bodenwellen und der Berg machte jedes Mal einen Satz und ein Schwung Mohrrüben mehr verließ den Anhänger :-D keine sehr effiziente Transportmethode. Und einmal, kurz hinter Galway, gerade auf der Autobahn und im strömenden Regen, stand plötzlich ein paar Meter vor mir auf der Autobahn auf meiner Spur ein Wagen still. Am Heck standen dann auch noch zwei Frauen ratlos rum. Auf der Autobahn!!! Alle Autos konnten zum Glück noch rechtzeitig ausweichen und ich hab mit Warnblinker (kam als Einzige drauf und fand ihn sofort) dann die Autos hinter uns runter gedrosselt. Nachdem ich vorbei war sah ich im Rückspiegel, dass sie das Auto langsam auf den Standstreifen fuhren. Man man man. Wie kann man auf der Autobahn hinter seinem Auto stehen bleiben?!? Selbst in Irland fahren die Leute dort 120 km/h.
Was war noch? Eigentlich war’s das schon. Ich war am Ende traurig, mein Auto abzugeben. Brauche echt langsam eine Wohnung wo man ordentlich parken kann. Ich will ein Auto haben und mobil sein. Und ich war begeistert, wie leicht mir das Fahren gefallen ist. Nicht nur der Linksverkehr, sondern auch grundsätzlich das stundenlange Fahren. Denn das bin ich ja auch hier überhaupt nicht gewöhnt. Wüsste nicht mal, wann ich hier zuletzt Auto gefahren bin. Vor 2 oder 3 Jahren im Sommer mal 3 Tage. Oh. Und 2x 20 Minuten DriveNow, einmal im letzten Mai, einmal im letzten November :-D auf jeden Fall ist das trotzdem gut automatisiert und das freut mich sehr. Trotzdem war es natürlich anstrengend, alle Strecken allein zu fahren, auf den Weg zu achten, nebenbei etwas Landschaft zu gucken und mit Regen, Nebel, Dunkelheit, Steigung, Gefälle, Serpentinen, engen Straßen und all dem klarzukommen.
Daher werde ich heute auch sicher gut schlafen. Hab die Fotos noch immer nicht hochgeladen. Auf dem Flughafen war irgendwie keine Ruhe dafür. Mache ich morgen. Versprochen!
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