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Muchas gracias Cusco...
Hätte mir am 30. März, als ich gegen Abend aus Abancay nach Cusco fuhr, irgendwer gesagt, dass ich ein halbes Jahr in der einstigen Inka-Hauptstadt wohnen und dort sogar arbeiten würde, ich hätte ihn damals wohl für mindestens ein bisschen übergeschnappt gehalten. Doch stellte sich sehr sehr schnell heraus, dass mich diese Stadt fasziniert.
Es war immer eine Freude, zum Beispiel bei Señora Milagro im Mercado San Pedro vorbeizuschauen und einen frisch gepressten Orangensaft zu geniessen und nebenbei das typische Markttreiben zu beobachten. Oder bei Señor Nestor vom Imbiss La Bendita Gula einen Hamburger, Salchipapas oder auch nur eine frische Chica Morada (Erfrischungsgetränk aus rotem Mais) mit Apfelstücken zu trinken. Oder gegenüber bei Los Toldos Chicken ein Cuarto Pollo a la Brasa (1/4 Grillhähnchen) zu bestellen. Auch die beste Bäckerei Cuscos, die Panaderìa Don Pancho in der wahr immer wieder lecker - vor allem, wenn es die Croissants im Büro gab. Auch die Arbeit hat dazu beigetragen, dass ich die Zeit zwischen April und Oktober 2007 in Cusco immer in einer absolut positiven Erinnerung behalten werde. Die Atmosphäre im Büro mit Carlos, Norma und Ursula war immer gut und ich bin immer gern zur Arbeit gegangen. Dann war da noch die Sprachschule, wo man immer sichtlich willkommen ist und mit offenen Armen empfangen wird über die ich viele wirklich nette Menschen kennengelernt habe. Flor, mein Tandem, Alex und Noelia zum Beispiel aber auch die Schüler. Viele von ihnen werd ich immer mit dieser tollen Zeit hier verbringen. Überhaupt waren es in erster Linie die Menschen, die sehr dazu beigetragen haben, dass ich mich hier so wohl fühlen konnte. Neben den viel zu aufdringlichen Verkäufern und Schleppern im Zentrum werden mir vollen die Menschen in Erinnerung bleiben, die mich immer wieder mit offenen Armen empfangen haben, ehrliche Interesse gezeigt haben an meiner Person und mein Land oder mich einfach nur für einen Plausch im Restaurant an ihren Tisch eingeladen haben. Danke Cusco, Danke Cusqueños!
Die letzten Tage hier waren noch einmal sehr spannend. Vor allem der anstrengende Sonntag. Halb für die Arbeit, halb für mich selbst habe ich das Projekt einer holländischen Hilfsorganisation besucht, die in den Höhen der Anden Communidades (kleine Siedlungen) unterstützt. Wir fuhren nach Chimor, wobei der Weg dahin aus fünf Stunden Autofahrt über Staubpisten plus eineinhalb Stunden Fussmarsch bergauf bestand. Das Dorf ist mit Fahrzeugen nicht erreichbar, hier regieren noch Schweine, Schafe und Hühner auf den Wegen. Nicht nur dort, auch in den Häusern und Küchen. Meerschweinchen, Hasen und Menschen teilen sich also hier den Wohnraum. Dass dies nicht im Sinne der Hygiene ist - hier setzt das Projekt an. Tiere raus aus dem Wohnraum oder zumindest in eine seperate Ecke der Wohnung mit einem Käfig; der Bau von Klohäuschen; das Anlegen von Gärten und Lachszuchten sowie das "Aufräumen" des Hauses und das Wegschaffen von Müll waren die ersten Schritte, die den teilnehmenden Familien beigebracht wurden. Dabei musste bei Null angefangen werden, zum Beispiel wird in einer Info-Broschüre erklärt, warum man denn nach dem "Geschäft" seine Hände sauber machen sollte. Insgesamt ein wirklich sehr sehr interessanter, wenn auch anstrengender Ausflug, der mich eigentlich zum ersten Mal so wirklich in die andine Hochlandbevölkerung brachte. Auf Spanisch unterhalten war auch kaum möglich, sprechen die meisten doch nur die alte Inka-Sprache Quechua. Doch gleich welcher Sprache - die Leute in dem Ort waren allesamt Stolz darauf, was sie in den letzten Monaten verbessert haben, wissen aber auch, dass noch sehr sehr viel fehlt.
Ansonten war ich in der vergangenen Woche immer wieder mit Freunden unterwegs, fast jeden Abend waren wir irgendwo etwas essen, etwas trinken oder einfach nur ein Nacht-Eis essen. Diese letzte Woche war auf jeden Fall eine der schönsten Wochen hier, wenn auch immer wieder leichter Abschiedsschmerz aufkam. Aber nun freue ich mich in erster Linie auf die weitere Reise, die heute Abend zunächst für einige Tage nach La Paz gehen wird und dann für etwa zwei bis drei Wochen durch Bolivien führen wird.
Cuìdate, mi Cusco! Regresaré pronto!
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